Mittwoch, 21. Oktober 2015

Geistlicher Liedtext von Nikolaus Hermann


Wenn mein Stündlein vorhanden ist,
und ich fahr' meine Straße,
so leit' du mich, Herr Jesu Christ,
mit Hülf' mich nicht verlasse!
Herr, meine Seel' an meinem End'
befehl' ich dir in deine Händ';
du wollst sie mir bewahren.

Die Sünde wird mich kränken sehr,
mein Herz wird mich verklagen.
Der Schuld ist viel, wie Sand am Meer,
doch will ich nicht verzagen.
Ich denk' in meiner letzten Not,
Herr Jesu Christ, an deinen Tod.
Der wird mich wohl erhalten.

Ich bin ein Glied an deinem Leib,
des tröst' ich mich von Herzen.
Von dir ich ungeschieden bleib'
in Todesnot und Schmerzen.
Und sterb' ich nun, so sterb' ich dir.
Ein ewig' Leben hast du mir
durch deinen Tod erworben.

Weil du vom Tod erstanden bist,
werd' ich im Grab nicht bleiben.
Mein höchster Trost dein' Auffahrt ist,
die kann die Furcht vertreiben.
Denn wo du bist, da komm ich hin,
dass ich bei dir stets leb' und bin.
Drum fahr' ich hin mit Freuden.

So fahr' ich hin zu Jesu Christ
und lasse nichts mich schrecken.
So schlaf ich ein und ruhe fein,
mein Jesus wird mich wecken.
Er lässet mich im Frieden ruhn,
wird mir die Himmelstür auftun,
und führen mich zum Leben.



(Nikolaus Herman, gestorben 1561)