Sonntag, 29. April 2018
Lebensfahrt
Über den Mond zog
ein silbernes Wölklein.
Tauchte auf,
tauchte nieder in Nacht,
und zieht einsam
mit lastender Fracht
über schweigende Himmel
wohin ---------- ?
(c) Walter Flex, 1887-1917
Kurze Stunden
So ist 's. Die Totenuhr wird niemals wandelbar.
Der Zeiger irret nicht, ihr Rad geht schnell und richtig.
Sie macht so Zeit als Mensch durch kurze Stunden flüchtig,
und stellt die Eitelkeit in ihrer Unruh dar.
Ihr tauber Glockenschlag ruft die Gewalt vom Throne,
den Degen aus der Schlacht, die Feder aus der Hand:
es geht fast in der Welt wie in Ägyptenland:
man findet nicht ein Haus, in dem kein Toter wohne.
(c) Johann Christian Günther, 1695-1723
Samstag, 28. April 2018
Was weint ihr?
Was steht ihr am Grabe
mit weinendem Blick?
Lasst Gott seine Gabe
und tretet zurück.
Von Ihm ist das Leben
zur Erde gekommen,
von Stürmen und Stößen umtobt.
Der Herr hat 's gegeben,
der Herr hat 's genommen,
der Name des Herrn sei gelobt.
Schaut auf zu den Sternen,
dort glänzt euer Glück.
In ewige Fernen
kehrt ihr einst zurück.
Aus wanderndem Leben
zur Heimat gekommen,
durch göttliches Leiden erprobt.
Der Herr hat 's gegeben,
der Herr hat 's genommen,
der Name des Herrn sei gelobt.
(c) Börries von Münchhausen, 1874-1945
Donnerstag, 26. April 2018
Atem ist Leben
Das erste, was ein Kind tut, wenn es geboren wird, ist einatmen.
Das letzte, was der Mensch tut, wenn er stirbt, ist ausatmen.
Das Leben beginnt mit dem Einatmen.
Und der Tod beginnt mit dem Ausatmen.
In jedem Augenblick wirst du mit dem Einatmen neu geboren,
und mit jedem Ausatmen stirbst du ...
(c) Osho, 1931-1990
Dienstag, 24. April 2018
Das Wesentliche
Welchen Unterschied macht es, ob man in diesem oder jenem Jahr geboren wurde? Inwiefern ist es wichtig, wann man stirbt? Wichtig ist nicht der Eintritt in diese Welt und auch nicht der Abschied. Das Kommen und Gehen ist unwesentlich.
Wesentlich ist das Sein.
(c) Osho, 1931-1990
für mich
Nichts im Leben passiert mir, sondern alles im Leben passiert für mich. Ich bin nicht durch meine Vergangenheit definiert. Gott hätte es nicht erlaubt, durchzugehen, wenn er keinen Zweck dafür hätte. Das Leben ist zu kurz, um eine Opfermentalität zu haben. Sage zu dir selbst:
Ich werde nicht bitter sein, ich werde besser sein.
(Verfasser unbekannt)
Montag, 23. April 2018
Gleich dem Tropfen
Der Tod, ihr Freunde, ja der Tod soll leben !
Ich hab' ein glühend Lied in tiefster Nacht
dem treusten Freund der Erde angefacht;
die Toten will ich und den Tod erheben !
Wir sind nur Kinder, die mit Widerstreben,
gleich Tropfen von dem Meer, sich losgemacht,
und die vom Tode werden heimgebracht
und liebend an das All zurückgegeben.
Vernichtung dünkt euch eine herbe Pille?
Doch - heischt das Element nicht diesen Zoll,
das Sterben würde unser eigner Wille.
Das Sterben macht das Leben ganz und voll.
Erst sei das Herz in unsrem Busen stille,
wenn 's in der Brust der Menschheit schlagen soll.
(c) Georg Herwegh, 1817-1875
Sonntag, 22. April 2018
Reisender Fremder
Ich bin nur ein armer reisender Fremder
auf der Reise durch diese Welt hier unten.
In jenem hellen Land, in das ich geh,
ist weder Krankheit noch Plage noch Gefahr.
Ich geh dorthin, um meinen Vater zu sehen
und all meine Lieben, die gegangen sind.
Ich gehe nur über den Jordan,
ich gehe nur hinüber nach Haus ...
Ich weiß, dass sich dunkle Wolken um mich sammeln.
Ich weiß, mein Weg ist hart und steil.
Doch vor mir erheben sich schöne Felder,
wo die Erlösten Gottes ihre Wache halten.
Ich gehe dorthin, um meine Mutter zu sehen.
Sie sagte, sie wird mich treffen, wenn ich komm'.
Ich gehe nur über den Jordan,
ich gehe nur hinüber nach Haus ...
(c) Johnny Cash (Lied "Wayfaring Stranger")
Samstag, 21. April 2018
Wie & Warum
Der Unglaube hat zwei Töchter, die eine fragt: "Wie?", die andere heißt: "Warum?"
Warum soll ich um des Himmels willen das Irdische verlassen? Warum legt mir Gott eine solche Last zu tragen auf? Warum soll ich meinen eigenen Willen brechen?
Aber Gottes Rat ist wunderbar. Der Glaube folgt durch ebene und raue Wege, weist alle Einstreuungen des Fleisches und der Vernunft ab.
O dass es auch bei uns möchte dahin kommen, dass wir von dem Unglauben und den irdischen Dingen befreit werden. Gott probiert den Menschen mit den zeitlichen Dingen nur, ob einer getreu ist, und wer über wenig getreu ist, der wird über viel gesetzt.
(c) Johann Albrecht Bengel, 1687-1752
Freitag, 20. April 2018
Das Geschenk
Abschied ist der Anfang der Erinnerung.
Vielleicht ist es manchen Menschen nicht bestimmt, lange hier bei uns auf der Erde zu sein. Vielleicht sind sie nur auf der Durchreise oder sie leben ihr Leben einfach schneller als wir anderen.
Sie brauchen gar nicht hundert Jahre hier unter uns zu sein, um etwas zu erledigen. Sie schaffen es im Handumdrehen.
Manche Menschen kommen in unserem Leben nur kurz vorbei, um alles zu bringen. Ein Geschenk, eine Hilfe, eine Lektion, die wir gerade brauchen, irgendetwas.
Und das ist der Grund, warum sie zu uns kommen. Nur auf einen Sprung, sozusagen.
Dieser Mensch hat uns etwas gebracht, über die Liebe, über das Geben, darüber wie wichtig jemand sein kann. Das war sein Geschenk an uns. Er hat es vorbeigebracht und ist dann wieder gegangen.
Vielleicht musste er nicht länger bleiben, denn er hat sein Geschenk abgegeben und dann war er frei weiterzureisen, weil er eine ganz besondere Seele war.
Aber das Geschenk bleibt uns für immer !!!!!!!
(Verfasser unbekannt)
Keine Furcht
Auch wenn ich wandern müsst' in Todesschatten,
ich fürchte kein Unheil:
DU bist ja bei mir !!!!!
Psalm 23
Das Lichtlein
Immer,
wenn du meinst,
es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo
ein Lichtlein her -
dass du es noch einmal wieder zwingst,
und von Sonnenschein und Frieden singst,
leichter trägst des Alltags harte Last
und wieder
KRAFT
und
MUT
und
GLAUBEN
hast.
(c) Verfasser unbekannt
Ewiges Glück
Es gibt einen Himmel, ein Leben nach dem Tod. Nicht nur ein Dahindämmern in der dumpfen, dunklen Unterwelt, ein bewusstloses Weiterexistieren wie bei Hiob, sondern ein ewiges Leben voller Freude im Angesicht Gottes. Der Gerechte, der Liebende, der Barmherzige, der auf Erden Geprüfte darf dieses ewige Glück erwarten.
(c) Kurt Allgeier
Donnerstag, 19. April 2018
Nicht für immer
Auf vielfältige Weise sind die Menschenkinder Haushalter des Herrn, des Eigentümers von Himmel und Erde. Einen großen Teil seiner Güter hat Er ihnen anvertraut - doch nicht für immer, nicht einmal für einen nennenswerten Zeitraum. Sie sind uns nur während der kurzen, unsicheren Spanne anvertraut, die wir hier unten verbringen, nur solange wir auf Erden weilen, solange der flüchtige Odem in uns ist. Die Stunde mahnt, sie steht unmittelbar bevor, in der wir nicht länger Haushalter sein können. In dem Augenblick, in dem der Leib zu Staub wird, wie er gewesen ist, und der Geist zu Gott kommt, der ihn gegeben hat, sind wir nicht mehr in diesem Stand. Die Zeit unserer Haushalterschaft ist zu Ende.
Wie schnell wird unser Lebenstraum zu Ende sein. In der Ewigkeit wird es keinen Unterschied machen, ob wir unsere Erdenzeit in einem Palast zugebracht oder keinen Platz gefunden haben, an dem wir unser Haupt niederlegen konnten.
(c) John Wesley, 1703-1791
Mittwoch, 18. April 2018
Erbarme dich
Treuer Herr, erbarme dich unser aller. Lass uns unser Kreuz verstehen, in deiner Kraft es dir willig nachtragen und aus Kreuz und Not zum ewigen Sieg gelangen, um deiner Erbarmung willen. Amen.
(c) Hermann Bezzel, 1861-1917
Dienstag, 17. April 2018
Nicht anhaften
Nach einer alten Sufi-Geschichte lebte einst im Orient ein König, der ständig zwischen Glück und Kummer hin- und herschwankte. Die kleinste Kleinigkeit regte ihn auf oder brachte ihn völlig aus der Fassung, und dann schlug sein Glück sofort in Enttäuschung und Verzweiflung um. Es kam so weit, dass der König seiner selbst und seines Lebens müde wurde und nach einem Ausweg zu suchen begann.
Er ließ nach einem Weisen schicken, der in seinem Königreich wohnte und in dem Ruf stand, erleuchtet zu sein. Als der Weise kam, sagte der König zu ihm: "Ich möchte wie du sein. Kannst du mir etwas geben, das meinem Leben Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Weisheit verleiht? Ich zahle jeden Preis, den du verlangst."
Der Weise sagte: "Vielleicht kann ich dir helfen. Aber der Preis ist hoch, dass dein gesamtes Königreich nicht reichen würde, um ihn zu bezahlen. Darum sollst du es als Geschenk erhalten, sofern du es zu würdigen weißt." Dies versicherte der König, und der Weise ging.
Einige Wochen später kehrte er zurück und überreichte dem König ein mit reichen Schnitzereien verziertes Kästchen aus Jade. Der König öffnete das Kästchen und fand darin einen einfachen goldenen Ring. Auf dem Ring war eine Inschrift. Sie lautete:
"Auch dies geht vorbei."
"Was bedeutet das?", fragte der König. Der Weise erwiderte: "Trage diesen Ring immer. Sobald etwas geschieht, berühre ihn und lies seine Inschrift, bevor du es gut oder schlecht nennst. Dann wirst du immer im Frieden sein."
(c) Eckhart Tolle (aus dem Buch "Eine neue Erde", S. 234 ff)
Vier edle Wahrheiten
Die Vier Edlen Wahrheiten vom Leiden:
1. Das Leben ist Leiden.
2. Es gibt eine Ursache des Leidens.
3. Es gibt ein Ende des Leidens.
4. Es gibt einen Weg, der zum Ende des Leidens führt.
(c) Lehren des Buddha
Ich, der Nebel
Der Nebel, der in der Morgenröte wegzieht und nichts als Tau auf den Feldern zurücklässt, wird emporsteigen und sich in einer Wolke sammeln und dann im Regen niederfallen.
Und nicht viel anders als der Nebel bin ich gewesen ....
(c) Khalil Gibran, 1883-1931
Inseln der Glückseligkeit
Vom Sturm umhergeworfene Seelen, wo auch immer ihr sein mögt, unter welchen Bedingungen ihr auch leben mögt, wisset dies:
Im Ozean des Lebens lächeln die Inseln der Glückseligkeit, und die sonnenbeschienen Küsten eurer Ideale erwarten eure Ankunft. Haltet das Ruder der Gedanken fest in eurer Hand. In der Bark eurer Seele lehnt der Kommandant. Er schläft lediglich: Erweckt ihn. Selbstbeherrschung ist Stärke. Rechter Gedanke ist Beherrschung. Ruhe ist Macht. Sagt es eurem Herzen: "Sei friedlich, sei still."
(c) James Allen, 1864-1912
Nimm meine Hände
So nimm, Herr, meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich.
Ich kann allein nicht gehen,
nicht einen Schritt.
Wo du wirst gehn und stehen,
da nimm mich mit.
In dein Erbarmen hülle
mein schwaches Herz,
und mach es gänzlich stille
in Freud' und Schmerz.
Lass ruh'n zu deinen Füßen
dein armes Kind.
Es wird die Augen schließen
und glauben blind.
Wenn ich auch gleich nichts fühle
von deiner Macht,
du führst mich ja zum Ziele
auch durch die Nacht.
So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich.
(c) Philipp Friedrich Silcher, 1789-1860
Montag, 16. April 2018
Ich schwöre
Hab vor deinem Grab gestanden,
und die Sonne hat gelacht.
Und ein Vogel wollte landen,
hat 's dann aber nicht gemacht.
Wie ich stand, so ganz versunken,
tippt mich wer am Rücken an.
Mich, noch völlig trauertrunken,
riss es aus dem trüben Bann.
Und ein Ruck, mit Schreck beladen,
ließ den Blick nach hinten seh'n.
Eine Stimme bat um Gnaden,
lieblich klang sie und so schön.
Ach, wer wollte da noch zürnen
bei dem glockenhellen Klang?
Und die Wut floh von den Stirnen,
als der Klang ins Herze drang.
Doch die Augen quollen über!
Ratet nur, wer gar so zart,
gar so goldig, lieb als lieber,
mit Barmherzigkeit gepaart
vor mit stand im Grabgedrängel?
Weißes Kleid und Flügel dran?
Wundersam! Es war ein Engel.
Und er sah mich freundlich an.
Dieser Blick allein genügte,
und der Schmerz ließ von mir ab.
Englein kam und sah und siegte
schweigend hier vor deinem Grab.
Hat geküsst mir meine Wange,
hat umarmt die Seele mein.
Ach, da war mir nicht mehr bange,
und ich ließ das Fürchten sein.
Schloss die Augen für Sekunden.
Und dann war das Englein fort.
Hab es nimmermehr gefunden.
Doch geschworen: es war dort !!
(c) Bettina Lichtner
Merci
Merci, Merci, Merci
für die Stunden Chérie, Chérie, Chérie.
Unsre Liebe war schön, so schön. Merci, Chérie.
Sei nicht traurig, muss ich auch von dir gehen.
Adieu, Adieu, Adieu.
Deine Tränen tun weh, so weh, so weh.
Unser Traum fliegt dahin, dahin. Merci, Chérie.
Weine nicht, auch das hat so seinen Sinn.
Schau nach vorn, nicht zurück. Zwingen kann man kein Glück.
Denn kein Meer ist so wild wie die Liebe.
Die Liebe allein, nur die kann so sein,
so sein, so sein.
Merci, Merci, Merci
für die Stunden Chérie, Chérie, Chérie.
Unsre Liebe war schön, so schön. Merci, Chérie.
So schön, so schön. Merci, Chérie.
So schön, so schön. Merci, Chérie, Merci .....
(c) Udo Jürgens, 1934-2014
Wir werden uns wiedertreffen
Wir werden uns wiedertreffen,
ich weiß nicht wo und ich weiß nicht wann.
Aber ich weiß,
wir werden uns wiedertreffen
an einem sonnigen Tag.
Lächle weiter, so wie du es immer tust,
bis der blaue Himmel die grauen Wolken weit weg treibt ....
(c) Johnny Cash (We'll meet again)
hypomenein
In der Liebe wohnt eine Kraft. Das griechische Wort für standhalten, "hypomenein", kommt aus der Kriegssprache. Es bedeutet: bleiben, um einen feindlichen Angriff abzuwehren, sich dem Angriff stellen, nicht ausweichen. Die Liebe lässt sich nicht so leicht in die Flucht schlagen. Sie nimmt den Kampf gegen feindliche Mächte auf. Sie glaubt an den Sieg. Sie ist stärker als alles, was das Leben untergraben möchte. "Die Liebe hört niemals auf" (1. Korinther 13, 8). Sie ist Erscheinung des Ewigen in der Zeit und hat daher niemals ein Ende, während alle anderen Gaben des Geistes vorläufig sind und im Tod ihr Ende finden.
(c) Pater Anselm Grün
Trotz allem
Wirklich Frieden
schaffen jene,
die trotz allem,
was sie in der Welt erleiden,
mit dem Körper und dem Geist
am Frieden festhalten
aus Liebe zu Jesus Christus, unserem Herrn.
(c) Franz von Assisi, 1881 oder 1882 - 1226
Sonntag, 15. April 2018
Du frommer Knecht
die letzten Tage des Herrn Johannes Daniel Falk, 1768-1826
(Verfasser des Weihnachtsliedes "O du fröhliche"):
Ei du frommer und getreuer Knecht - gehe ein zu deines Herrn Freude.
Falk gedachte an das Haus, da die Kinder lernten, vor dem Herrn zu leben und zu arbeiten, noch einen Saal zu bauen, da sie zu dem Herrn beten und vor ihm feiern sollten. Als er aber den Grundstein zu dem Betsaal legte und die ganze Anstalt dazu bekränzte, da befiel ihn eine Erkältung, die ihn aufs Krankenbett warf, das sein Sterbelager wurde. Sechs Wochen lang folterten die Schmerzen seinen Leib, also dass sich sein Blut in Eiter auflöste; aber sein Herz war still und fröhlich in seinem Gott. Innige Briefe an Freunde und entlassene Zöglinge, liebliche Lieder für die Sonntagsschulen schrieb er, oder ließ von seiner Tochter, die ihn pflegte, aufzeichnen, was er ihr in die Feder diktierte. Er wusste sein Ende nahe und sorgte nicht; wenn sie klagte, dass Er solle von ihnen genommen werden, so tröstete er: "Ich gehe nicht aus diesem Hause und will am Tore Schildwacht stehen und die bösen Buben von euch abwehren."
Noch einmal erholte er sich etwas, und 12 Wochen lang hofften die Seinen auf Genesung; da kamen die Schmerzen wieder, stärker als vorher; aber er klagte nicht. Sein Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen überwand Tod und Schmerzen, wie Er die Welt überwunden hatte. Noch 3 Tage vor seinem Heimgang vollende er ein Andachtsbüchlein, und zu der kurzen Schrift "Martin Luther in Volksliedern", die er vor seiner Krankheit verfasst, schrieb er 2 Tage vor dem Ende die Vorrede, als einen Gruß aus einer anderen Welt, in die er eingehen wollte. Durch dieses Vermächtnis wollte er dem deutschen Volk die großen Taten recht fasslich und bündig in die Seele schreiben, die Gott vor 300 Jahren unter ihm getan.
Am nächsten Tage ließ er seine Tochter sein Testament schreiben, das mit den Worten anhebt: "Meine arme Seele befehle ich Gott.", und das mit der Fürbitte für all die Seinen schließt. Er vereinigte sich durch das heil. Nachtmal aufs neue mit seinem Erlöser; dann brach das Auge, die Stimme versagte; er konnte nur noch lispeln: "Gott ---- volksfasslich ---- Glaube ---- kurz ---- Christus ---- Punktum." Seine Seele ging ein zu seines Herrn Freude am 14. Februar 1826, am Geburtstage der trauernden Witwe. Nach dreien Tagen trugen seine dankbaren Zöglinge die Hülle des Vaters zur Gruft, und wie der Sarg eingesenkt wurde, da sangen hundert Stimmen:
Lacht der finstern Erdengruft.
Lacht des Todes und der Höllen.
Denn ihr sollt euch durch die Luft
Eurem Heiland zugesellen.
Dann wird Schwachheit und Verdruss
liegen unter eurem Fuß.
Die Schrift auf seinem Grabe hat Falk selbst verfasst; sie lautet also:
Unter diesen grünen Linden
ist, durch Christus frei von Sünden,
Herr Johannes Falk zu finden.
An der Ostsee fernem Strande
ließ er Eltern und Verwandte,
da ihn Gott zur Ilme sandte.
Kinder, die aus fremden Städten
diesen stillen Ort betreten,
sollen also für ihn beten:
Ew'ger Vater, dir befehle
ich des Vaters arme Seele
hier in dunkler Grabeshöhle.
Weil er Kinder aufgenommen,
lass ihn ja mit allen Frommen
als dein Kind auch zu dir kommen.
Als unser Herr Christus von Maria gesalbt worden, da hat er befohlen, dass man aller Orten sagen solle zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. So will er 's von allen haben, die er berufen hat, in seinem Namen große Taten zu tun. Johannes Falk ist bisher in deutschen Landen wenig genannt worden; unter Hundert, die diese Geschichte lesen, hat kaum einer von ihm gehört. Und doch ist er es, der das Werk der rettenden und suchenden Liebe in unserem Land angefangen hat, das heute in hoher Blüte steht. Drum soll hinfort bei jedem, der dieses lieset, das Gedächtnis dieses Gerechten im Segen bleiben. Den besten Segen aber empfängt der, welcher aus der Geschichte des Johannes Falk die Stimme Jesu Christi vernimmt, der da spricht:
"Gehe hin und tue desgleichen."
(veröffentlicht 1868, Diakonissen-Anstalt Kaiserswerth)
Auferstehungslied
Jesus, meine Zuversicht
und mein Heiland, ist im Leben:
dieses weiß ich: sollt ich nicht
darum mich zufrieden geben,
was die lange Todesnacht
mir auch für Gedanken macht?
Jesus, er mein Heiland, lebt.
Ich werd auch das Leben schauen,
sein, wo mein Erlöser schwebt.
Warum sollte mir denn grauen?
Lässet auch ein Häupt sein Glied,
welches es nicht nach sich zieht?
Ich bin durch der Hoffnung Band
zu genau mit ihm verbunden.
Meine starke Glaubenshand
wird in ihm gelegt befunden,
dass mich auch kein Todesbann
ewig von ihm trennen kann.
Ich bin Fleisch und muss daher
auch einmal zur Asche werden,
das gesteh' ich, doch wird Er
mich erwecken aus der Erden,
dass ich in der Herrlichkeit
um ihn sein mög' allezeit.
Dann wird eben diese Haut
mich umgeben, wie ich gläube:
Gott wird werden angeschaut
dann von mir in diesem Leibe,
und in diesem Fleisch werd ich
Jesum sehen ewiglich.
Dieser meiner Augen Licht
wird ihn, meinen Heiland, kennen;
ich, ich selbst, kein Fremder nicht,
werd' in seiner Liebe brennen;
nur die Schwachheit um und an
wird von mir sein abgetan.
Was hier kranket, seufzt und fleht,
wird dort frisch und herrlich gehen.
Irdisch werd ich ausgesät,
himmlisch werd ich auferstehen.
Hier geh ich natürlich ein,
nachmals werd ich geistlich sein.
Seid getrost und hoch erfreut,
Jesus trägt euch, meine Glieder!
Gebt nicht statt der Traurigkeit.
Sterbt ihr, Christus ruft euch wieder,
wann die letzt' Posaun' erklingt,
die auch durch die Gräber dringt.
Lacht der finstern Erdenkluft,
lacht des Todes und der Höllen,
denn ihr sollt euch durch die Luft
eurem Heiland zugesellen.
Dann wird Schwachheit und Verdruss
liegen unter eurem Fuß.
Nur, dass ihr den Geist erhebt
von den Lüften dieser Erden
und euch dem schon jetzt ergebt,
dem ihr beigefügt sollt werden.
Schickt das Herze da hinein,
wo ihr ewig wünscht zu sein.
(c) ein Lieblingslied der Kurfürstin Luise Henriette von Brandenburg, der Gemahlin des Großen Kurfürsten, geborenen Prinzessin von Oranien, angeblich von ihr verfasst, doch hat sie nachweislich die deutsche Sprache nicht so beherrscht, dass sie ein solches Lied hätte dichten können. Daher höchstwahrscheinlich von einem unbekannten Verfasser.
Samstag, 14. April 2018
Lebenssatzung
Leb ich, so leb ich
dem Herrn herzlich,
dem Fürsten treulich,
dem Nächsten redlich.
Sterb ich, so sterb ich.
(c) Friedrich von Logau, 1605-1655
Vergiss es ...
Wenn ich in der Erde liege,
mögen meine Verfehlungen
dich nicht bekümmern.
Denk an mich !!
Doch ach ...
vergiss mein Schicksal.
(c) Henry Purcell, 1659-1695 (aus der Oper "Dido und Aeneas")
stirb und werde
Lange hab ich mich gesträubt,
endlich gab ich nach;
wenn der alte Mensch zerstäubt,
wird der neue wach.
Und so lang du dies nicht hast,
dieses "stirb und werde",
bist du nur ein trüber Gast
auf der dunklen Erde.
(c) Goethe, 1749-1832
Irgendwohin
Für jeden, der einsam oder
unglücklich ist oder in Sorge,
ist das beste Mittel
hinauszugehen, irgendwohin,
wo er allein ist, allein mit
dem Himmel, mit der Natur
und mit Gott.
Dann, nur dann, fühlt man,
dass alles ist, wie es sein soll
und dass Gott die Menschen in
seiner einfachen, schönen Natur
glücklich sehen will.
(c) Anne Frank, 1929-1945
Wohlan denn ...
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden.
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde !
(c) Hermann Hesse, 1877-1962
Freitag, 13. April 2018
Fürst des Lebens
Vor Jahren hatte ich einmal eine Freizeit im Böhmerwald. Nachdem die Jungen abgereist waren, musste ich noch einen Tag warten, weil ich mit dem Auto abgeholt wurde, und wohnte an dem Abend in einem alten Jagdschloss, das irgendeinem König gehört hatte. Jetzt wohnte da nur noch ein Förster. Das Haus war halb verfallen. Es gab kein elektrisches Licht. Aber es gab ein riesiges Wohnzimmer mit einem offenen Kamin, in dem etwas Feuer gemacht war. Man stellte mir eine Petroleumlampe hin und wünschte mir "Gute Nacht.". Draußen heulte der Sturm. Der Regen peitschte durch die Tannen, die ums Haus herum standen. Wissen Sie: eine Stelle, um eine zünftige Räubergeschichte zu erleben. Und ich hatte ausnahmsweise gar nichts zu lesen bei mir. Da finde ich auf dem Kaminsims ein Broschürchen. Und darin las ich dann unter der Petroleumlampe. So etwas Schreckliches aber hatte ich noch nie gelesen. Ein Arzt hatte in dem Schriftchen seine ganze Wut gegen den Tod ausgekocht. Seitenweise hieß es etwa so: "O du Tod, du Feind der Menschheit. Jetzt habe ich eine Woche lang gerungen um ein Menschenleben und denke, den Mann über den Berg zu haben, und dann erhebst du dich grinsend hinter der Bettstatt und greifst zu - und alles war vergeblich. Ich kann Menschen heilen, und dann weiß ich, es ist doch vergeblich - du kommst mit deiner Knochenhand. O du Betrüger, du Tod, du Feind." ... Seitenweise nur Hass gegen den Tod. Und dann kam das Schrecklichste: "Du Tod, Du Punkt, du Ausrufezeichen!" Und wörtlich fuhr er fort: "O verdammt, wenn du doch ein Ausrufezeichen wärest. Aber wenn ich dich ansehe, dann verwandelst du dich in ein Fragezeichen. Und ich frage mich: Ist der Tod ein Ende, oder ist er nicht ein Ende? Was kommt? Tod, du gemeines Fragezeichen!"
Das ist 's. Und ich kann Ihnen sagen, dass mit dem Tode nicht alles aus ist. Jesus, der Bescheid weiß, hat gesagt: "Der Weg ist breit, der in die Verdammnis führt, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt." HIER aber fallen die Würfel. Und nun freue ich mich, dass ich einen Heiland habe, der hier schon das Leben gibt und das Leben ist und zum Leben führt. Darum verkündige ich ihn so gern.
Sehen Sie: Ich war im Ersten Weltkrieg wochenlang bei Verdun, wo damals eine der größten Schlachten tobte. Zwischen den Linien lagen Leichen über Leichen. Ich bin mein Leben lang diesen süßlichen Leichengeruch nicht mehr losgeworden. Und immer, wenn ich so ein Ehrenmal sehe: "Es fielen fürs Vaterland", dann rieche ich den Geruch von Verdun, den Leichengeruch. Und wenn ich denke: "In hundert Jahren sind wir alle nicht mehr da", dann weht mich dieser entsetzliche Todeshauch an. Spüren Sie den nicht?
Und in dieser Todeswelt ist einer, der von den Toten auferstanden ist. Und der sagt - denken Sie ! -: "Ich lebe, und ihr sollt auch leben! Glaubt an mich. Kommt her zu mir. Bekehret euch zu mir. Werdet mein Eigentum. Ich führe euch zum Leben." Ist das nicht wundervoll? Wie kann man in dieser Todeswelt überhaupt leben ohne diesen Heiland, der das Leben ist und zum ewigen Leben führt.
Ich habe in diesen Tagen einen alten Brief gelesen, den Professor Karl Heim abgedruckt hat. Es ist der Brief eines im Zweiten Weltkrieg in Russland gefallenen Soldaten, eines Christen. In dem Brief heißt es etwa so: "Es ist grauenvoll um uns her! Wenn die Russen mit ihrer Stalinorgel schießen, dann kommt eine Panik über uns alle. Und die Kälte !! Und der Schnee !! Grauenvoll !! Aber ich habe gar keine Angst. Wenn ich fallen sollte, so muss es wunderbar sein: Dann bin ich mit einem Schritt in der Herrlichkeit. Dann schweigt der Sturm - ich ich sehe meinen Herrn von Angesicht zu Angesicht, und sein Glanz umgibt mich. Ich habe nichts dagegen, hier zu fallen." Er ist kurz danach gefallen. Als ich das las, habe ich denken müssen: "Was ist das für eine Sache, dass ein junger Mann keine Angst vor dem Tode mehr hat, weil er Jesus kennt."
Ja, Jesus ist der Fürst den Lebens! Und er gibt den Seinen eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens.
Es war auf dem Kirchentag in Leipzig: Empfang im Rathaus. Die Spitzen der Behörden und die Spitzen der Kirchen waren versammelt. Und dann wurden Reden gehalten, möglichst unverbindlich, damit man sich nicht gegenseitig zu sehr auf die Hühneraugen trat. Heinrich Giesen, der damalige Generalsekretär des Deutschen Evangelischen Kirchentags, hatte das Schlusswort. Ich vergesse das nicht, wie Heinrich Giesen aufstand und sagte: "Sie fragen uns, meine Herren, was wir für Leute sind. Ich möchte es Ihnen mit einem Satz sagen: Wir sind Leute, die beten: 'Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.'" Und dann setzte er sich hin. Es war unheimlich, wie die Leute auf einmal erschüttert waren.
Im Dreißigjährigen Krieg hat Paul Gerhardt gedichtet:
So will ich zwar nun treiben
mein Leben durch die Welt,
doch denk ich nicht, zu bleiben
in diesem fremden Zelt.
Ich wandre meine Straßen,
die zu der Heimat führt,
da mich ohn alle Maßen
mein Vater trösten wird.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch so durch die Welt gehen können.
Wozu Jesus? Es hängt alles, aber auch alles davon ab, dass Sie Ihn kennenlernen !!
(c) Pfarrer Wilhelm Busch, 1897-1966
Donnerstag, 12. April 2018
Erde zu Erde
"Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht: und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind." (Prediger 1, 14)
Wir wollen uns gegenseitig wenigstens diesen erquicklichen und erbaulichen Liebesdienst tun: "Gedenke, o Mensch, dass du Erde bist und zur Erde werden sollst." Wenn ich manchmal das Zerren und Sträuben etlicher wahrnehme, die sich an irgendeinem Erdenglück und Erdenberuf anklammern, als werde mit beiden das Leben entführt, dann geht es durch meine Seele fast wie ein Hohn über die Toren, die sich der Welle anvertrauen, die sie begräbt, wie die Kinder, die der Eisscholle ihr Leben anheimgeben, die unter ihren Füßen zerrinnt. Es ist ein großer und wahrer Trost, dass über ein Kleines all das vergessen ist, was wir gearbeitet und errungen haben. Die barmherzige Sturzwelle "Zeit" begräbt ein ganzes Leben voll Torheit, und dann ist alles vorüber. Wohl dem Menschen, der den Mut hat, über sich zu höhnen. Reich ist der Mensch, der überall diese Erdenbegriffe: Treue, Liebe, Hingebung, Aufopferung, Arbeit, Mühe, Ernst in den Grundbegriff zurückführt und sagt: "Ich sehe an alles, was unter der Sonne geschieht und siehe, es war alles sehr eitel." und dann blicke ich empor zu den Sternen, die meinen Vätern einst Frieden ins Herz gelächelt haben, aber sie blieben friedearm. Ich sehe den ziehenden Wellen nach, von denen etliche sich Goldberge versprachen, wie sie kommen und gehen und hinabsinken, und ich wusste, sie täuschen mich.
(c) Hermann Bezzel, 1861-1917
Mittwoch, 11. April 2018
Hoffnung & Illusion
Eines Tages wird alles wieder gut sein, das ist meine Hoffnung.
Heute ist lediglich alles in Ordnung, das ist zumindest meine Illusion.
(c) Voltaire, 1694-1778
Consumatum est
Augsburg, 11. April 1887
Grabrede für Domkapitular Joseph Zanker
Consumatum est. Es ist vollbracht. (Joh. 19, 30)
Wir standen anbetend unter dem Kreuze auf Golgatha; das welterschütternde Wort: "Es ist vollbracht." drang nicht an unser Ohr, es drang in unser Herz; nicht ein wunderbares Leben im Dienste der Menschheit allein war zu Ende, sondern das Werk, das die Propheten verkündet hatten; nicht die Bosheit der Finsternis allein, sondern das göttliche Werk der Erlösung.
Wenn dieses Wort in die Seele dringt, sollte der nicht in lebendiger Teilnahme den Wunsch haben, mit Jesus zu sterben? Am Karfreitag mit dem Heiland sein Haupt zu neigen und sein Leben dem Schöpfer zurückzugeben? Aber zuvor wird das Consumatum verlangt. Ist das auferlegte Tagwerk auch treu vollendet? Nicht mit Seufzen und frommen Wünschen wird der Himmel gewonnen, sondern mit Gewalt, mit Betätigung aller Kräfte an sich gerissen. Glücklich der Mensch, der mit seinem Erlöser am Karfreitag sterben kann, aber tausendmal glücklicher, der mit ihm ausrufen kann: "Es ist vollbracht. Mein Leben gehörte Gott; mit seiner Gnade habe ich nicht umsonst gelebt und nun selig vollendet."
Diesen Trost haben wir hier am Grabe eines ehrwürdigen Priestergreises, der nicht wie ein Paulus durch die Gewalt seines Wortes erschütterte, sondern wie ein Johannes durch die Liebe seine Gemeinden erbaute, am Grabe des hochwürdigen Herrn Domkapitulars Joseph Zanker.
Herr Joseph Zanker war geboren zu Oberrot im freundlichen Rottale am 18. April 1805, Sohn der Ökonomenseheleute Joseph und Genovefa Zanker. Das mussten brave Leute gewesen sein; denn noch im höchsten Alter rühmte er sich ihrer und nannte sie goldene Eltern; es muss aber auch ein guter Sohn sein, dem das Andenken an die lieben Eltern die Freude des Alters ist.
Nach einer kurzen Vorbereitung durch den hier ruhenden Weltpriester Gruber wurde der talentvolle Knabe der Königlichen Studienanstalt Dillingen im Jahre 1818 übergeben; 1826 vollendete er die Gymnasialstudien wie später die philosophischen und theologischen Studien mit der Einser-Note, gleichwie er später den Pfarrkonkurs mit der Einser-Note als der Erste unter 119 bestand.
Nachdem er am 3. Juli 1829 die Priesterweihe vom Hochwürdigen Herrn Bischof Ignaz Albert von Riegg empfangen hatte, erhielt er noch im nämlichen Monate seine erste Anstellung als Curatievikar in Klosterholzen. Aber schon 1831 berief ihn das Clericalseminar nach Dillingen, in welcher Eigenschaft er bis zum Jahre 1836 erfolgreich wirkte. In diesem Jahr wurde ihm die angesehene Pfarrei Roggenburg und 13 Jahre später das noch ausgedehntere Krumbach übertragen, wo er eine segensreiche Tätigkeit entfaltete, bis ihn die Allerhöchste Huld in das bischöfliche Domkapitel nach Augsburg berief.
Es sei mir gestattet, diesen Ehrenmann nach seiner äußeren Tätigkeit und nach seinem inneren Werte mit wenigen Zügen zu zeichnen.
Seine erste selbständige Amtstätigkeit entfaltete er in dem schönen Roggenburg mit den zwei Gemeinden Meßhofen und Ingstetten. Zum Pfarrer hatte er eigenen Beruf und besonderes Geschick; aus dem Volke, kannte er das Volk, sein Wesen und seine Bedürfnisse und redete seine Sprache, einfach, mit etwas Dialekt; leutselig, freundlich, zugänglich jeden Augenblick in den tausend Anliegen des Landvolks wusste er sie alle zu gewinnen, ohne je etwas seinem Ansehen zu vergeben. In kirchlichen Funktionen eifrig und gewissenhaft wusste er seiner Gemeinde gesundes Brot zu geben, eine ungekünstelte Predigt, aber tief empfunden, aus dem Herzen strömend.
Außer dem gewöhnlichen Gottesdienst hatte er auch Sinn und Verständnis für volkstümliche, außerordentliche, aber seltene Andachten; darum brachte er die im westlichen Schwaben so bekannte Wallfahrt zur Wannenkapelle bei Roggenburg wieder in Aufschwung, an die sich so schöne Sagen aus der Zeit des Schwedenkönigs knüpfen; dorthin zog es ihn so oft zum lieben Gnadenbild der Gottesmutter; dorthin zogen mit ihm seine Pfarrkinder und seitdem ziehen wieder Unzählige aus den benachbarten Gemeinden und von ferne zum lieben Gnadenort im stillen freundlichen Walde; ach, sie erwarten nicht immer Wunder; aber sie kommen traurig und müde und wollen ausruhen und dann mit neuem Mute ans harte Tagewerk gehen. Dort hat er auch unter ungemein großer Teilnahme der weitesten Umgebung am 3. Juli 1879 sein 50jähriges Priesterjubiläum gefeiert.
Es wurde ihm von der königlichen Regierung auch das Amt eines kgl. Distriktschulinspektor im kgl. Landgerichte Roggenburg übertragen. Von seiner eifrigen Amtsführung und deren ersprießlichen Erfolge gibt Zeugnis, dass Seine Majestät ihm den Titel und Rang eines kgl. geistigen Rates verlieh. Einer seiner Nachfolger im Schulamte gab mir die Gelegenheit, von seiner umfassenden Tätigkeit Kenntnis zu nehmen und bei Durchsicht der Akten von ihm zu lernen, pünktlich und gewissenhaft die übernommene Pflicht zu erfüllen und dabei das eine Ziel fest im Auge zu halten, die Schulen zu heben, aber nicht mit pedantischer Beaufsichtigung und schablonenhaftem Regieren; das war nämlich das Eigentümliche an ihm: wenn er seinen Unterricht in Kirche und Schule gegeben, oder seine Prüfungen abgehalten, hielt er sein Pensum bezüglich der Kinder nicht für abgetan, sondern als seine heiligste Aufgabe, im Einverständnisse und im Zusammenwirken mit guten, charaktertüchtigen Schullehrern und in Fühlung mit den Eltern die Kinder zu guten Menschen heranzuziehen.
Nach dem Tode des Stadtpfarrers Nicolaus Knappich wurde er zum Dekan des Landkapitels Weißenhorn erwählt; wie sein Verhältnis zu seinen Kaplänen, die er nur Freunde und Mitarbeiter im Weinberge des Herrn nannte und als solche behandelte, das allerschönste war, so herrschte unter seiner Amtsführung unter den Kapitularen Weißenhorns die schönste Eintracht und reger Wetteifer in treuer Pflichterfüllung; reich an Kenntnissen und Erfahrungen, war er jederzeit bereit, mit Rat und Tat beizuspringen; das Kapitel gab im verhängnisvollen, sturmbewegten Jahre 1848 das schöne Schauspiel brüderlicher Eintracht und jener geistigen Macht, die wohl geeignet war, manchem Schlimmen vorzubeugen.
Seine 17jährige Seelsorge in Krumbach war nur eine Fortsetzung der bisherigen seelsorglichen Tätigkeit. Das Hauptaugenmerk war auf die Heranbildung der Jugend, war auf die Schule gerichtet, deren umsichtige Leitung nur eine glückliche sein konnte nach den gemachten Erfahrungen und auf Grund erprobter Grundsätze. Es gelang ihm im Einverständnisse der Ortsbehörden und mit Zustimmung seiner Pfarrei in Krumbach das Institut der Schulschwestern einzuführen; er stand und steht nicht allein mit der Überzeugung, dass für die Erziehung der Mädchen Frauen ersprießlicher wirken; denn hier handelt es sich nicht nur um eine gewisse Summe von Kenntnissen und Ausbildung des Charakters, es handelt sich vor allem darum, das unbeschreibliche zarte Weibliche reich zu erhalten und das Gemüt des Mädchens in angeborener Religiosität und jungfräulicher Tugend zu festigen.
Nicht minder segensreich war die von ihm ins Leben gerufene Rettungsanstalt in Hürben für verwahrloste Kinder und für alte Leute. Seinem Eifer für Gottes Sache und Ehre gab er auch Ausdruck durch die Restauration seiner Pfarrkirche, die er nicht schöner einleiten konnte als durch die im Jahre 1858 durch Väter der Gesellschaft Jesu abgehaltene Mission, die noch in gutem Ansehen steht.
Als Domkapitular wandelte er hier unter uns; wir hatten 20 Jahre Gelegenheit, den Eifer und die Gewissenhaftigkeit wahrzunehmen, die er in den verschiedenen Ämtern, welche ihm sein Bischof anvertraute, an den Tag legte; nie oberflächlich schenkte er allen Beratungsgegenständen volle Aufmerksamkeit und seine Abstimmung war nur eingegeben von der Stimme seines Gewissens und innerster Überzeugung; er gab kein Referat ab, das er nicht nach allen Seiten erfasst und beleuchtet hätte; dazu noch vernachlässigte er nie die Form; es durfte kein Buchstabe fehlen.
Umermüdet war er in kirchlichen Funktionen, und bis ins höchste Alter besuchte er, trotz abgelegener Wohnung, trotz schlechter Wege oder strenger Kälte täglich den Dom und erschien als einer der ersten im Chore; noch auf dem Sterbebett bedauerte er, nicht auch noch mithelfen zu können bei gehäuften Arbeiten der Osterzeit.
Nach dieser Schilderung äußerer Wirksamkeit will ich nur mit einigen Zügen den Verstorbenen nach seinem inneren Werte zeichnen.
Bis ins höchste Alter bewahrte er, der im ganzen Leben nie krank gewesen war, körperliche Rüstigkeit und blühendes Aussehen; offen war sein Antlitz und hell und durchdringend sein Auge; wer in dieses Auge schaute, musste unwillkürlich denken: da wohnt nicht Falschheit und Trug; da ist alles Wahrheit und Licht. Sein Blick verriet, mochte er auch nicht wollen, Wohlwollen und Güte gegen jedermann. Wenn jeder, der ihn kannte, sich angezogen fühlen musste von dessen Wohlwollen und Freundlichkeit, wie viel mehr Brüder und Schwestern und all die lieben Anverwandten, die ihn Vater hießen, und die dessen Vaterliebe erst jetzt nach seinem Heimgang recht fühlen werden.
Bescheiden war sein äußeres Auftreten. Wer hätte in dem unscheinbaren Landpfarrer, in dem einfachen Manne Verdienste geahnt? So richtet er nach seiner Ernennung zum Domkapitular an das hohe Domkapitel die tiefempfundene Bitte, ihm eine freundliche Aufnahme gewähren zu wollen; er wolle versprechen, treu alles zu tun, um ein gutes Mitglied zu sein und dem Collegium Ehre zu machen.
Mit seiner echten Bescheidenheit verband er auch wahre Frömmigkeit; wenn er sein Officium beendet hatte, hielt er seinen Gottesdienst nicht für abgetan. Sein ganzes Leben, sein Tun und Wirken war durchdrungen von dem lebendigen Glauben an Gottes Gegenwart und der Hoffnung seligen Lebens.
Ich kann die Schilderung dieser 82jährigen Lebensbahn nicht schöner abschließen, als mit den Worten, mit denen unser hochwürdigster Bischof Pancratius in einem Schreiben an die kgl. Regierung ihn zur Dekoration mit dem Ludwigsorden empfahl: "Er ist ein erbauendes Vorbild und ein edles Opferleben für Beruf und Pflicht."
Dieser ehrwürdige Priester blieb nicht ohne Anerkennung und Auszeichnung.
Seine Majestät der König hatten ihn zum geistlichen Rat und zum Domkapitular ernannt und ihm an seinem 50jährigen Priesterjubiläum das Ehrenkreuz verliehen. Seine bischöflichen Gnaden unser Herr Bischof hat ihm sein Vertrauen geschenkt und ihm besondere Ämter anvertraut. Die allerschönste Anerkennung aber war die Hochachtung, das Vertrauten, die Liebe aller, die ihn kannten, insbesondere die große Verehrung, die er im hochw. bischöfl. Domkapitel und ich darf wohl sagen, beim ganzen ehrw. Klerus der ausgedehnten Diözese genoss.
Ich erblicke hier am Grabe unter meinen verehrlichen Zuhörern den vieljährigen und vielverdienten Amtsvorstand des ehem. kgl. Landgerichts Krumbach, der ihm bis zum Tode die treueste Freundschaft bewahrte; er ist in seinem Schmerz und seiner Teilnahme der Repräsentant so vieler draußen im Günz-, Biber- und Rot-Tale, die bei der Nachricht von seinem Tode in Wehmut vergangener Tage gedenken und ein Vaterunser für seine Seele beten, und dann sagen werden: "Das war ein Ehrenmann, ein edles Herz; er ist nicht vergessen, solange wir leben!"
Langsam erlosch das Leben; sein Geist aber blieb frisch und klar, sein Gemüt kindlich und heiter und seine Sprache war nur Dank und Anerkennung für alle Liebe und alles Gute von Gott und guten Menschen. Mit Ruhe und heiliger Freude sah er seinem Ende entgegen, vereint mit seinem Heilande im hl. Sakramente, das er recht oft empfing.
Da kam der heilige Tag, an dem die Christenheit in ernster Trauer das Andenken an den Tod des Erlösers begeht; am Karfreitag abends halb fünf neigte er sein Haupt und starb; consumatum! Ein Leben von 82 Jahren vollendet ohne Makel, im Dienste der Wahrheit und des Guten.
Aber schon klang das Halleluja des Ostertages. Auch für ihn kommt der heiß ersehnte Ostermorgen im Lande des Friedens, wo Ruhe und heilige Freude über Gottes schöner Schöpfung wohnt; wo die Engel grüßen und der Gerechte im Licht wandelt seinem Gott und Erlöser entgegen zum Kusse des ewigen Friedens! Amen.
(c) Domdekan Franz Permanne, veröffentlicht 1902
Dienstag, 10. April 2018
Bereit ...
Bereit sein zu leiden Kummer und Schmerz,
bereit, den Test zu bestehen.
Bereit, zu bleiben und andere gehen zu sehen,
wenn der Herr es so für das Beste hält ...
(c) Corrie ten Boom, 1892-1983
Montag, 9. April 2018
Den alten Acker neu gepflügt
Ich fühl mich hilflos wie ein Kind,
zurückgeworfen in die Wiege,
wo ich nach Liebe rufend liege,
und Tränen meine Speise sind.
Es nimmt die Zeit mich an die Hand,
und lehrt mich, wieder neu zu gehen.
Sie weist mich an, nach vorn zu sehen,
und gibt mir einen sichren Stand.
Die Worte bilden sich ganz neu,
und tragen plötzlich weiche Züge.
Ich stehe in der Welt und pflüge
den alten Acker zum Gedeih.
Das Danke zieht ins Leben ein,
und findet Nahrung allerorten.
Es will Erinnerungen horten,
und immer drin verloren sein.
Das Leben fordert mich heraus,
dem Tod, der dich mir fortgenommen,
und seinen Schmerzen zu entkommen.
Leid bildet mich zum Kämpfer aus.
Ich schlag mich durch, mit allem Mut.
Es ist die Zeit mir treu zur Seite,
ob ich durch dunkle Täler schreite,
ob mich der Schmerz zu Tische lud.
Die Lebensschule hat fürwahr
beizeiten schwere Prüfungsstunden.
Wie wird die Seele doch geschunden,
zerbricht ja beinah um ein Haar ...
Doch die geheimnisvolle Macht
die unsichtbar nach Kräften waltet,
und alles in mir umgestaltet,
hat wohlwollend an mich gedacht.
Er hatte seine Zeit, dein Tod.
Nun bist du Liebe. Reine Liebe.
Und wenn ich immer fleißig übe,
dann wird sie mir zum Rettungsboot.
(c) Bettina Lichtner
Die ewige Liebe
Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen. (Psalm 31, 15+16)
Du bist mein Gott. Das sind nur vier Worte, und jedes Wort hat nur eine Silbe; und doch liegt darin alles, aller Trost und alle Kraft. Es heißt nicht: Du bist e i n Gott; das glauben die Teufel auch und zittern; nein, du bist m e i n Gott; das ist nicht ein Glaubenssatz im Kopfe, das ist vor allem ein Glaubensschatz im Herzen. Du, der Vater aller Herrlichkeit, du, der Gott alles Trostes, du bist mein, und ich, der arme, unreine, unruhvolle, hilfsbedürftige Mensch, ich bin dein --- wer so sagen kann, der hat alles, was ihm nottut.
Und wir dürfen so sagen, weil Gott selber es uns auf die Lippen gelegt hat und zu uns sprach: Ich bin der Herr, dein Gott. Vor allem, weil er seinen Sohn uns gab und sich damit selbst uns zu eigen gegeben hat, dürfen wir ihn unser eigen nennen, als gehörte er uns allein, und können fortfahren: Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nicht allein so ist das gemeint, als wäre nur die Dauer meiner Lebenszeit in seinen Händen, weil er am Webstuhl sitzt und den Faden spinnt und ihn abreißen kann, wenn er will; sondern alles, was unser Leben ausmacht, unsere Zeit mit allem, was sie bringt an Freud und Leid, alle Schickungen, die uns treffen, alle Nöte, die wir durchmachen --- alles steht in seinen Händen, und darum steht alles in guten Händen. Denn ein väterlicher Ratschluss waltet über uns, der treue Gott, der die ewige Weisheit und die ewige Liebe ist. Es sind barmherzige Hände, in denen wir geborgen sind.
Herr, halte uns an deiner Hand, und führe uns nach deinem Rat, und nimm uns endlich mit Ehren an. Amen.
(c) Dr. Paul Conrad, 1865-1927
Sonntag, 8. April 2018
Nicht umsonst
Wir sind nicht umsonst in diese Welt gesetzt.
Wir sollen hier reif werden für eine andere Welt.
(c) Matthias Claudius, 1740-1815
Samstag, 7. April 2018
Die tiefsten Wunden ...
Die tiefsten Wunden sind die,
welche am wenigsten bluten.
(c) Hl. Augustinus, 354 n.Chr. - 430 n.Chr.
Erinnerungen
Erinnerungen erzählen von Liebe,
von Nähe und all dem Glück,
das wir durch einen geliebten Menschen
erfahren durften.
Erinnerungen gehen nicht
ohne das Versprechen wiederzukehren,
wenn unser Herz sie ruft.
(c) Antoine de Saint-Exupèry, 1900-1944
Geboren aus dem Schmerz
Allen Trauernden möchte ich sagen: Betrachtet jeden der kommenden Tage als eine Herausforderung, also so etwas wie eine Mutprobe. Der Schmerz verschwindet nicht auf einmal. Er wird kommen und gehen, wie in Wellen: einmal stärker, einmal schwächer, ohne dass es dafür einen ersichtlichen Grund gäbe. Verweigert euch dem Schmerz nicht, nehmt ihn an. Allmählich - Schritt für Schritt - werdet ihr dann eure alte Kraft zurückgewinnen, die Welt mit neuen Augen ansehen. Und eben das ist geboren aus dem Schmerz und der schrecklichen Einsamkeit, die euch anfangs zu zerstören drohte, die euch als unbesiegbar erschien.
(c) Daphne du Maurier, 1907-1989
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