Samstag, 5. September 2015
Worte von Johannes G o s s n e r (1773-1858)
"Man soll nicht so sehr trauern über den Toten, denn er ist zur Ruhe gekommen. (Sir. 22,11). Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. Ihm leben sie alle. (Luc. 20,38). Selig sind die Toten, die im Herrn sterben; denn sie ruhen von ihrer Arbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach. (Offenb. 14,13)
So ruft uns die Schrift zu, in Hinsicht der Toten, und welchen besseren Trost könnte sie uns geben? Wir weinen wohl auch nicht eigentlich über die Toten, die im Herrn leben, sondern über uns, die wir noch im Sterbens-Leben zurückbleiben müssen. Denn es wäre töricht, wenn du, der du noch des Tages Hitze und Last trägst, den beweintest, der schon Feierabend machen durfte, der schon ruht von seiner Arbeit und daheim ist bei dem Herrn; wo keine Hitze auf ihn fallen, keine Sonne ihn stechen wird; wo alle Tränen und aller Schweiß abgetrocknet ist und bleibt in Ewigkeit. Es ist falsch, wenn wir sie die Toten nennen; sie leben, und wir sind noch im Todesleibe. Sie leben ihrem Gott, und ihr Gott lebt nun ganz in ihnen; denn Gott ist ein Gott der Lebendigen, der die, welche er zu sich nimmt, lebendig erhalten kann und wird in Ewigkeit. Der Gedanke an die Heimgegangenen, beim Herrn Lebenden, müsse dich also nicht töten, nicht niederschlagen, sondern beleben und aufrichten. Müsse dich nicht ins Grab zur verwesenden Hülle des Verblichenen beugen, sondern hinüber heben über Grab und Verwesung ins Land der Unsterblichkeit, in die Arme des Erlösers, in die Wohnungen des Vaters, wo sie ruhen, leben und herrlich sind, von wo sie hinüberwinken zu uns, und uns einladen, auffordern und ermuntern, auszuharren bis ans Ende, dass wir mit ihnen zusammenkommen und gleiche Herrlichkeit und Seligkeit genießen mögen."
(Johannes G o s s n e r, 1773-1858)