Dienstag, 6. März 2018
Es ist abgeschlossen
Herzlich tut mich verlangen
nach einem sel'gen End',
weil ich hie bin umfangen
mit Trübsal und Elend.
Ich hab' Lust abzuscheiden
von dieser bösen Welt,
sehn' mich nach ew'gen Freuden,
o Jesu, komm nur bald.
Du hast mich ja erlöset
von Sünd', Tod, Teufel, Höll',
es hat dein Blut gekostet,
drauf ich mein Hoffnung stell':
warum sollt' mich denn grauen
für'm Tod und höllischem Gesind'?
Weil ich auf dich tu bauen,
bin ich ein seliges Kind.
Wann gleich süß ist das Leben,
der Tod sehr bitter mir,
will ich mich doch ergeben,
zu sterben willig dir,
ich weiß ein besser Leben,
da meine Seel' fährt hin,
des freu ich mich gar eben,
Sterben ist mein Gewinn.
Der Leib zwar in der Erden
von Würmern wird verzehrt,
doch auferweckt soll werden
durch Christum schön verklärt,
wird leuchten als die Sonne
und Leben ohne Not,
in himmlischer Freud' und Wonne,
was schad't mir denn der Tod.
Ob mich die Welt gleich reizet,
länger zu leben hier
und mir auch immer zeiget
Ehr', Geld, Gut, all' ihr Zier,
jedoch ich 's gar nicht achte,
es währt eine kleine Zeit,
das himmlisch ich betrachte,
das bleibt in Ewigkeit.
Wenn ich auch gleich nun scheide
von meinen Freunden gut,
das mir und ihn'n bringt Leide,
doch tröst't mir meinen Mut,
dass wir in großen Freuden
zusammen werden komm'n
und bleiben ungeschieden
im himmelischen Thron.
Ob ich auch hinterlasse
betrübte Kinderlein,
derer Not mich über die Maße
jammert im Herzen mein,
will ich doch gerne sterben
und trauen meinem Gott,
er wird sie wohl versorgen,
retten aus aller Not.
Was tut ihr so verzagen,
ihr armen Waiselein?
Soll euch Gott Hülf versagen,
der speist die Raben klein,
frommer Witwen und Waisen
ist er der Vater treu;
Trotzdem der sie beleidigt,
das glaubt ohn' allen Scheu.
Gesegn' euch Gott der Herre,
ihr Vielgeliebten mein,
trauert nicht all zu sehre
über den Abschied mein;
beständig bleibt im Glauben,
wir werden in kurzer Zeit
einander wieder schauen
dort in der Ewigkeit.
Nun will ich mich ganz wenden
zu dir, Herr Christ, allein.
Gib mir ein seliges Ende,
send' mir mein Engelein,
führ' mich ins ew'ge Leben,
das du erworben hast,
durch dein Leiden und Sterben
und blutiges Verdienst.
Hilf nur, dass ich nicht wanke
von dir, Herr Jesu Christ,
den schwachen Glauben stärke
in mir zu aller Frist.
Hilf mir ritterlich ringen,
dein' Hand mich halte fest,
dass ich mag fröhlich singen
das Consummatum est.
(c) M.E.G. Tietze, Diac. Jen., gedruckt im Trowitzsch-Verlag, 1790