Ich nahm das Gestern an die Hand
und stromerte durchs alte Land,
wo einst die Zeit die unsre war.
Und siehe, es war wunderbar.
Ich traf auf Tage, die vorbei.
Auf Wege, die von Schmerzen frei.
Auf jenes unbeschwerte Ich.
Und traf sogar auf dich und mich.
Wir lachten, wie wir sonst gelacht.
Wir machten, was wir sonst gemacht.
Wir fingen uns die Zeit zurück.
Und taumelten im trauten Glück.
Dann spürte ich auf meiner Haut,
dass Tränen liefen. Und mir graut,
denn plötzlich hielt mich fest und hart
die kalte Hand der Gegenwart.
Sie rüttelte mich wach und sprach:
"Häng' nicht den alten Zeiten nach.
Erinnern ist ja gut und schön,
doch muss das Leben weitergehn.
Noch stehst du selber mittendrin!
Es führt auch dich zum Himmel hin.
Dann hat die Seele ausgeweint,
weil wieder Herz und Herz vereint.
Doch bis der Tag gekommen ist,
und du in Gottes Händen bist,
versuche dich in neuer Freud
mit mir statt der Vergangenheit."
© Bettina Lichtner