Mittwoch, 25. Oktober 2017
Komm, Trost ...
Komm, Trost der Welt, du stille Nacht.
Wie steigst du von den Bergen sacht,
die Lüfte alle schlafen.
Ein Schiffer nur noch, wandermüd,
singt übers Meer sein Abendlied
zu Gottes Lob im Hafen.
Die Jahre wie die Wolken gehn,
und lassen mich hier einsam stehn,
die Welt hat mich vergessen.
Da tratst du wunderbar zu mir,
wenn ich beim Waldesrauschen hier
gedankenvoll gesessen.
O Trost der Welt, du stille Nacht.
Der Tag hat mich so müd gemacht,
das weite Meer schon dunkelt.
Lass ausruhn mich von Lust und Not,
bis dass das ewige Morgenrot
den stillen Wald durchfunkelt.
(c) Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff, 1788-1857
Donnerstag, 19. Oktober 2017
Nichts ist für immer da ...
"Nichts hat Bestand, nicht mal das Leid,
und selbst die größte Scheiße geht mal vorbei.
Lass es zu, dass die Zeit sich um dich kümmert.
Hör mir zu, mach es nicht noch schlimmer,
denn es gibt 'nen neuen Morgen,
'nen neuen Tag, ein neues Jahr.
Der Schmerz hat dich belogen,
nichts ist für immer da ..."
(Auszug aus dem Lied "Nichts ist für immer da" von den Böhsen Onkelz)
Montag, 16. Oktober 2017
Wir sollten uns vorbereiten
Der Tod ist der Wurm im Lebensapfel. Er ist der große Spielverderber, der alle Hoffnungen, Ziele, Träume, Freuden und Vergnügungen zunichte macht.
Es gab einmal einen Mann, der an der Börse unbedingt reich werden wollte. Als ihm dann von jemandem gesagt wurde, er habe einen Wunsch frei, wünschte er sich, einmal in die Zeitung desselben Tages im nächsten Jahr sehen zu können. Seine Absicht war natürlich, die in dem dazwischenliegenden Jahr am meisten gestiegenen Aktien zu kaufen. Als er die Zeitung bekam, freute er sich schon darüber, wie reich er bald sein würde. Dann fiel sein Blick plötzlich auf die Todesanzeigen, und dort fand er dann seinen eigenen Namen.
Der Tod ist unausweichlich. Wir sehen, wie andere vom Tod eingeholt werden, doch können wir uns nicht vorstellen, dass auch wir bald sterben könnten. Aber auch wir sind nicht immun gegen den Tod. Irgendwann wird er auch zu uns kommen.
Durch Leichenwagen, Leichenhäuser und Friedhöfe werden wir ständig daran erinnert. Eigentlich sollten wir uns inzwischen an die Tatsache des Todes gewöhnt haben, denn auch immer dann, wenn wir uns schlafen legen, stellen wir ein Bild des Todes dar. Der Körper schläft im Tod.
Viele Menschen wollen nicht an den Tod erinnert werden. In dem Moment, in dem ein Mensch stirbt, geht er Gott entgegen. Es ist ein Moment des vollen Bewusstseins und der ehrfürchtigen Erwartung. Hier mögen wir unsere Augen vielleicht noch vor der Realität verschließen, aber schon eine Minute nach dem Tod werden sie weit offen sein.
Es ist töricht, so zu tun, als würden wir niemals sterben. Es ist nicht nur sinnvoll, sondern absolut notwendig, dass wir uns dieser unvermeidlichen Tatsache offen und ehrlich stellen und uns auf diesen Moment vorbereiten.
(c) William McDonald, 1917-2007
Mittwoch, 11. Oktober 2017
Geistlicher Liedtext ( aus dem Jahre 1609)
Christus, der ist mein Leben.
Sterben ist mein Gewinn;
dem tu ich mich ergeben,
mit Fried' fahr' ich dahin.
Mit Freud' fahr ich von dannen
zu Christ, dem Bruder mein,
auf dass ich zu ihm komme
und ewig bei ihm sei.
Ich hab nun überwunden
Kreuz, Leiden, Angst und Not;
durch sein heilig fünf Wunden
bin ich versöhnt mit Gott.
Wenn meine Kräfte brechen,
mein Atem geht schwer aus,
und kann kein Wort mehr sprechen:
Herr, nimm mein Seufzen auf.
Wenn mein Herz und Gedanken
zergehn als wie ein Licht,
das hin und her tut wanken,
wenn ihm die Flamm gebricht:
alsdann fein sanft und stille,
Herr, lass mich schlafen ein
nach deinem Rat und Willen,
wann kommt mein Stündelein.
An dir lass gleich den Reben
mich bleiben allezeit
und ewig bei dir leben
in Himmelswonn und -freud.
(c) Melchior Vulpius, 1570-1615
Mittwoch, 4. Oktober 2017
Es ist gut ...
"Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit
nicht als etwas erscheint,
das uns verbraucht oder zerstört,
sondern als etwas, das uns vollendet."
(Antoine de Saint-Exupéry, 1900-1944)
Donnerstag, 17. August 2017
Wir sind des Herrn
"Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, ob wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn." (Römer 14, 8)
Allgewaltiger, allweiser und gnädiger Gott ! Wir liegen hier vor dir in großen Nöten, die uns nach deinem heiligen Willen betroffen haben. Da es dein Wille ist, dass wir in Leiden und Schmerzen unsere Tage zubringen, so wollen wir uns beugen unter deine gewaltige Hand. Wie du uns führst, so wollen wir gehen. Du allein weißt, warum wir leiden sollen. Du bist der beste Helfer in aller Not. Lebend oder sterben sind wir dein. Ach, dass wir in diesen Tagen recht erkennen möchten, was allein zu unserem Frieden dient. Alles, was die Welt uns vorspiegelt, ist doch nur Schein. Was sind der Welt Freuden und Zerstreuungen, der Menschen Schmeicheleien und Redensarten! Nur was wir dem Herrn Christo gelebt, ist wahrhaftiges Leben und verhilft zu seligem Sterben. Wer aber wollte nicht des eigenen Todes eingedenk sein, wenn er den Ernst des Lebens überall schaut. Ja, Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
Herr, lehr mich stets mein End bedenken,
und wenn ich einmal sterben muss,
die Seel in Jesu Wunden senken
und ja nicht sparen meine Buß.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut,
mach 's nur mit meinem Ende gut.
Amen.
(Seelsorger Karl Eichner, 1905)
Mittwoch, 16. August 2017
Ende heißt Ende
"Bevor meine Schwester Betsie im Konzentrationslager starb, empfing sie vom Herrn eine Vision, um mir den Auftrag zu zeigen, den ich nach dem Krieg ausführen sollte.
Als ich diese Aufgabe verlassen musste, erfüllte mich große Traurigkeit. Ich verfiel sogar in Depressionen, bis jemand mich darauf hinwies, dass die Bindung an einen Menschen, der gestorben ist, auch Sünde ist. Ich wurde davon befreit und der Herr schenkte mir großen Frieden."
"Herr, die Wünsche derer, die wir lieben, sind uns eine angenehme Bindung, aber nur so lange, als sie uns nicht davon abhalten, dein Werk zu tun. Hilf uns, Bindungen abzulegen, die nach deinem Willen zu Ende sein sollen."
(Corrie ten Boom, 1892-1983)
Mittwoch, 9. August 2017
Auf dem Weg
"... solange du noch bei ihm auf dem Weg bist." (Matth. 5, 25)
Wir sind auf dem Wege - mit diesem Wort beschreibt das Evangelium unser Leben. Unser Leben mit all seiner Mühe und Arbeit, seinem Ringen und Entsagen, seinen Tränen und seinen Freuden ein Weg. Wohin? Ins Grab? Soll das der Endpunkt eines Weges sein, an den Gott so viel Liebe und Treue gewendet hat? Soll das der Abschluss all unseres Tuns und Leidens sein?
Wie unser Leben von Gott ausgegangen ist, so muss es wieder zu Gott kommen. ER steht am Ende des Weges. Auf Ihn hin muss unser Leben seine Richtung nehmen, wenn es recht gelebt sein will. Mit dem Blick auf Ihn muss es sein Ziel, auch seinen Inhalt gewinnen.
Wir sind auf dem Wege, und am Ende des Weges wartet Gott auf uns, dem wir Verantwortung über unser Tun und Lassen geben müssen. Wer das bedenkt, der nutzt seine Zeit aus und sieht jeden Tag an als eine Gabe von Gott, aber auch als eine Aufgabe für Gott; der sorgt dafür, dass Gott seinem Leben Inhalt und Gehalt gibt, und alles, was nicht Gottes ist, das wirft er von sich; der trachtet danach, dass Jesu Bild in ihm immer mehr Gestalt gewinne und lässt sich vom Heiland weisen und sagen, wie er recht wandeln soll; der nimmt Jesu Leiden und Sterben in sein Leben, dass er Vergebung habe und Frieden erlange und die Gerechtigkeit besitze, die vor Gott gilt.
Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Aber lehre uns auch bedenken, dass wir leben können und leben sollen durch den, der gesagt hat: Ich lebe, und ihr sollt auch leben; auf dass wir selig werden! Amen.
(Dr. Paul Conrad, 1865-1927)
Freitag, 4. August 2017
Dienstag, 25. Juli 2017
Bewahrung
"Menschen, die dem Herrn die Treue halten, kommen um, aber niemanden kümmert das. Sie werden aus dem Leben gerissen, aber keiner schert sich darum. Der Herr will diese Menschen vor noch schlimmeren Zeiten bewahren. Sie haben ein aufrichtiges Leben geführt, nun ruhen sie in Frieden."
(Jesaja 57, 1+2)
Folgt mir
"Jeder, der mit mir gehen will, muss mir die Führung überlassen. ICH bin auf dem Fahrersitz - nicht ihr! Flieht nicht vor dem Leid, nehmt es an. Folgt mir, dann zeige ich euch wie. Selbsthilfe ist gar keine Hilfe. Opfer ist der Weg, mein Weg, um euch selbst, euer wahres Selbst zu finden. Was würde es nützen alles zu bekommen, was man will, und sich selbst, sein wahres Selbst zu verlieren?"
(Lukas 9, 23-25, Paraphrase nach The Message)
Danken
"Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat 's gegeben. Der Herr hat 's genommen. Der Name des Herrn sei gelobt." (Hiob 1, 21)
Die richtige Reaktion auf Leihabe ist Dankbarkeit. Wenn Sie dahin kommen zu erkennen, dass alle Dinge, die Sie besitzen, und alle Menschen, die Sie lieben, nur geliehen sind, dann werden Sie sich an diesen Leihgaben freuen können - nicht mit gierigem Festhalten, sondern mit Dankbarkeit. Sie und ich wissen wie Hiob, dass es Gott ist, der gibt und der nimmt. Und wenn er etwas wegnimmt und wir erkennen, wie viel Freude uns die Gabe gemacht hat - auch wenn diese Erkenntnis nur kurze Zeit anhält - dann kommen wir einen Schritt weiter auf dem Weg zum eigentlichen Wesen Gottes.
Könnten Sie sich bereit finden, Gott für etwas zu danken, das er Ihnen geliehen und wieder genommen hat?
"Seid immer fröhlich. Hört nicht auf zu beten. Was immer auch geschieht, seid dankbar, denn das ist Gottes Wille für euch, die ihr Christus Jesus angehört."
(1. Thess. 5, 16-18)
(Auszug aus dem Buch "An der Hoffnung festhalten" von Nancy Guthrie)
Sonntag, 23. Juli 2017
Trost im Leid
Des Herbstes Stürme wehten rau hernieder,
und was im Frühling heiter aufgeblüht,
und was im Sommer reifend aufgeglüht,
sie warfen es zur dunklen Erde wieder.
Der Frühling hat so manchen Traum geboren,
der lustig reifte in des Sommers Pracht.
Da sank der Reif in herbstlich rauer Nacht, ---
er ist dahin, verflattert und verloren.
"Schau", sprach der Pred'ger mit beredtem Munde,
"Schau Aennchen, wie der Herbst die Wälder schmückt,
noch wenig Tage und, was uns entzückt,
sinkt farblos nieder zu dem dunklen Grunde.
Es mag vergeh'n. Auf seines Schöpfers "Werde"
hebt bald ein neuer Frühling sich empor,
so schön, so sonnenglänzend wie zuvor.
Er ruht schon jetzt still keimend in der Erde.
Und wähnst du auch dir alles Glück verloren,
o traue mir, mein Kind, der vieles sah:
erscheint dir auch dein Herbst, dein Winter nah,
auch dir wird noch ein neuer Lenz geboren!
Nicht konnt' den Vater ich zurück dir halten,
der gestern nächtens gramvoll vor mich trat.
Nicht konnt' ich segnen seinen düstern Pfad,
doch er auch wandelt unter Gottes Walten.
Ich fühl' in mir so ein geheimes Hoffen,
das leise ist im Herzen mir erwacht, --
schon mancher kehrte heim aus Todes Nacht,
dem Höchsten sind gar viele Wege offen.
Sieh' Kind, ich habe größ'res Leid getragen,
und so wie ich wohl Menschen sonder Zahl.
Durch viele Jahre hat in herber Qual,
in wildem Zweifel dieses Herz geschlagen.
Mir starb mein Weib, mein Sohn an einem Tage.
Ich stand zerschmettert an der beiden Gruft.
Ich starrte sinnenleer in leere Luft,
in meinem Mund versiegte selbst die Klage.
Da wuchs empor, ein liebliches Geleite,
die Tochter mir so hold, so schön wie du.
Auch sie, mein Gott, auch sie ging bald zur Ruh,
nur wenig Jahre schritt sie mir zur Seite.
Ich fühlt' die Hand in meiner Hand erkalten.
Ich schaute in das liebliche Gesicht.
Die Tränen rannen mir, ich wusst' es nicht,
so hab' ich lange, lange sie gehalten.
Auf ihrem Antlitz lag des Himmels Frieden.
Sie neigte sich, kaum konnt' ich sie versteh'n:
"Ich will die Mutter von dir grüßen geh'n," ---
und meines Lebens Sonne war geschieden. ---
Du weinst, mein Kind, ja, das sind harte Jahre.
Schwer war der Schmerz, doch blieb er frei und rein.
Nicht sprechen will ich von der schlimmen Pein,
die vor der Zeit gebleicht des Mannes Haare:
"Wie einst der Freund, den du so hoch getragen,
so feige, so erbärmlich dich verließ,
als dich des Schicksals Hand zu Boden stieß,
das magst du einsam deinem Herzen klagen.
Dann schaust den Menschen du in seiner Kleinheit.
Du möchtest zweifeln an der ganzen Art,
wenn Widriges mit Widrigem sich paart,
wenn Feigheit Bündnis schließt mit der Gemeinheit.
Dann mag es wohl die Sinne dir umnachten,
Verrat umsponnen unter Lug und Trug,
und zu der Lippe drängt sich dir der Fluch,
dann wird 's die leicht die Menschen zu verachten.
Doch wohl dir, tritt dann ohne Furcht und Tadel,
ein edler Kämpfer mutig für dich ein,
er hat gerettet dir dein bestes Sein,
den stolzen Glauben an der Menschheit Adel!"
So wie ein Seher hatte er gesprochen,
die Hand erhoben zu des Himmels Licht.
Und wie Verklärung lag 's auf dem Gesicht,
vom Leid gebeugt, doch nicht vom Leid gebrochen.
Wohl fühlte Aennchen mächtig sich durchschauern,
still betend hatte sie das Haupt geneigt.
Wie klein entschwand, was ihren Geist gebeugt,
in dieses stolz getrag'ne, große Trauern.
(Hermann Julius Böhnke, 1842-1909, Lehrer in Oldenburg)
Samstag, 22. Juli 2017
Vom besten zum besseren Leben
Es jammere, wer nicht glaubt.
Ich will mich stillen.
Mir fällt kein Haar vom Haupt
ohn' Gottes Willen.
In Jesus hab ich hier
das beste Leben.
Und sterb' ich, wird er mir,
ein besseres geben.
(unbekannter Soldat, am 2. Weihnachtstag 1915, wissend, was er tat, als er sein Leben bei der Bergung eines verwundeten Kameraden opferte. Er betete obige Worte - verblutend - mit letzter Kraft).
Freitag, 21. Juli 2017
In Gottes Rat ergeben ...
In Gottes Rat ergeben,
verlass' ich gern die Welt.
Ich geh' zum bessern Leben,
sobald es ihm gefällt.
Was wär 's, das mich betrübte?
Dort schau' ich ewig den,
den meine Seele liebte,
noch eh ich ihn gesehn.
Er ruft zur Zeit der Schmerzen
uns voll Erbarmen zu:
Kommt her, beladne Herzen,
zu mir und findet Ruh'!
Dies Wort aus deinem Munde
lass, Herr, mich zu erfreun,
in meiner letzten Stunde
mir Geist und Leben sein.
Mit dir muss es mir glücken,
den Kampf zu überstehn.
Im gläubigen Entzücken
lass meine Seele sehn.
Wie im Gericht der Sünder
du mit dem Tode rangst,
und wie du, Überwinder,
allmächtig ihn bezwangst.
Der frohe Siegsgedanke:
Wo ist dein Stachel, Tod?,
stärk' mich, dass ich nicht wanke
in meiner Todesnot.
So ist, obgleich ich sterbe,
doch Sterben mein Gewinn.
Ich bin des Himmels Erbe;
dein Wort sagt, dass ich 's bin.
Du schriebst ins Buch des Lebens
auch meinen Namen ein.
Dein Blut kann nicht vergebens
für mich vergossen sein.
Dir trauet meine Seele.
Dich lobt, was in mir ist,
Erlöser meiner Seele,
der du die Liebe bist.
(Valerius Herberger, 1562-1627)
Donnerstag, 20. Juli 2017
Gott verletzt und verbindet ...
"Gott verletzt und verbindet; er zerschlägt und seine Hand heilt." (Hiob 5, 17+18)
Barmherziger Gott! Erquicke unsere Herzen durch die Erkenntnis, dass alle Leiden dieser Zeit nicht wert sind der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden. Brechen Leidenszeiten über uns herein, so kommen auch diese von Deiner Hand. Wir sollen dadurch geübt werden in der Geduld und geprüft werden im Glauben.
Ohne Trübsal keine Geduld. Geduld aber bringt Erfahrung. Erfahrung aber bringt Hoffnung. Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.
Dreieiniger Gott und Herr! Wir nehmen im Glauben alle Leiden aus Deiner Hand. Lass uns in denselben bewähret werden als Deine rechten Kinder. Amen."
(Seelsorger Karl Eichner, 1905)
Mittwoch, 19. Juli 2017
Denket doch ...
Denket doch, ihr Menschenkinder,
an den letzten Todestag!
Denket doch, ihr frechen Sünder,
an den letzten Zeigerschlag!
Heute sind wir frisch und stark,
morgen füllen wir den Sarg,
und die Ehre, die wir haben,
wird zugleich mit uns begraben.
Doch wir dumme Menschen sehen
nur was in die Augen fällt;
was nach diesem soll geschehen,
bleibt an seinem Ort gestellt;
an der Erde kleben wir,
leider über die Gebühr,
aber nach dem andern Leben
will der Geist sich nicht erheben.
Wo ihr euch nicht selber hasset,
ach, so legt die Torheit ab.
Was ist tut und was ihr lasset,
so gedenkt an euer Grab.
Ewiges Unglück und Glück
hängt an einem Augenblick.
Niemand kann uns Bürgen geben,
dass wir noch bis morgen leben.
Ungewissenhafte Leute
zittern vor des Todes Pein.
Gute Christen wollen heute
lieber aufgelöset sein.
Denn sie wissen, dass der Tod
ist ein Ausgang ihrer Not,
und gemalte Totenköpfe
sehn sie an als Blumentöpfe.
Vor der Sünde soll man zittern,
weil sie Gottes Zorn entzündt;
aber nicht vor Leichenbittern,
welche gute Boten sind.
Einmal müssen wir daran,
lieber bald dazu getan;
heute lasst uns lernen sterben,
dass wir morgen nicht verderben.
Was hilft doch ein langes Leben
ohne Buß und Besserung?
Wer nicht will nach Tugend streben,
ach, der sterbe lieber jung:
Unsre Bosheit nimmt nicht ab,
sondern mehrt sich bis ins Grab.
Frei von Sünden wird man nimmer,
mancher wird ja täglich schlimmer.
Dass doch nur ein Tag des Lebens
möchte frei von Lastern sein;
doch mein Wünschen ist vergebens,
unter uns ist niemand rein.
Man bleibt sündig von Natur
bei der neuen Kreatur!
Viele pflegen Scherz zu treiben,
wenn sie sich in Gott verschreiben.
Langes Leben, große Sünden!
Große Sünde, schwerer Tod!
Lernet das an einem Kinde,
dem ist Sterben keine Not.
Selig, wer bei guter Zeit
sich auf seinen Tod bereit',
und so oft die Glocke schläget,
seines Lebens Ziel erwäget.
Jede Patientenstube
kann euch eine Schule sein:
fährt an andrer in die Grube,
wahrlich, ihr müsst auch hinein.
Steht ihr auf, so sprecht zu Gott:
Heute kommt vielleicht der Tod!
Legt ihr euch, so führt im Munde:
Heute kommt vielleicht die Stunde.
Stündlich sprecht: In deine Hände,
Herr, befehl ich meinen Geist.
Dass euch nicht ein schnelles Ende
unverhofft von hinnen reißt.
Selig, wer sein Haus bestellt.
Gott kommt oft unangemeld't,
und des Menschen Sohn erscheinet
zu der Zeit, da man 's nicht meinet.
Das Gewissen schläft im Leben,
doch im Tode wacht es auf,
da sieht man vor Augen schweben
seinen ganzen Lebenslauf;
alle seine Kostbarkeit
gäbe man zur selben Zeit,
wenn man nur gescheh'ne Sachen
ungeschehen könnte machen.
Darum brauchet eure Gaben
dergestalt in dieser Zeit,
wie ihr wünscht getan zu haben,
wenn sich Leid und Seele scheid't;
Sterben ist kein Kinderspiel:
wer im Herren sterben will,
der muss ernstlich danach streben,
wie man soll im Herren leben.
Diese Welt geringe schätzen,
allen Lastern widerstehn,
an der Tugend sich ergötzen,
willig Gottes Wege gehn,
wahre Lebensbesserung,
stete Fleisches-Züchtigung,
sich verleugnen und mit Freuden
Schmach um Christi willen leiden;
das sind Regeln für Gesunde,
da man Zeit und Kräfte hat;
in der letzten Todesstunde
ist es insgemein zu spat.
Krankheit gleicht der Pilgrimschaft,
keines gibt dem Geiste Kraft;
beides macht auch bald ermüden
und verstört den Seelenfrieden.
Trauet nicht auf Seelenmessen,
die man den Verstorbenen hält;
Tode werden bald vergessen,
und der Baum liegt, wie er fällt;
ach, bestellt selbst euer Haus,
machet hier die Sachen aus,
fremde Bitten und Gebete
kommen hintennach zu späte.
Suchet Gott stets zu versöhnen,
greifet selbst nach Christi Blut!
Kein Gebet wird ja euch dienen,
wenn ihr keine Buße tut;
denkt ihr selber in der Zeit
nicht an eure Sterblichkeit,
wahrlich in der Grabeshöhle
sorgt kein Mensch für eure Seele.
Jetzt noch ist der Tag des Heiles
und die angenehme Zeit;
aber leider meistenteiles
lebt die Welt in Sicherheit!
Täglich ruft der treue Gott,
doch die Welt treibt ihren Spott;
ach, die Stunde wird verfließen
und Gott wird den Himmel schließen.
Da wird mancher nach dem Öle
erst bei Bräut'gams Ankunft gehn,
und da wird die arme Seele
vor der Türe müssen stehn;
darum haltet euch bereit,
füllt die Lampen in der Zeit,
sonst erschallt das Lied am Ende:
Weicht von mir, ihr Höllen-Brände.
In dem ganzen Bibelbuche
kommt mir nichts so schrecklich für,
als die Worte mit dem Spruche:
Ihr Verfluchten, weicht von mir!
Selig, wer davor erschrickt,
eh er noch den Tod erblickt:
Furcht und Zittern hier auf Erden
schafft, dass wir dort selig werden.
Hier in lauter Freuden schweben,
macht im Tode bittre Not,
doch auf Leid und traurig Leben
folgen Freuden nach dem Tod.
Drum weg Welt und Eitelkeit,
Kot ist eure Lustbarkeit
und erhebet eure Sinnen,
dass sie Christum lieb gewinnen.
Tötet eure bösen Glieder,
kreuzigt euer Fleisch und Blut;
drückt die böse Lust darnieder,
brecht dem Willen seinen Mut;
werdet Jesu Christo gleich,
nehmt sein Kreuz und Joch auf euch,
daran wird euch Christus kennen
und euch seine Jünger nennen.
Auf ein langes Leben harren,
da man täglich sterben kann,
das gehört für einen Narren,
nicht für einen klugen Mann.
Mancher spricht bei Geld und Gut:
Liebes Herz, sei wohlgemut,
und in vierundzwanzig Stunden
ist die Seele schon verschwunden.
Ach, wie oft hört man doch sagen,
dass ein Mensch entleibet sei;
ach, wie mancher wird erschlagen
oder bricht den Hals entzwei;
einen andern rührt der Schlag,
wohl am Spiel und Trinkgelag';
mancher schlummert ohne Sorgen
und erlebet nicht den Morgen.
Feuer, Wasser, Luft und Erden,
Blitz und Donner, Krieg und Pest,
müssen unsre Mörder werden,
wenn es Gott geschehen lässt;
niemand ist vom Tode frei,
nur die Art ist mancherlei;
insgemein sind unsre Stunden
einem Schatten gleich verschwunden.
Nach Verfließung dieses Lebens
hält Gott keine Gnadenwahl;
jener Reiche rief vergebens
in der Pein und in der Qual;
fremdes Bitten hilft euch nicht,
und wer weiß, ob 's auch geschicht:
also fallt in wahrer Buße
eurem Gotte selbst zu Fuße.
Sammelt euch durch wahren Glauben
einen Schatz, der ewig währt,
welchen euch kein Dieb kann rauben,
und den auch kein Rost verzehrt;
nichts ist Ehre, nichts ist Geld,
nichts ist Wollust, nichts ist Welt:
alles Trachten, alles Dichten
muss man auf die Seele richten.
Freunde machet euch in Zeiten
mit dem Mammon, den ihr habt.
Lasset von bedrängten Leuten
keinen Menschen unbegabt.
Christus nimmt die Wohltat an,
gleich als wär sie ihm getan,
und der armen Bettler Bitten
hilft euch in des Himmels Hütten.
Euer Wandel sei im Himmel,
da ist euer Bürgerrecht:
Lebt in diesem Weltgetümmel
unbekannt, gerecht und schlecht;
flieht vor aller Sklaverei,
machet eure Seele frei,
dass sie sich zu Gott erhebe
und hier als ein Fremdling lebe.
Diese Gnade zu erlangen,
sparet das Gebet ja nicht:
netzt mit Tränen eure Wangen,
bis dass Gott sein Herze bricht;
rufet Jesu Christo nach,
wie er dort am Kreuze sprach:
VATER! Nimm an meinem Ende
meine Seel' in deine Hände.
(Thomas von Kempen, 1380-1471)
Dienstag, 18. Juli 2017
Durch viel Trübsal
"Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen." (Apostelgeschichte 14, 22)
Wir m ü s s e n --- eine unwillkommene Botschaft; nichts ist uns verhasster als das Müssen. Durch viel Trübsal --- eine traurige Aussicht; gegen nichts sträuben wir uns mehr als gegen das Leiden. Doch der Schluss ist herrlich: ins Reich Gottes! Dieser fröhliche Klang am Ende verschlingt die schmerzlichen Vordertöne.
Schau doch auf das Ziel! Denk doch an das Ende! Wenn du durch wilde Brandung dich durchkämpfen musst, erinnere dich an den Friedenshafen, der deiner wartet. Wenn zwischen Sorgen und Särgen, durch Sturmeswetter und Trübsalsnächte, über Schutt und Geröll, an Schlünden und Abgründen vorbei dein Weg dich führt, denke an den Ausblick, der oben auf der Höhe dir zuteil wird.
Alle Großen im Reiche Gottes sind durch Leiden gereift und vollendet worden. Wo kämen Davids Psalmen her, wenn er nicht auch versuchet wär? Mit der Erziehung seiner Kinder nimmt es Gott besonders streng. Und der Anfänger und Vollender unseres Glaubens macht das Kreuz zum Siedesdenkmal.
Du bist ja nicht allein mit deinem Leid. Unzählige ziehen mit dir dieselbe Straße, die auch alle ihr Kreuz tragen müssen. Vor allem hast du ihn, den größten Kreuzträger aller Zeiten, der dir dein Kreuz tragen hilft.
Luther sagt: Gottes Wege sind wie ein hebräisches Buch; man muss sie von hinten lesen. Wie werden uns einst die Augen aufgehen, wenn wir rückwärts schauen auf unser Leben und beschämt erkennen: es ging doch durch viel Trübsal in das Reich Gottes!
Herr Jesu, der du dein Kreuz getragen hast, hilf uns unser Kreuz tragen. Und der du nach allem Leiden gekrönt bist mit ewiger Herrlichkeit, wir bitten dich, steh uns bei in unserem Kampf; halte, trage, tröste uns, dass wir wachen und beten und das Feld behalten und den Sieg gewinnen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir. Amen.
(Dr. Paul Conrad, 1865-1927)
Samstag, 15. Juli 2017
Wiedersehen
Wir, die wir noch eine Weile hierbleiben,
und dich so sehr geliebt haben,
spüren deine Nähe im Windhauch,
sehen deine leuchtenden Augen im Morgenrot,
wenn der Tau noch auf den Blumen liegt.
Dein Lächeln hinter dem funkelnden Sternenhimmel
lässt uns deinen Frieden ahnen.
Wir freuen uns auf das Wiedersehen.
(c) Hildegard Peresson
Freitag, 14. Juli 2017
Der letzte Feind ...
"Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod." (1. Korinther 15, 26)
Wie wollen wir dem Tod begegnen, diesem unerbittlichen Feind des Lebens? Wir stehen ihm wehrlos gegenüber. "Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen." Jede menschliche Hilfe versagt. In diese Hilflosigkeit hinein schreibt Paulus ein Wort voller Hoffnung. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Paulus spricht von dem Allerletzten, wenn Gott alles in allem sein wird. Dann werden die Toten, die im Namen Jesu entschlafen sind, mit ihm leben. Der Tod selbst aber muss sterben. Der Tod des Todes heißt "der andere Tod".
Was folgt daraus? Es ist sinnlos, sein Leben wegzuwerfen und sich in den Tod zu flüchten, wenn man meint, man könnte mit dem Leben nicht mehr fertigwerden. Der Tod ist keine Zuflucht. Er ist das Letzte. Zuflucht ist allein bei Gott. Der Tod muss alle wieder herausgeben, auf die er seine Knochenhand legte. Er hat nicht das letzte Wort. Es ist vielmehr sinnvoll, sich an den zu hängen und an den zu halten, der das letzte Wort hat, das ist Christus. Der ist stärker als der Tod. Der hat den Tod überwunden. Der hat zugesagt, dass er für alle, die an ihn glauben, Platz gemacht hat in der Herrlichkeit seines Vaters. Über die hat auch der andere Tod keine Macht. Sie sind frei vom Gericht am Ende der Tage, frei zu einem Leben in der Herrlichkeit Gottes. Es ist allein sinnvoll, sich nach dieser Herrlichkeit auszustrecken und alles andere, mag es auch noch so wichtig scheinen, an die zweite Stelle zu setzen. Das nimmt nicht nur die Furcht vor dem Tod, sondern auch die Angst vor dem Leben. Wie sollte man sonst in dieser Welt fröhlich seine Straße ziehen können?
Du unser Vater, du Gott der Lebendigen. Wir sagen dir Dank, dass du uns durch deinen lieben Sohn offenbart hast, was es um den Tod ist. Dich loben wir, Herr Christ, dass du dem Tode die Macht genommen hast und wir ihn nicht mehr fürchten müssen. Bewahre uns vor dem anderen Tode und schenke uns hier und dort dein Leben. Amen.
(Pastor Ernst Senf, 1892-?)
Donnerstag, 13. Juli 2017
Du ziehest und ich bleib
Was macht ihr, dass ihr weinet,
und brechet mir das Herz!
Im Herrn sind wir vereinet
und bleiben 's allerwärts:
Das Band, das uns verbindet,
löst weder Zeit noch Ort;
was in dem Herrn sich findet,
das währt in ihm auch fort.
Man reicht sich wohl die Hände,
als soll 's geschieden sein,
und bleibt doch ohne Ende
im innigsten Verein;
man sieht sich an, als sähe
man sich zum letzten Mal,
und bleibt in gleicher Nähe
dem Herrn doch überall.
Man spricht: ich hier, du dorten,
du ziehest und ich bleib,
und ist doch allerorten
ein Glied an e i n e m Leib;
man spricht vom Scheidewege
und grüßt sich einmal noch,
und geht auf e i n e m Wege
in gleicher Richtung doch.
Was sollen wir nun weinen,
und gar so traurig sehn,
wir kennen ja den Einen,
mit dem wir alle gehn
in e i n e r Hut und Pflege,
geführt von e i n e r Hand,
auf e i n e m sichern Wege
ins e i n e Vaterland.
So sei denn diese Stunde
nicht schwerem Trauerleid,
nein, einem neuen Bunde
mit unserem Herrn geweiht.
Wenn wir uns ihn erkoren
zu unserem höchsten Gut,
sind wir uns nicht verloren,
wie weh auch Scheiden tut,
wie weh auch Scheiden tut ...
(Carl Johann Philipp Spitta, 1801-1859)
Mittwoch, 12. Juli 2017
Geistlicher Liedtext von Benjamin Schmolck
Himmelan geht unsre Bahn.
Wir sind Gäste nur auf Erden,
bis wir dort nach Kanaan
durch die Wüste kommen werden.
Hier ist unser Pilgrimstand,
droben unser Vaterland.
Himmelan schwing dich, mein Geist,
denn du bist ein himmlisch' Wesen,
und kannst das, was irdisch heißt,
nicht zu deinem Zweck erlesen.
Ein von Gott erleucht'ter Sinn
kehrt zu seinem Ursprung hin.
Himmelan! Mein Glaube zeigt
mir das schöne Los von ferne,
dass mein Herz schon aufwärts steigt
über Sonne, Mond und Sterne;
denn ihr Licht ist viel zu klein
gegen jenen Glanz und Schein.
Himmelan wird mich der Tod
in die rechte Heimat führen,
da ich über alle Not
ewig werde triumphieren.
Jesus geht mir selbst voran,
dass ich freudig folgen kann.
Himmelan, ja, himmelan!
Das soll meine Losung bleiben.
Ich will allen eitlen Wahn
durch die Himmelslust vertreiben.
Himmelan steht nur mein Sinn,
bis ich in dem Himmel bin.
(Benjamin Schmolck, 1672-1737)
Dienstag, 11. Juli 2017
Geburtswehen
Der Apostel Paulus war einer der weitest gereisten Männer seiner Zeit. Aber er hat uns keine Schilderungen von Naturschönheiten gegeben. Was der oberflächliche Mensch nicht sieht und nicht hört, hat er geschaut und vernommen. Hinter dem farbenprächtigen Schleier blühenden Lebens sah er eine Welt scheinbar sinnloser Grausamkeit. Aus der gesamten Schöpfung hörte er ein leises Schluchzen und ein tiefes Seufzen nach Erlösung. So geht ein stilles Weinen, soweit die lieben Sternlein scheinen, durch alle Adern der Natur. Aber das machte ihn nicht schwermütig und verzagt. Er sah das Harte und Widerspruchsvolle in der Schöpfung, aber das war ihm nichts Endgültiges, sondern etwas Unerlöstes, das der Erlösung harrt. Er erkannte den wilden Kampf ums Dasein überall; aber das war ihm nicht gottgewollte Notwendigkeit, sondern etwas, was aufhören soll und wird. Er fühlte den tiefen Hauch der Schwermut; aber er wusste, dass das anders werden würde. Ihm war die Welt nicht grausame Härte, nicht sinnloser Zufall, sondern sie war ihm Gottes Welt, und die Leiden dieser Welt waren ihm die Geburtswehen eines höheren Lebens. Im Glauben sah er schon die Nebel der Nacht sinken und mit hellem Strahl schien ihm der heraufkommende Tag der Erlösung ins Herz.
Wenn wir doch diesen Glauben hätten! Wenn wir doch über den Trümmern den Bogen des Friedens in den Wolken sähen! Wenn wir uns in der Nacht und Not das doch immer sagten: Die Zeit ist schnell, und die Zukunft ist hell, und hinter der Zeit leuchtet die selige Ewigkeit! Herz, freu dich, du sollst frei werden vom Elend dieser Erden!
Herr, lass uns nicht verzagen im Leid. Bewahre uns vor Verbitterung. Lass uns in der Nacht deine Sterne leuchten, und mach uns froh und fest in der Hoffnung auf deine Erlösung. Amen.
(Dr. Paul Conrad, 1865-1927)
Montag, 10. Juli 2017
Die Nacht ist lang ...
Still und einsam dämmern Gottes Sterne,
ruhig liegt die Finsternis im Tal.
Und des Lebens bunte Freudenbühne
wandelt sich zum schwarzen Trauersaal.
Falbe Blätter säuseln im Gebüsche,
wenn die Abendlust vom Berge zieht;
kalter Tau sinkt auf die Wiese nieder
und die blasse Herbstzeitlose blüht.
Alles, alles eilt zu seinem Ende,
überall erscheint die Sterblichkeit
mit dem welken Kranze an der Harfe.
"So vergeht des Lebens Herrlichkeit!"
Ach! Die Zeit weht über Stoppelfelder
eine Hoffnung nach der andern hin,
und die Menschheit schläft in ihren Gräbern
ohne Sorge, ohne Traum und Sinn.
Schlafet wohl, ihr, die ihr hier gewesen,
wo jetzt eure Kindeskinder sind;
ruhet wohl, ihr, die ihr hingegangen,
wo des Todes große Sanduhr rinnt.
Alles stirbt! Ich will das Grab nicht fürchten!
Zwar ist 's finster, und die Nacht ist lang.
Doch wer weiß, wie lang die Toten schlafen?
Wer vernimmt den leisen Himmelsgang?
Wenn der Grabgesang ins Tal verhallet,
bricht vielleicht schon euer Morgen an.
Ihr erwachet - und die Sonne rötet
Wald und Berge dort in Kanaan.
Herr des Lebens, lass mich fröhlich wandeln,
weil noch Blut und Leben in mir fließt!
Herr des Todes, lass mich fröhlich scheiden,
wenn die letzte Nacht mein Auge schließt.
Oft will ich an jene Stunde denken,
wo die Welt mit ihrem Glanz entflieht;
oft will ich den neuen Morgen segnen,
wo der Geist in seine Heimat zieht.
Gott, dir leb ich! Gott, dir will ich sterben!
Und dein Bote wird nicht schrecklich sein;
friedlich wirst du deinen Engel senden,
und ich schlaf in seinen Armen ein.
(Johann Heinrich Wilhelm Witschel, 1769-1847)
Samstag, 8. Juli 2017
Gold im Gestein
Die Menschen hätten - bei einiger Einfalt und Freude am Wirklichen - nie auf den Gedanken kommen brauchen, dass sie das, womit sie sich wahrhaft verbanden, irgendwann wieder verlieren könnten. Kein Sternbild steht so zusammen.
Nichts Getanes ist so unwiderruflich wie menschlicher Zusammenhang, der ja schon im Augenblick, wo er sichtbar sich schließt, stärker und gewaltiger im Unsichtbaren vor sich geht .... im Tiefsten, dort, wo unser Dasein so dauernd ist wie Gold im Gestein, beständiger als ein Stern.
(Friedrich Hebbel)
Freitag, 7. Juli 2017
Eine neue Welt ...
Es war die letzte Nacht und nah das Ende.
Wir küssten dir die zarten weißen Hände.
Du sprachst "Lebt wohl", in deiner stillen Weise,
und "Oh, die schönen Blumen!" riefst du leise.
Dann war 's vorbei. Die großen Augensterne
weit, unbeweglich, starrten in die Ferne.
Indes um deine Lippen, halbgeschlossen,
ein kindlich ernstes Lächeln ausgegossen.
So lagst du da, als hättest du entzückt
und staunend eine neue Welt erblickt.
(Wilhelm Busch)
Donnerstag, 6. Juli 2017
Überreich
Wahre Religion gibt Kraft und Halt in jenen Stunden, wo alles andere versagt. Wenn alles, worauf wir stolz waren, uns im Stich lässt; wenn Leid unsere Seele umdüstert und Verluste unser Herz erschüttern, dann zeigt sich die alles überwindende Kraft des Glaubens. Wenn Himmel und Erde mein wären, und ich hätte keinen Gott, dann hätte ich nichts. Aber wenn ich alles entbehren müsste und hätte doch meinen Gott noch, dann wäre ich überreich: 'Herr, wenn ich nur dich habe!'
(c) Dr. Paul Conrad (1865-1927)
Mittwoch, 5. Juli 2017
Das letzte Wort
Lukas 23, 46:
"Und Jesus rief laut und sprach: 'Vater, ich befehle meinen Geist in Deine Hände. Und als er das gesagt hatte, verschied er."
Hört man diese Worte, so klingen sie wie ein Gebet, wie eine Bitte an den ewigen Vater, dass Er sich Seines Sohnes in dem bevorstehenden Augenblick des Todes annehmen möge. Viele Tausende haben in ihren Sterbensnöten dem Herrn Jesus nachgesprochen. Viele haben auch in ihrem Leben gebetet, dass das letzte Wort Jesu ihr eigenes letztes Wort sein und werden möge.
Das letzte Wort des Herrn Jesu zeigt nicht bloß unser Ziel, sondern gibt uns auch den Weg an, dasselbe zu erreichen. Können wir auch nicht selbständig und mächtig, wie unser Herr, die Seele in des Vaters Hand legen, so haben wir doch die Erlaubnis und die Aussicht, unsere Seele in der sicheren Hoffnung der Erhörung in die Hände des Vaters betend zu befehlen. Wir werden Ihm nachfahren, Sein sein und ewig bleiben, wo Er ist. Das ist uns, die wir an den Herrn glauben, gewiss."
(c) Wilhelm Löhe (1808-1872)
Montag, 3. Juli 2017
Sonntag, 2. Juli 2017
Droben - der Stern
Der Tod, der Tod, er gibt die Tiefe und Weihe! Verachte ihn nicht, den treuen Gottesknecht. Wenn er bei dir zu Gaste kommt, holt dir dein liebes Kind, deinen liebsten Gemahl - ach, zürne ihm nicht, der dich nur weihen will, - und mit dem Toten macht er 's gut. Du starrst hinab in eine unermessliche Tiefe des Grams, aber am Grunde entdeckst du den heiligen Anblick: Gott in seiner Urmacht über alle Geburt. Leg dich nur voll Vertrauen der Urmacht in die Hände, lass ihren Willen weise walten. Der Gott, der da zu töten scheint, der tötet nicht: er trägt nur hinüber. Dich aber wollte er weihen, dich vertiefen, dass alles abfällt, was nicht vor seinen einfach-großen Anblick ernst bestehen kann. Der Tod ist nur die höchste Verwandlung seiner Liebeskraft. Gott nimmt so gerne die Maske Tod vors Gesicht, wenn er uns weihen will. Auch hinter der Maske Tod lebt Gottes Liebe. Stehe auf, Mensch, der hingesunken ist vor Gram. Den sein Geweine niederbeugte: stehe auf! Und stehe auf als einer, der geadelt ist, vertieft, geweiht vom Tode. Tod-Edler, stehe auf, und preise die Liebe!
Drunten die Gräber
und droben - der Stern.
(c) Pfarrer Karl Josef Friedrich (1888-1965)
Freitag, 30. Juni 2017
Seine Hand
Der Mensch lebt doch nur von dem, was aus dem Munde Gottes fließt und du wirst zugeben, mein Christ: aus dem Munde Gottes geht nicht das Schöne, Glanzvolle, aber das Echte und das, was den Hunger auf ewig stillt. Tröste einen Sterbenden mit Ästhetik! Tröste einen Verzweifelnden mit schönen, edlen Gedanken, und er wird dir für diese Schilderungen danken. Er begehrt die starke Hand Jesu, die feste und treue Hand, die den Sinkenden hält und den Sterbenden rettet. Es ist keine wohl gepflegte und keine schön gestaltete, aber es ist DIE Hand, die am Kreuz sich durchgraben ließ, damit wir Frieden hätten, die Hand voll Wunden zu unserem Heil.
(c) Hermann Bezzel (1861-1917)
Donnerstag, 29. Juni 2017
Trauerrede aus dem 19. Jahrhundert
Gesprochen von Hrn. Stud. theol. S t e u d e l von Tübingen
Trauergesang:
Am Grabe stehn wir stille
und säen Tränensaat,
des lieben Pilgers Hülle,
der ausgepilgert hat.
Er ist nun angekommen,
Wir pilgern noch dahin,
er ist nun angekommen,
der Tod war ihm Gewinn.
Der schmerzliche Trauerfall, welcher uns, meine Freunde, hergerufen hat zu dieser Stätte der Toten, hat gewiss in die Seele eines jeden von uns, die wir dem Entschlafenen, vor dessen Grabe wir stehen, als seine Freunde und Altersgenossen besonders nahe standen, tief eingeschnitten. Der liebe Freund, der in unser aller Herzen sich eine Stätte gewonnen hatte - er ist von unserer Seite weggerissen und seine sterbliche Hülle soll nun wiedergegeben werden der Erde, von der sie gekommen ist. Lasset mich, meine Freunde, sein Bild, das mir unauslöschlich eingedrückt bleiben wird, wie es unter uns und für uns sich darstellte, in wenigen Zügen uns vor die Augen halten.
Was uns an seinem Bilde vor allem wohltuend entgegentritt, ist die herzliche Liebe, mit welcher er uns zugetan war. Müssen wir es ja doch alle bezeugen, dass er, da er unter uns aus- und einging, was er hatte, nicht für sich behielt, sondern einem jeglichen mitteilte von dem, was die Gnade Gottes ihm geschenkt hatte. Als ein lebendiges Glied unseres gemeinschaftlichen Kreises teilte er allezeit Freude und Leid mit uns, ratend, wo einer des Rates bedurfte, tröstend, wo einer sich um Trost an ihn wagte, ermahnend, wo er eine Frucht zu schaffen hoffte, ausgleichend, wo entstandene Missklänge die Eintracht des Freundeskreises zu stören drohten. Selbst als ihn das notwendige Bedürfnis der elterlichen Pflege seit längerer Zeit unserem persönlichen Umgang entnommen hatte, weilte er noch mit seinem Geiste unter uns, indem er teilnehmend sich immer hineinzuversetzen suchte in alles, was unser Leben bewegte; und bis an sein Ende blieb es, so wohl es ihm war im Kreise der Seinigen, welchen er mit kindlicher und brüderlicher Liebe sich hingab, eine seiner frohesten Hoffnungen, wieder in unsern Kreis, in dem er sich so heimisch fühlte, zurückkehren zu dürfen. Diese Liebe, meine Freunde, sie war so innig, so warm und herzlich, weil sie nicht bloß bestand in jener natürlichen Zuneigung, die nur auf der Oberfläche des geistigen Wesens ihren Sitz hat, sondern einen tieferen Grund darin hatte, dass unser Freund seinen Heiland, den vor allen anderen Liebenswerten, liebgewonnen hatte. Dieser hatte nach seiner Barmherzigkeit ihn herausgerissen aus dem Dienste der Sünde, ihn ergriffen und er hat sich von der treuen Führershand ergreifen lassen. Die Liebe Gottes in Christo Jesu ward also in sein Herz ausgegossen und wirkte lebendig in ihm dahin, dass er sich selbst verleugnend dem Dienste der Liebe zu denen sich hingab, mit welchen er sich verbunden sah, als Glied des einen Leibes, dessen Haupt Christus ist. So nahm denn auch seine Liebe nicht ab, da er den persönlichen Umgang der Freunde vermissen musste, vielmehr, je mehr er durch die Trübsal der körperlichen Leiden geläutert seinem himmlischen Berufe entgegen reiste, desto inniger, reiner, heiliger wurde diese Liebe und gab sich als solche jedem dem Krankenlager des lieben Freundes sich Nahenden zu erkennen.
Dieselbe Gottesliebe war es auch, welche dem Entschlafenen jenen warmen Eifer für den heiligen Beruf mitteilte, zu dessen Führung er sich in unserer Mitte vorbereitete. In diesen Beruf der Verkündigung des herrlichen Evangeliums Jesu Christi sich hineinzuleben, das war seine höchste Freude; und die Treue und Gewissenhaftigkeit, mit welcher er unablässig forschte in der heiligen Schrift, mit welcher er besonders auch den Glaubensgrund der evangelischen Kirche in sich aufzunehmen bemüht war, ist nicht unbelohnt geblieben, indem er in so früher Zeit seines Lebens sich eine Festigkeit und Sicherheit der Überzeugung erwarb, welche ihm selbst gegenüber von solchen, denen er an Gaben nachstand, eine Überlegenheit des Geistes verschaffte. So war denn schon jetzt sein geistiges Leben eng verschlungen mit dem Leben der Gemeinde Christi, vor welcher zu zeugen von dem auch ihm wiederfahrenen Erbarmen Gottes er als seine höchste Lebensaufgabe ansah; mit ihr litt, mit ihr kämpfte, mit ihr freute er sich; ja so warm war seine Teilnahme an allem, was sie von innen und außen bewegte, dass er selbst durch die Gefahr, da und dort Anstoß zu erregen, sich nicht abhalten ließ, mit Entschiedenheit sich gegen alles auszusprechen, was ihm dem Reich Jesu Christi entgegenzuwirken und von dem Reich der Finsternis zu stammen schien.
Doch, meine Freunde, ich würde dem Sinne des Entschlafenen entgegenhandeln, wenn ich diese Vorzüge, welche er unter uns entwickelte, und welche ihm selbst gegenüber von solchen, die seine Überzeugung nicht teilten, Achtung verschafften, als s e i n e Vorzüge bezeichnete, er erkannte ja, nachdem er schon seit Jahren die köstliche Perle des Glaubens gefunden, sich selbst nur als einen Sünder, der nichts hatte, der, was er besaß, nur von der Gnade Gottes besaß - und darum sei auch hier nur gerühmt und gepriesen die göttliche Barmherzigkeit, die ihm das Licht des wahren Lebens hat aufgehen lassen, dass er wiedergeboren durch den göttlichen Geist, entnommen dem Dienste des Fleißes -, die Werke des Geistes vollbrachte.
Diese göttliche Barmherzigkeit hat sich auch an ihm in seinem letzten Kampfe verherrlicht, also, dass wir auch jetzt durch das düstere Bild des Todes doch überwältigend die Strahlen des göttlichen Lebens hindurchdringen sehen, vor dem der Tod weichen muss. Frühe nach menschlichen Gedanken, viel zu frühe für die ihn in Liebe Verbundenen, ist ihm des Lebens Ziel gesteckt worden: nicht mehr ward es ihm vergönnt, in Mitte einer ihm anvertrauten Gemeinde das Wort von der Versöhnung als ein Diener desselben zu verkündigen, und als Zeuge Christi der Kirche seine Kräfte hinzugeben, aber davon, dass das, was er ergriffen hatte im Glauben, auch wirklich der unbewegliche Grund der Hoffnung im Sterben sei, dass das Evangelium von der in Jesu Christo erschienenen Gnade und Wahrheit, dessen Bote er zu werden hoffte, allein Seligkeit bringe, davon hat er im Tode Zeugnis abgelegt, da er freudig hinschied im festen Vertrauen auf das auch ihm zu Teil gewordene ewige Erbarmen Gottes.
Wohl ist, meine Freunde, die Führung des Herrn eine dunkle, dass gerade dieser unser Freund in frischer Jugendkraft aus unserer Mitte weggerufen wurde, dieser, von welchem vor anderen zu hoffen war, dass er ein auserwähltes Rüstzeug werde in der Hand des Herrn, um viele zur Gerechtigkeit zu führen; aber eines kann uns doch gewiss sein, dass das Zeugnis, das er im Leben und im Tode von seinem Glauben abgelegt hat, ein Zeugnis f ü r u n s ist - und auch mit dem Entschlafenen bleiben wir dadurch eins und ehren dadurch vor allem sein Andenken, wenn wir beseelt von dem Geiste, der in ihm lebte, uns vor den Riss stellen, der durch seinen Hingang entstanden ist, und mit dem Schwerte des Geistes uns waffnend streiten für den König der Ehren, dem er so treu gedient hat. Also wird auch durch uns Der verherrlicht werden, der an ihm sich verherrlicht hat, aus dem Grabhügel, unter dem unser Freund ruht, wird eine Frucht des Lebens entsprossen, und an dem Tage, da die allmächtige Stimme des König der Lebendigen, alle, die seine Erscheinung lieb gehabt haben, zum großen Auferstehungsfeste zusammenruft, werden wir mit unserem teuren Entschlafenen Den preisen, der die Fesseln des Todes zerbrochen und als Lebensfürst regiert in Ewigkeit. Amen.
Schlussgesang:
Er trägt die Lebenskrone
und hebt die Palm' empor.
Und singt vor Gottes Throne
ein Lied im höhern Chor.
Wir armen Pilger gehen
hier noch im Tal umher,
bis wir uns wiedersehen
und selig sind, wie er.
Mittwoch, 28. Juni 2017
Unwiderruflich
Mit dem Tod tritt das Unwiderrufliche ein. Unser natürliches Leben erträgt das Unwiderrufliche nicht. Im Tod aber packt uns alle das Unwiderrufliche. Es packt uns unwiderruflich. Darum zerreißt es auch die Gemeinschaft unwiderruflich. Wir müssen die Unwiderruflichkeit des Todes anerkennen. Das geschieht bei den Totenreden aber sehr selten. Wir haben uns allerlei schöne Redensarten angewöhnt, bei denen wir uns nicht viel denken. Wir sagen, man werde den Toten "nie vergessen". Wir sagen, er "lebe weiter im Gedächtnis der Nachbleibenden". Wir sagen, "seine Werke leben weiter", "seine Ideen sicherten ihm die Unsterblichkeit", usw. Mit diesen Redensarten widerrufen wir die Unwiderruflichkeit des Todes, wenn wir die Redensarten ernst nehmen. Denn die moderne Welt kennt kein einziges Moment, welches den Tod wirklich aufhöbe. Den christlichen Glauben hat sie verloren. Sie redet zwar vom Weiterleben, aber über nebelhafte Vorstellungen kommt sie dabei nicht hinaus. Meistens sagt sie nur so etwas, um überhaupt etwas zu sagen und nicht das tun zu müssen, was eigentlich allein zu tun übrig bliebe: hoffnungslos zu schweigen.
(c) Theologe Hans Asmussen (1898-1968)
Dienstag, 27. Juni 2017
Sonntag, 19. Februar 2017
Keine Sonne mehr ....
Keine Sonne mehr. Kein Licht.
Finsternis, die Bände spricht.
Dunkelheit, die bange macht.
Keine Sonne mehr. Nur Nacht.
Deine Wärme. Wie sie fehlt.
Fühle mich so unbeseelt.
Unsre Zukunft? Aus. Vorbei.
Du bist tot. Ich vogelfrei?
Deine Nähe. Himmelweit.
Eben noch ein Weg zu zweit,
eben noch im trauten Glück,
bleibt mir nun der Blick zurück.
Deine Stimme. Ewig stumm.
Das Alleinsein bringt mich um.
In den Räumen hängt dein Duft,
und ich hänge in der Luft.
Deine Hände. Leblos. Leer.
Halten mich nun nimmermehr.
Ob ich 's schaffe ohne dich?
Jede Stunde ängstigt mich.
Keine Sonne mehr. Kein Licht.
Finsternis, die mich zerbricht.
Dunkelheit, die an mir nagt.
Ob es jemals wieder tagt?
(c) Bettina Lichtner
Samstag, 18. Februar 2017
Dem Leben zu
Taubenetzte Rosen liegen
auf dem Grab und schweigen still.
Dich in meinen Armen wiegen,
mich an deine Schulter schmiegen,
das ist alles, was ich will.
Warum leg' ich Blumen nieder,
die du sowieso nicht siehst?
Warum weine ich schon wieder?
Sehnsucht zieht durch meine Glieder,
als die alte Zeit mich grüßt.
Die Erinnerungen legen
wie ein Schiff im Hafen an.
Und sie werden mir zum Segen,
wenn mich Gram und Leid bewegen.
Segen, der mich trösten kann.
Und sie breiten ihre Gaben
bunt und reichlich vor mir aus.
Wie an süßen Honigwaben
will mein Herz sich daran laben.
Und ein Danken strömt hinaus ...
Und ein Lächeln huscht ganz leise
übers Grab. Dem Leben zu.
Du bist da - auf andre Weise.
Es ist eine Seelenreise!
Aber keine Seelenruh'.
(c) Bettina Lichtner
Mittwoch, 1. Februar 2017
Nach diesen schönen Tagen
Sollt ich denn nicht fröhlich sein,
ich beglücktes Schäfelein?
Denn nach diesen schönen Tagen
werden Engel heim mich tragen
in des Hirten Arm und Schoß.
Amen, ja mein Glück ist groß!
(aus einem Kinderlied von Henriette Marie Luise von Hayn, 1724-1782)
Montag, 30. Januar 2017
Geistlicher Liedtext
Mein Herz, gib dich zufrieden
und bleibe ganz geschieden
von Sorge, Furcht und Gram!
Die Not, die dich jetzt drücket,
hat Gott dir zugeschicket;
sei still und halt dich wie ein Lamm!
Mit Sorgen und mit Zagen
und unmutsvollen Klagen
häufst du nur deine Pein.
Durch Stillesein und Hoffen
wird, was dich jetzt betroffen,
erträglich, sanft und lieblich sein.
Kann 's doch nicht ewig währen;
oft hat Gott unsre Zähren,
eh man 's meint, abgewischt,
wenn 's bei uns heißt: Wie lange
wird mir so angst und bange!
So hat er Leib und Seel erfrischt.
Gott pflegt es so zu machen,
nach Weinen schafft er Lachen,
nach Regen Sonnenschein;
nach rauen Wintertagen
muss uns der Lenz behagen;
er führt in Höll und Himmel ein.
Indes ist abgemessen
die Last, die uns soll pressen,
auf dass wir werden klein.
Was aber nicht zu tragen,
darf sich nicht an uns wagen,
und sollt 's auch nur ein Quentlein sein.
Denn es sind Liebesschläge,
wenn ich es recht erwäge,
womit er uns belegt.
Nicht Schwerter, sondern Ruten
sind 's, damit Gott zum Guten
die Seinigen hienieden schlägt.
Er will uns dadurch ziehen
zu Kindern, die da fliehen
das, was ihm missbehagt,
den alten Menschen schwächen,
den Eigenwillen brechen,
die Lust ertöten, die uns plagt.
Er will uns dadurch lehren,
wie wir ihn sollen ehren
mit Glauben und Geduld.
Und sollt er uns in Nöten
auch lassen, ja gar töten,
uns doch getrösten seiner Huld.
Denn was will uns auch scheiden
von Gott und seinen Freuden,
dazu er uns versehn?
Man lebe oder sterbe,
so bleibet uns das Erbe
des Himmels ewiglich doch stehn.
Ist Christus unser Leben,
so muss uns, seinen Reben,
der Tod sein ein Gewinn.
Er mag die Leibeshöhle
zerbrechen, doch die Seele
fliegt auf zum Bau des Himmels hin.
Drum gib dich ganz zufrieden,
mein Herz, und bleib geschieden
von Sorge, Furcht und Leid!
Vielleicht wird Gott bald senden,
die dich auf ihren Händen
hintragen in die Herrlichkeit.
(Johann Anastasius Freylinghausen, 1670-1739)
Abonnieren
Posts (Atom)