Wenn das Licht erlischt so plötzlich, unerwartet,
das eben noch im Raume freundlich um uns schien,
stehn wir erblindet da, erschüttert, tief umnachtet,
und fühlen keine Hand, die führet uns dorthin,
wo noch ein lichter Strahl die Dunkelheit durchdringt
und den erstarrten Sinnen neues Leben bringt.
Ich meine jenes Licht, das Licht der lieben Augen,
das unsres Lebens Glück, das unsre Sonne war;
wir stehn gebeugt am Grab, kein Trostwort will uns taugen,
und wissen unsre Welt nun aller Hoffnung bar.
Der Glaube ist 's allein, der Gottes Liebe sieht,
auch dann, wenn er der Allmacht Walten nicht versteht.
Wenn das Licht erlischt, das selbst wir sind auf Erden,
ob noch so klein, ja dennoch Licht und Geist von Gott,
dann wird vom Bann befreit das dunkle Auge werden,
der Seele Seligkeit besiegt des Leibes Tod;
das Licht, das nie erlischt, erweckt die toten Lider;
verklärt in ew'gem Glanz, sehn wir die Toten wieder.
(c) August von Nordheim (1813-1884)