Dienstag, 2. September 2025

Die Liebe ist ewig


 

Die Lieb' ist alles! Wer zu lieben weiß,

der kennt des Daseins ewig werten Preis.

In ihm ist Gott, er hat das Licht, die Kraft,

er hat den Glauben, hat die Wissenschaft.

Wer liebt, der lebt und gibt des Lebens Lust

all' dem, was er umschließt in seiner Brust.

Er teilet aus, sieht seinen Schatz nicht an,

er weiß es, dass er endlos geben kann.

Die Liebe hat nicht Zweifel, hat nicht Not,

die Sünde kennt sie nicht, und nicht den Tod.

Die Lieb' ist ewig! Und darum allein,

weil ich geliebt, werd' ich unsterblich sein.



(c) Friedrich Schleiermacher (1768-1834) 

Montag, 1. September 2025

Das Allertröstlichste


 


Das Allertröstlichste aber ist am Tode endlich noch dieses, dass er die Verstorbenen hinführt zum Genusse der ewigen Seligkeit, denn er ist es ja, welcher ihnen die Tore des Himmels auftut, und sie einführt in eine bessere Welt, in eine Welt, worin allein eine unveränderliche und vollkommene Freude und Glückseligkeit zu finden ist.


(unbekannt, 1824)

Der grimmig' Tod


 


Der grimmig' Tod mit seinem Pfeil

tut nach dem Leben zielen.

Sein' Bogen schießt er ab mit Eil'

und lässt mit sich nicht spielen.

Das Leben schwind't

wie Rauch im Wind,

kein Fleisch mag ihm entrinnen,

kein Gut noch Schatz

find't bei ihm Platz,

du musst mit ihm von hinnen.


Kein Mensch auf Erd' uns sagen kann,

wann wir von hinnen müssen;

wenn der Tod kommt und klopfet an,

so muss man ihm aufschließen. 

Er nimmt mit G'walt 

hin Jung und Alt,

tut sich vor niemand scheuen:

Des Königs Stab

bricht er bald ab

und führt ihn an den Reihen.


Vielleicht ist heut' der letzte Tag,

den du noch hast zu leben.

O Mensch, veracht' nicht, was ich sag:

nach Tugend sollst du streben ...



(c) Balthasar Biedernach (1533-1578)