Sonntag, 15. April 2018

Du frommer Knecht



die letzten Tage des Herrn Johannes Daniel Falk, 1768-1826
(Verfasser des Weihnachtsliedes "O du fröhliche"):


Ei du frommer und getreuer Knecht - gehe ein zu deines Herrn Freude.


Falk gedachte an das Haus, da die Kinder lernten, vor dem Herrn zu leben und zu arbeiten, noch einen Saal zu bauen, da sie zu dem Herrn beten und vor ihm feiern sollten. Als er aber den Grundstein zu dem Betsaal legte und die ganze Anstalt dazu bekränzte, da befiel ihn eine Erkältung, die ihn aufs Krankenbett warf, das sein Sterbelager wurde. Sechs Wochen lang folterten die Schmerzen seinen Leib, also dass sich sein Blut in Eiter auflöste; aber sein Herz war still und fröhlich in seinem Gott. Innige Briefe an Freunde und entlassene Zöglinge, liebliche Lieder für die Sonntagsschulen schrieb er, oder ließ von seiner Tochter, die ihn pflegte, aufzeichnen, was er ihr in die Feder diktierte. Er wusste sein Ende nahe und sorgte nicht; wenn sie klagte, dass Er solle von ihnen genommen werden, so tröstete er: "Ich gehe nicht aus diesem Hause und will am Tore Schildwacht stehen und die bösen Buben von euch abwehren."

Noch einmal erholte er sich etwas, und 12 Wochen lang hofften die Seinen auf Genesung; da kamen die Schmerzen wieder, stärker als vorher; aber er klagte nicht. Sein Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen überwand Tod und Schmerzen, wie Er die Welt überwunden hatte. Noch 3 Tage vor seinem Heimgang vollende er ein Andachtsbüchlein, und zu der kurzen Schrift "Martin Luther in Volksliedern", die er vor seiner Krankheit verfasst, schrieb er 2 Tage vor dem Ende die Vorrede, als einen Gruß aus einer anderen Welt, in die er eingehen wollte. Durch dieses Vermächtnis wollte er dem deutschen Volk die großen Taten recht fasslich und bündig in die Seele schreiben, die Gott vor 300 Jahren unter ihm getan.

Am nächsten Tage ließ er seine Tochter sein Testament schreiben, das mit den Worten anhebt: "Meine arme Seele befehle ich Gott.", und das mit der Fürbitte für all die Seinen schließt. Er vereinigte sich durch das heil. Nachtmal aufs neue mit seinem Erlöser; dann brach das Auge, die Stimme versagte; er konnte nur noch lispeln: "Gott ---- volksfasslich ---- Glaube ---- kurz ---- Christus ---- Punktum." Seine Seele ging ein zu seines Herrn Freude am 14. Februar 1826, am Geburtstage der trauernden Witwe. Nach dreien Tagen trugen seine dankbaren Zöglinge die Hülle des Vaters zur Gruft, und wie der Sarg eingesenkt wurde, da sangen hundert Stimmen:

Lacht der finstern Erdengruft.
Lacht des Todes und der Höllen.
Denn ihr sollt euch durch die Luft
Eurem Heiland zugesellen.
Dann wird Schwachheit und Verdruss
liegen unter eurem Fuß.

Die Schrift auf seinem Grabe hat Falk selbst verfasst; sie lautet also:

Unter diesen grünen Linden
ist, durch Christus frei von Sünden,
Herr Johannes Falk zu finden.
An der Ostsee fernem Strande
ließ er Eltern und Verwandte,
da ihn Gott zur Ilme sandte.
Kinder, die aus fremden Städten
diesen stillen Ort betreten,
sollen also für ihn beten:
Ew'ger Vater, dir befehle
ich des Vaters arme Seele
hier in dunkler Grabeshöhle.
Weil er Kinder aufgenommen,
lass ihn ja mit allen Frommen
als dein Kind auch zu dir kommen.

Als unser Herr Christus von Maria gesalbt worden, da hat er befohlen, dass man aller Orten sagen solle zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. So will er 's von allen haben, die er berufen hat, in seinem Namen große Taten zu tun. Johannes Falk ist bisher in deutschen Landen wenig genannt worden; unter Hundert, die diese Geschichte lesen, hat kaum einer von ihm gehört. Und doch ist er es, der das Werk der rettenden und suchenden Liebe in unserem Land angefangen hat, das heute in hoher Blüte steht. Drum soll hinfort bei jedem, der dieses lieset, das Gedächtnis dieses Gerechten im Segen bleiben. Den besten Segen aber empfängt der, welcher aus der Geschichte des Johannes Falk die Stimme Jesu Christi vernimmt, der da spricht:

"Gehe hin und tue desgleichen."



(veröffentlicht 1868, Diakonissen-Anstalt Kaiserswerth)