Schlafe, mein Kind! Mein Kind, schlaf ein!
Schlafe, mein totes Kindelein!
Hör, wie der Regen tropft traurig vom Dach,
bleich welken Kerzen im blinden Gemach.
Draußen der Vogel im Hag klagend ruft,
morgen, ach, betten sie dich in die Gruft.
Morgen schon decken dich Erde und Stein --- ---
Schlafe, mein totes Kindelein!
Schlafe, mein Kind! Mein Kind, schlaf ein!
Schlafe, mein totes Kindelein!
Gestern noch tanzte dein Lachen durchs Haus,
morgen schon trägt man zum Tor dich hinaus.
Wo einst dein Singen die Kammer durchweht,
schwankend im Dämmer dein Schatten nun steht.
Trüber, ach, werden die Tage nun sein --- ---
Schlafe, mein totes Kindelein!
Schlafe, mein Kind! Mein Kind, schlaf ein!
Schlafe, mein totes Kindelein!
Träum' deinen letzten, den dunkelsten Traum.
Wir, Kind, sind Frucht nur am heiligen Baum.
Wann wir uns lösen: ist alles bestimmt.
Er, der uns sendet und wieder uns nimmt:
Er ist der Becher, und er ist der Wein --- ---
Schlafe, mein totes Kindelein!
Schlafe, mein Kind! Mein Kind, schlaf ein!
Schlafe, mein totes Kindelein!
Woher wir kommen --- wir wissen es nicht.
Wohin wir wandern --- nur Nacht uns umflicht.
Dunkel ist alles, was sein wird und war,
wir sind wie Wind nur im rauschenden Jahr!
Gott in den Sternen ruht ewig allein --- ---
Schlafe, mein Totes! Mein Kind, schlaf ein!
(c) Diemar Moering (1902-1944)
