Der Garten des Lebens
ist lieblich und schön.
Es keimen und sprossen
auf lachenden Höhn
in Tagen des Lenzes
der Blüten so viel !
Da treiben die Weste
manch fröhliches Spiel.
Ihr Spiel in den Wellen
des Grases ist schön.
O sieh, wie die Blumen
im Winde sich drehn !
Sie wiegen die Wipfel,
die Kelche so blau
und schütteln vom Wipfel,
vom Kelche den Tau.
Und Quellen der Freude,
so lieblich und hehr,
durchwässern den Garten
und rieseln einher.
Sie tanzen in Bächen
durch Blüten dahin,
durch Blüten des Maies
und murmeln und fliehn.
Doch währt es nicht ewig,
der Frühling entflieht;
die Blumen sind all', eh
wir wähnten, verblüht.
Das duftende Veilchen,
es duftet nicht lang,
und welkt es, dann wird 's mir
im Busen so bang !
Noch blühet der Garten,
noch säuselt der Wind
in Zweigen und Blüten
so kühlend, so lind !
Und führet im Kreisen
den Maiduft umher;
noch blühet der Garten
so lieblich und hehr !
Doch weh, wenn der Herbstwind
in Zweigen sich regt,
die Bäumchen entblättert,
die Blüten zerschlägt !
Wenn sinken im Winde
die Blumen hinab !
Wohl ist dann der Garten
des Lebens ein Grab.
Und weh, wenn der Frühling
des Lebens verfliegt,
die Quelle der Freuden
im Alter versiegt,
wenn darbet die Wonne
das Alter! ----- O, Freund !
Unfreundlich und düster
das Alter mir scheint.
Wir wallen den Garten
hinab und hinan;
noch rinnt uns die Quelle,
die gestern uns rann.
Weg Sorgen und Bangen,
das Unkraut, forthin,
solange die Blumen
des Lenzes uns blühn !
Und fallen sie unter
des Wallenden Tritt,
die duftenden Blumen,
so fallen wir mit !
Die Erde, der ehmals
das Veilchen entsproß,
die öffnet auch uns dann
den kühligen Schoß.
© Johann Aegidius Rosemann (1755-1830)