O mein Herz, gib dich zufrieden!
O verzage nicht so bald!
Was dein Gott dir hat beschieden,
nimmt dir keiner Welt Gewalt.
Keiner hindert, was er will;
harre aus, vertraue still.
Geh des Wegs, den er dich sendet;
Er begann, und er vollendet!
Hüllt er dich in Dunkelheiten,
so lobsing ihm aus der Nacht.
Sieh, er wird dir Licht bereiten,
wo du 's nimmermehr gedacht.
Häuft sich Not und Sorg' umher,
wird die Last dir allzu schwer,
fasst er plötzlich deine Hände
und führt selber dich ans Ende.
Wär' auch alle Welt dir feindlich,
rottete sich wider dich -
dank ihm! O der Herr ist freundlich,
Seine Huld währt ewiglich.
Sind auch Trauer, Angst und Leid
seines Segens dunkles Kleid -
dank ihm! Er schickt seinen Segen
auf geheimnisvollen Wegen.
Endlich wird dein Morgen grauen;
kennst du nicht sein Morgenrot?
Darfst du zagend rückwärts schauen,
wenn dich Glut und Sturm bedroht?
Denn auch Feuerflamm' und Wind
Boten seines Willens sind,
und kann 's nur ein Wunder wenden,
auch ein Wunder kann er senden.
O so lass denn alles Bangen!
Wirke frisch, halt' mutig aus!
Was mit ihm du angefangen,
führet er mit dir hinaus.
Und ob alles widersteht,
im Vertraun und im Gebet
bleib am Werke deiner Hände;
so führt er 's zum schönsten Ende.
(Viktor von Strauß, 1809-1899)