Mittwoch, 28. Juni 2017

Unwiderruflich


Mit dem Tod tritt das Unwiderrufliche ein. Unser natürliches Leben erträgt das Unwiderrufliche nicht.  Im Tod aber packt uns alle das Unwiderrufliche. Es packt uns unwiderruflich. Darum zerreißt es auch die Gemeinschaft unwiderruflich. Wir müssen die Unwiderruflichkeit des Todes anerkennen. Das geschieht bei den Totenreden aber sehr selten. Wir haben uns allerlei schöne Redensarten angewöhnt, bei denen wir uns nicht viel denken. Wir sagen, man werde den Toten "nie vergessen". Wir sagen, er "lebe weiter im Gedächtnis der Nachbleibenden". Wir sagen, "seine Werke leben weiter", "seine Ideen sicherten ihm die Unsterblichkeit", usw.  Mit diesen Redensarten widerrufen wir die Unwiderruflichkeit des Todes, wenn wir die Redensarten ernst nehmen. Denn die moderne Welt kennt kein einziges Moment, welches den Tod wirklich aufhöbe. Den christlichen Glauben hat sie verloren. Sie redet zwar vom Weiterleben, aber über nebelhafte Vorstellungen kommt sie dabei nicht hinaus. Meistens sagt sie nur so etwas, um überhaupt etwas zu sagen und nicht das tun zu müssen, was eigentlich allein zu tun übrig bliebe: hoffnungslos zu schweigen.


(c) Theologe Hans Asmussen (1898-1968)