Montag, 9. April 2018
Die ewige Liebe
Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen. (Psalm 31, 15+16)
Du bist mein Gott. Das sind nur vier Worte, und jedes Wort hat nur eine Silbe; und doch liegt darin alles, aller Trost und alle Kraft. Es heißt nicht: Du bist e i n Gott; das glauben die Teufel auch und zittern; nein, du bist m e i n Gott; das ist nicht ein Glaubenssatz im Kopfe, das ist vor allem ein Glaubensschatz im Herzen. Du, der Vater aller Herrlichkeit, du, der Gott alles Trostes, du bist mein, und ich, der arme, unreine, unruhvolle, hilfsbedürftige Mensch, ich bin dein --- wer so sagen kann, der hat alles, was ihm nottut.
Und wir dürfen so sagen, weil Gott selber es uns auf die Lippen gelegt hat und zu uns sprach: Ich bin der Herr, dein Gott. Vor allem, weil er seinen Sohn uns gab und sich damit selbst uns zu eigen gegeben hat, dürfen wir ihn unser eigen nennen, als gehörte er uns allein, und können fortfahren: Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nicht allein so ist das gemeint, als wäre nur die Dauer meiner Lebenszeit in seinen Händen, weil er am Webstuhl sitzt und den Faden spinnt und ihn abreißen kann, wenn er will; sondern alles, was unser Leben ausmacht, unsere Zeit mit allem, was sie bringt an Freud und Leid, alle Schickungen, die uns treffen, alle Nöte, die wir durchmachen --- alles steht in seinen Händen, und darum steht alles in guten Händen. Denn ein väterlicher Ratschluss waltet über uns, der treue Gott, der die ewige Weisheit und die ewige Liebe ist. Es sind barmherzige Hände, in denen wir geborgen sind.
Herr, halte uns an deiner Hand, und führe uns nach deinem Rat, und nimm uns endlich mit Ehren an. Amen.
(c) Dr. Paul Conrad, 1865-1927