Montag, 3. Oktober 2022

Grabschrift Med. Doct. Herrn Pauli Flemingi (1609-1640)

 


Grabschrift von ihm selbst auf seinem Totenbette gemacht, drei Tage vor seinem seligen Absterben:


Ich war an  Kunst und Gut und Stande groß und reich,

des Glückes lieber Sohn. Von Eltern guter Ehren,

frei, meine, kunte mich aus meinen Mitteln nehren.

Mein Schall floh überweit. Kein Landsmann sang mir gleich.


Von Reisen hochgepreist, für keiner Mühe bleich,

jung, wachsam, unbesorgt. Man wird mich nennen hören,

bis daß die letzte Glut dies alles wird verstören.

Dies, deutsche Klarien, dies ganze dank ich euch.


Verzeiht mir, ich bin's wert, Gott, Vater, Liebste, Freunde!

Ich sag euch gute Nacht und trete willig ab.

Sonst alles ist getan, bis an das schwarze Grab.


Was frei dem Tode steht, das tu er seinem Feinde.

Was bin ich viel besorgt, den Odem aufzugeben?

An mir ist minder nichts, das lebet, als mein Leben.



© Med. Doct. Pauli Flemingi (1609-1640)