Ohne Tränen träumen können,
von der Zeit, die nicht mehr hier,
und den Schatz darin erkennen -
füllt die Seele für und für.
Endlich auf den Grund zu blicken,
jetzt, da nichts den Blick mehr trübt,
und die Dankbarkeit zu pflücken,
hab' ich mühevoll geübt.
Durch das nie gekannte Klare
dringt ein Reichtum prall empor.
Und die abgelegten Jahre
treten nach und nach hervor.
Wahrlich, sie sind vollgesogen
mit Erinnerung an dich.
Habe sie ins Licht gezogen,
und sie strahlen wunderlich.
Zeigen eine neue Seite,
die ich - weil vor Trauer blind -
nie so sah, doch endlich, heute
sehe ich, wie reich sie sind.
Jetzt erkenne ich dahinter,
was du warst und immer bist.
Und der kalte Seelenwinter
ward vom Sommer fortgeküsst.
Eine Wärme (doch wie lange)
zieht durch meine Aderwelt.
Und im Fernen ist mir bange,
ob der Sommer ewig hält?
Was, wenn Schnee und Eiseskälte
wieder in die Stunde dringt?
"Schlage, Sommer, deine Zelte,
eh die Trauer Tränen bringt …"
© Bettina Lichtner