Dienstag, 18. Juli 2017

Durch viel Trübsal


"Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen." (Apostelgeschichte 14, 22)


Wir   m ü s s e n  --- eine unwillkommene Botschaft; nichts ist uns verhasster als das Müssen. Durch viel Trübsal --- eine traurige Aussicht; gegen nichts sträuben wir uns mehr als gegen das Leiden. Doch der Schluss ist herrlich: ins Reich Gottes! Dieser fröhliche Klang am Ende verschlingt die schmerzlichen Vordertöne.
Schau doch auf das Ziel! Denk doch an das Ende! Wenn du durch wilde Brandung dich durchkämpfen  musst, erinnere dich an den Friedenshafen, der deiner wartet. Wenn zwischen Sorgen und Särgen, durch Sturmeswetter und Trübsalsnächte, über Schutt und Geröll, an Schlünden und Abgründen vorbei dein Weg dich führt, denke an den Ausblick, der oben auf der Höhe dir zuteil wird.
Alle Großen im Reiche Gottes sind durch Leiden gereift und vollendet worden. Wo kämen Davids Psalmen her, wenn er nicht auch versuchet wär? Mit der Erziehung seiner Kinder nimmt es Gott besonders streng. Und der Anfänger und Vollender unseres Glaubens macht das Kreuz zum Siedesdenkmal.
Du bist ja nicht allein mit deinem Leid. Unzählige ziehen mit dir dieselbe Straße, die auch alle ihr Kreuz tragen müssen. Vor allem hast du ihn, den größten Kreuzträger aller Zeiten, der dir dein Kreuz tragen hilft.
Luther sagt: Gottes Wege sind wie ein hebräisches Buch; man muss sie von hinten lesen. Wie werden uns einst die Augen aufgehen, wenn wir rückwärts schauen auf unser Leben und beschämt erkennen: es ging doch durch viel Trübsal in das Reich Gottes!

Herr Jesu, der du dein Kreuz getragen hast, hilf uns unser Kreuz tragen. Und der du nach allem Leiden gekrönt bist mit ewiger Herrlichkeit, wir bitten dich, steh uns bei in unserem Kampf; halte, trage, tröste uns, dass wir wachen und beten und das Feld behalten und den Sieg gewinnen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir. Amen.


(Dr. Paul Conrad, 1865-1927)