Mittwoch, 4. April 2018
Trösten kann nur einer
"Gott, tröste uns und lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir." (Psalm 80, 4)
Um Trost ist mir sehr bange ---- wie eine Totenklage klingt das durch die Lande. Auch die mitleidigsten und wohlmeinendsten Menschen können da nicht helfen. Sie können nur die Hand drücken und ins Auge schauen und können weinen mit den Weinenden; aber trösten können sie nicht. Das kann nur der, der sich selber den Gott aller Barmherzigkeit und alles Trostes nennt. An ihn müssen wir uns wenden mit dem Gebet, das dreimal in unserem Psalm so herzbeweglich wiederklingt Gott, tröste uns und lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir.
Gott will sich nicht vergeblich bitten lassen. Jeder Ruf zu ihm ist schon eine Berührung seiner Kraft. Jede wirkliche Sehnsucht nach ihm schlägt zwischen ihm und unserer Seele eine Brücke, auf der Trost und Friede zu uns kommen. Die Schwachheit richtet sich an ihm empor, und der Versinkende fühlt die barmherzige Hand, die sich ihm entgegenstreckt. "Es ist etwas unendlich Großes, wenn eine kranke und verzagte Seele das Angesicht Gottes wiederfindet, wenn sie durch Nebel und Zweifel hindurch sagen kann: Du lebst doch! Eine solche Seele ist allein durch ihren Glauben kräftig und mitten in ihrer Drangsal selig." Für sie gibt es kein ungetröstetes Elend mehr. Sie hat in aller Not doch einen Halt und fühlt bei aller Schwachheit doch eine stützende Kraft. Ihr geht es wie Jakob, dem nach langer trauervoller Nacht die Sonne aufging und der nun danken konnte: ich habe den Herrn gesehen, und meine Seele ist genesen!
Lieber Gott, gütiger Vater. Lass deiner Gnade alles anbefohlen sein, was uns bekümmert und traurig macht. Tue an denen, die heimgesucht worden sind, das Wunder, dass du sie erhebst zu Trost und Frieden. Trockne ihre Tränen, stille ihre Seufzer, schenke Ruhe ihren beunruhigten Herzen und lass sie Erquickung finden in der Macht deiner Liebe. Amen.
(c) Dr. Paul Conrad, 1865-1927