Es treibt die Zeit so schnell dahin,
und eh ich gerade lebend bin,
da hab' ich meinen Hut zu zieh'n
und mit dem Tode zu entflieh'n.
Er hält mich fest und reißt mich fort,
schnürt mittendrin mir Luft und Wort,
und lacht mich aus, weil ich gedacht,
er hätte einen Scherz gemacht.
Doch bitterernst ist seine Wahl.
Er fragt nicht "Kopf", er fragt nicht "Zahl".
Er kommt und schaut und siegt zuletzt
und hat des Lebens Punkt gesetzt.
Er hängt nichts dran, gibt nichts dazu.
Er drückt dir deine Äuglein zu
und faltet deine fleiß'ge Hand,
noch eh dein Herz Erfüllung fand.
Er fragt nicht, ob es dir beliebt,
dass er dich aus der Masse siebt.
Er fragt auch nicht, wie alt du bist
(weil 's Alter ihm belanglos ist).
Was scheren ihn Termin und Pflicht?
Und selbst das schönste Angesicht
hält ihn vom Handeln nicht zurück.
Er hat dein Leben nur im Blick.
Die sichere Vergänglichkeit
war immer schon ein Teil der Zeit.
Wohl dem, der seine Stund' genoss,
bevor er seine Augen schloss.
Und der dem Tod ein Schnippchen schlug,
weil er stets weise, sacht und klug
sein Leben - trotz der Endlichkeit -
zu leben wusste. Alle Zeit.
© Bettina Lichtner