Die Liebe höret nimmer auf, sie ist ewig. Sing 's zum Trost und zur Stärkung in dein Herz, wenn Sorgen es beschweren und bedrängen, wenn Tränen die Augen und Klagen den Mund füllen. Die Liebe höret nimmer auf. Das Menschenherz gibt Liebe und empfängt Liebe. Es ist reich und glücklich in ihr, aber öde, arm und traurig ohne sie. Ein Mensch ohne jegliche Liebe wäre das beklagenswerteste und elendste Geschöpf auf Erden. Lieben und geliebt zu werden ist ein Paradies auf Erden. Ein Fluss, je länger sein Lauf, desto voller und breiter sein Bett, weil andere Gewässer sich in ihn ergießen, und die Liebe, je länger sie genossen und geübt wird, nimmt auch zu an Tiefe, an Innigkeit, an Umfang. Ein Mensch kann, wenn er sonst zu jedem anderen Werke untauglich und unfähig wäre, doch noch das Eine: lieben und er tut es auch. Die Liebe höret nimmer auf. Die Heimgegangenen lieben herab und die Zurückbleibenden lieben hinauf. So höret die Liebe nimmer auf. Die Liebe macht ja auch glücklich im Himmel.
(c) L. F. Barth, Oberpfarrer in Gera 1873-1882
