Samstag, 31. März 2018

Stern 9003



Ich schnitt mir Flügel aus Papier,
und wartete auf starken Wind.
Dann hob ich ab zur Himmelstür
und klopfte zaghaft wie ein Kind.
Um Einlass bittend sprach ich still,
dass ich dich gern besuchen will.

Ich fragte schüchtern, welcher Stern
im Himmel dein Zuhause sei.
Ein Englein kam und half mir gern:
"Es ist der Stern Neuntausenddrei".
Flugs kam ein Sternenbus zu mir
und brachte mich - oh Glück - zu dir.

Wie hell, wie rein, wie ach so schön
die neue Wohnstatt doch erschien.
Solch Glanz hab' ich noch nie geseh'n.
Wie lohnend waren doch die Müh'n.
Der Bus hielt an und ich stieg aus
und trat voll Freude in dein Haus.

Wie jugendlich dein Antlitz war.
Wie froh gelassen dein Gemüt.
Der Sternenstaub in deinem Haar
hat Funken ganz aus Gold versprüht.
Und erst dein Lachen !! Frei, so frei ...
Kein Kummer und kein Weh dabei.

Es strichen Geigen sacht und zart.
Posaunen hallten durch das All.
Beim Schauspiel unbekannter Art
kam meine Seele still zu Fall.
Mein Stolz, mein Neid, die Wut, der Hass --
wie wurden sie so blass, so blass.

Ich fühlte Liebe runderhum.
Ja, durch und durch war ich erfüllt
von reiner Liebe, die mich stumm
mit sanften Händen eingehüllt.
Und du standst da und lachtest nur.
Da läutete die Morgenuhr.

Der Wecker riss mich jäh zurück
ins Irdische und fort von dir.
Und war 's auch nur ein Augenblick,
im Traum geträumt, so ließ er mir
die Liebe doch im Herzen mein.
Was könnte kostbarer wohl sein?

Und meine Flügel aus Papier,
sie trugen mich nun Nacht für Nacht
so oft ich wollte hin zu dir,
und haben Leid zu Glück gemacht.
Der Himmel, wo ich träumend stand,
ist ganz und gar kein fernes Land.

Ja, ich begriff mit einem Mal,
wie nah ich doch dem Himmel bin.
Da wich mir alle Seelenqual,
und alle Schmerzen waren hin.
Der Himmel ist nicht sonstwowärts,
der Himmel ist in unsrem Herz .....

Dort ist dein Stern, dort find ich dich,
dort hat die Liebe ihr Zuhaus.
Der Weg zu dir ist innerlich.
Kein Suchen mehr tagein, tagaus!!
Du bist der Takt, der in mir schlägt.
Oh, welchen Schatz mein Herz doch trägt ....


(c) Bettina Lichtner