Dienstag, 25. Juli 2017

Bewahrung



"Menschen, die dem Herrn die Treue halten, kommen um, aber niemanden kümmert das. Sie werden aus dem Leben gerissen, aber keiner schert sich darum. Der Herr will diese Menschen vor noch schlimmeren Zeiten bewahren. Sie haben ein aufrichtiges Leben geführt, nun ruhen sie in Frieden."
(Jesaja 57, 1+2)

Folgt mir



"Jeder, der mit mir gehen will, muss mir die Führung überlassen. ICH bin auf dem Fahrersitz - nicht ihr! Flieht nicht vor dem Leid, nehmt es an. Folgt mir, dann zeige ich euch wie. Selbsthilfe ist gar keine Hilfe. Opfer ist der Weg, mein Weg, um euch selbst, euer wahres Selbst zu finden. Was würde es nützen alles zu bekommen, was man will, und sich selbst, sein wahres Selbst zu verlieren?"


(Lukas 9, 23-25, Paraphrase nach The Message)

Danken


"Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat 's gegeben. Der Herr hat 's genommen. Der Name des Herrn sei gelobt." (Hiob 1, 21)


Die richtige Reaktion auf Leihabe ist Dankbarkeit. Wenn Sie dahin kommen zu erkennen, dass alle Dinge, die Sie besitzen, und alle Menschen, die Sie lieben, nur geliehen sind, dann werden Sie sich an diesen Leihgaben freuen können - nicht mit gierigem Festhalten, sondern mit Dankbarkeit. Sie und ich wissen wie Hiob, dass es Gott ist, der gibt und der nimmt. Und wenn er etwas wegnimmt und wir erkennen, wie viel Freude uns die Gabe gemacht hat - auch wenn diese Erkenntnis nur kurze Zeit anhält - dann kommen wir einen Schritt weiter auf dem Weg zum eigentlichen Wesen Gottes.

Könnten Sie sich bereit finden, Gott für etwas zu danken, das er Ihnen geliehen und wieder genommen hat?

"Seid immer fröhlich. Hört nicht auf zu beten. Was immer auch geschieht, seid dankbar, denn das ist Gottes Wille für euch, die ihr Christus Jesus angehört."
(1. Thess. 5, 16-18)


(Auszug aus dem Buch "An der Hoffnung festhalten" von Nancy Guthrie)

Sonntag, 23. Juli 2017

Trost im Leid


Des Herbstes Stürme wehten rau hernieder,
und was im Frühling heiter aufgeblüht,
und was im Sommer reifend aufgeglüht,
sie warfen es zur dunklen Erde wieder.

Der Frühling hat so manchen Traum geboren,
der lustig reifte in des Sommers Pracht.
Da sank der Reif in herbstlich rauer Nacht, ---
er ist dahin, verflattert und verloren.

"Schau", sprach der Pred'ger mit beredtem Munde,
"Schau Aennchen, wie der Herbst die Wälder schmückt,
noch wenig Tage und, was uns entzückt,
sinkt farblos nieder zu dem dunklen Grunde.

Es mag vergeh'n. Auf seines Schöpfers "Werde"
hebt bald ein neuer Frühling sich empor,
so schön, so sonnenglänzend wie zuvor.
Er ruht schon jetzt still keimend in der Erde.

Und wähnst du auch dir alles Glück verloren,
o traue mir, mein Kind, der vieles sah:
erscheint dir auch dein Herbst, dein Winter nah,
auch dir wird noch ein neuer Lenz geboren!

Nicht konnt' den Vater ich zurück dir halten,
der gestern nächtens gramvoll vor mich trat.
Nicht konnt' ich segnen seinen düstern Pfad,
doch er auch wandelt unter Gottes Walten.

Ich fühl' in mir so ein geheimes Hoffen,
das leise ist im Herzen mir erwacht, --
schon mancher kehrte heim aus Todes Nacht,
dem Höchsten sind gar viele Wege offen.

Sieh' Kind, ich habe größ'res Leid getragen,
und so wie ich wohl Menschen sonder Zahl.
Durch viele Jahre hat in herber Qual,
in wildem Zweifel dieses Herz geschlagen.

Mir starb mein Weib, mein Sohn an einem Tage.
Ich stand zerschmettert an der beiden Gruft.
Ich starrte sinnenleer in leere Luft,
in meinem Mund versiegte selbst die Klage.

Da wuchs empor, ein liebliches Geleite,
die Tochter mir so hold, so schön wie du.
Auch sie, mein Gott, auch sie ging bald zur Ruh,
nur wenig Jahre schritt sie mir zur Seite.

Ich fühlt' die Hand in meiner Hand erkalten.
Ich schaute in das liebliche Gesicht.
Die Tränen rannen mir, ich wusst' es nicht,
so hab' ich lange, lange sie gehalten.

Auf ihrem Antlitz lag des Himmels Frieden.
Sie neigte sich, kaum konnt' ich sie versteh'n:
"Ich will die Mutter von dir grüßen geh'n," ---
und meines Lebens Sonne war geschieden. ---

Du weinst, mein Kind, ja, das sind harte Jahre.
Schwer war der Schmerz, doch blieb er frei und rein.
Nicht sprechen will ich von der schlimmen Pein,
die vor der Zeit gebleicht des Mannes Haare:

"Wie einst der Freund, den du so hoch getragen,
so feige, so erbärmlich dich verließ,
als dich des Schicksals Hand zu Boden stieß,
das magst du einsam deinem Herzen klagen.

Dann schaust den Menschen du in seiner Kleinheit.
Du möchtest zweifeln an der ganzen Art,
wenn Widriges mit Widrigem sich paart,
wenn Feigheit Bündnis schließt mit der Gemeinheit.

Dann mag es wohl die Sinne dir umnachten,
Verrat umsponnen unter Lug und Trug,
und zu der Lippe drängt sich dir der Fluch,
dann wird 's die leicht die Menschen zu verachten.

Doch wohl dir, tritt dann ohne Furcht und Tadel,
ein edler Kämpfer mutig für dich ein,
er hat gerettet dir dein bestes Sein,
den stolzen Glauben an der Menschheit Adel!"

So wie ein Seher hatte er gesprochen,
die Hand erhoben zu des Himmels Licht.
Und wie Verklärung lag 's auf dem Gesicht,
vom Leid gebeugt, doch nicht vom Leid gebrochen.

Wohl fühlte Aennchen mächtig sich durchschauern,
still betend hatte sie das Haupt geneigt.
Wie klein entschwand, was ihren Geist gebeugt,
in dieses stolz getrag'ne, große Trauern.


(Hermann Julius Böhnke, 1842-1909, Lehrer in Oldenburg)

Samstag, 22. Juli 2017

Vom besten zum besseren Leben


Es jammere, wer nicht glaubt.
Ich will mich stillen.
Mir fällt kein Haar vom Haupt
ohn' Gottes Willen.
In Jesus hab ich hier
das beste Leben.
Und sterb' ich, wird er mir,
ein besseres geben.


(unbekannter Soldat, am 2. Weihnachtstag 1915, wissend, was er tat, als er sein Leben bei der Bergung eines verwundeten Kameraden opferte. Er betete obige Worte - verblutend - mit letzter Kraft).


Freitag, 21. Juli 2017

In Gottes Rat ergeben ...


In Gottes Rat ergeben,
verlass' ich gern die Welt.
Ich geh' zum bessern Leben,
sobald es ihm gefällt. 
Was wär 's, das mich betrübte?
Dort schau' ich ewig den,
den meine Seele liebte,
noch eh ich ihn gesehn. 

Er ruft zur Zeit der Schmerzen
uns voll Erbarmen zu:
Kommt her, beladne Herzen,
zu mir und findet Ruh'!
Dies Wort aus deinem Munde
lass, Herr, mich zu erfreun,
in meiner letzten Stunde
mir Geist und Leben sein.

Mit dir muss es mir glücken,
den Kampf zu überstehn.
Im gläubigen Entzücken
lass meine Seele sehn.
Wie im Gericht der Sünder
du mit dem Tode rangst,
und wie du, Überwinder,
allmächtig ihn bezwangst.

Der frohe Siegsgedanke:
Wo ist dein Stachel, Tod?,
stärk' mich, dass ich nicht wanke
in meiner Todesnot.
So ist, obgleich ich sterbe,
doch Sterben mein Gewinn.
Ich bin des Himmels Erbe;
dein Wort sagt, dass ich 's bin.

Du schriebst ins Buch des Lebens
auch meinen Namen ein.
Dein Blut kann nicht vergebens
für mich vergossen sein.
Dir trauet meine Seele.
Dich lobt, was in mir ist,
Erlöser meiner Seele,
der du die Liebe bist.


(Valerius Herberger, 1562-1627)

Donnerstag, 20. Juli 2017

Gott verletzt und verbindet ...



"Gott verletzt und verbindet; er zerschlägt und seine Hand heilt." (Hiob 5, 17+18)


Barmherziger Gott! Erquicke unsere Herzen durch die Erkenntnis, dass alle Leiden dieser Zeit nicht wert sind der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden. Brechen Leidenszeiten über uns herein, so kommen auch diese von Deiner Hand. Wir sollen dadurch geübt werden in der Geduld und geprüft werden im Glauben.

Ohne Trübsal keine Geduld. Geduld aber bringt Erfahrung. Erfahrung aber bringt Hoffnung. Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.

Dreieiniger Gott und Herr! Wir nehmen im Glauben alle Leiden aus Deiner Hand. Lass uns in denselben bewähret werden als Deine rechten Kinder. Amen." 


(Seelsorger Karl Eichner, 1905)

Mittwoch, 19. Juli 2017

Denket doch ...


Denket doch, ihr Menschenkinder,
an den letzten Todestag!
Denket doch, ihr frechen Sünder,
an den letzten Zeigerschlag!
Heute sind wir frisch und stark,
morgen füllen wir den Sarg,
und die Ehre, die wir haben,
wird zugleich mit uns begraben.

Doch wir dumme Menschen sehen
nur was in die Augen fällt;
was nach diesem soll geschehen,
bleibt an seinem Ort gestellt;
an der Erde kleben wir,
leider über die Gebühr,
aber nach dem andern Leben
will der Geist sich nicht erheben.

Wo ihr euch nicht selber hasset,
ach, so legt die Torheit ab.
Was ist tut und was ihr lasset,
so gedenkt an euer Grab.
Ewiges Unglück und Glück
hängt an einem Augenblick.
Niemand kann uns Bürgen geben,
dass wir noch bis morgen leben.

Ungewissenhafte Leute
zittern vor des Todes Pein.
Gute Christen wollen heute
lieber aufgelöset sein.
Denn sie wissen, dass der Tod
ist ein Ausgang ihrer Not,
und gemalte Totenköpfe
sehn sie an als Blumentöpfe.

Vor der Sünde soll man zittern,
weil sie Gottes Zorn entzündt;
aber nicht vor Leichenbittern,
welche gute Boten sind.
Einmal müssen wir daran,
lieber bald dazu getan;
heute lasst uns lernen sterben,
dass wir morgen nicht verderben.

Was hilft doch ein langes Leben
ohne Buß und Besserung?
Wer nicht will nach Tugend streben,
ach, der sterbe lieber jung:
Unsre Bosheit nimmt nicht ab,
sondern mehrt sich bis ins Grab.
Frei von Sünden wird man nimmer,
mancher wird ja täglich schlimmer.

Dass doch nur ein Tag des Lebens
möchte frei von Lastern sein;
doch mein Wünschen ist vergebens,
unter uns ist niemand rein.
Man bleibt sündig von Natur
bei der neuen Kreatur!
Viele pflegen Scherz zu treiben,
wenn sie sich in Gott verschreiben.

Langes Leben, große Sünden!
Große Sünde, schwerer Tod!
Lernet das an einem Kinde,
dem ist Sterben keine Not.
Selig, wer bei guter Zeit
sich auf seinen Tod bereit',
und so oft die Glocke schläget,
seines Lebens Ziel erwäget.

Jede Patientenstube
kann euch eine Schule sein:
fährt an andrer in die Grube,
wahrlich, ihr müsst auch hinein.
Steht ihr auf, so sprecht zu Gott:
Heute kommt vielleicht der Tod!
Legt ihr euch, so führt im Munde:
Heute kommt vielleicht die Stunde.

Stündlich sprecht: In deine Hände,
Herr, befehl ich meinen Geist.
Dass euch nicht ein schnelles Ende
unverhofft von hinnen reißt.
Selig, wer sein Haus bestellt.
Gott kommt oft unangemeld't,
und des Menschen Sohn erscheinet
zu der Zeit, da man 's nicht meinet.

Das Gewissen schläft im Leben,
doch im Tode wacht es auf,
da sieht man vor Augen schweben
seinen ganzen Lebenslauf;
alle seine Kostbarkeit
gäbe man zur selben Zeit,
wenn man nur gescheh'ne Sachen
ungeschehen könnte machen.

Darum brauchet eure Gaben
dergestalt in dieser Zeit,
wie ihr wünscht getan zu haben,
wenn sich Leid und Seele scheid't;
Sterben ist kein Kinderspiel:
wer im Herren sterben will,
der muss ernstlich danach streben,
wie man soll im Herren leben.

Diese Welt geringe schätzen,
allen Lastern widerstehn,
an der Tugend sich ergötzen,
willig Gottes Wege gehn,
wahre Lebensbesserung,
stete Fleisches-Züchtigung,
sich verleugnen und mit Freuden
Schmach um Christi willen leiden;

das sind Regeln für Gesunde,
da man Zeit und Kräfte hat;
in der letzten Todesstunde
ist es insgemein zu spat.
Krankheit gleicht der Pilgrimschaft,
keines gibt dem Geiste Kraft;
beides macht auch bald ermüden
und verstört den Seelenfrieden.

Trauet nicht auf Seelenmessen,
die man den Verstorbenen hält;
Tode werden bald vergessen,
und der Baum liegt, wie er fällt;
ach, bestellt selbst euer Haus,
machet hier die Sachen aus,
fremde Bitten und Gebete
kommen hintennach zu späte.

Suchet Gott stets zu versöhnen,
greifet selbst nach Christi Blut!
Kein Gebet wird ja euch dienen,
wenn ihr keine Buße tut;
denkt ihr selber in der Zeit
nicht an eure Sterblichkeit,
wahrlich in der Grabeshöhle
sorgt kein Mensch für eure Seele.

Jetzt noch ist der Tag des Heiles
und die angenehme Zeit;
aber leider meistenteiles
lebt die Welt in Sicherheit!
Täglich ruft der treue Gott,
doch die Welt treibt ihren Spott;
ach, die Stunde wird verfließen
und Gott wird den Himmel schließen.

Da wird mancher nach dem Öle
erst bei Bräut'gams Ankunft gehn,
und da wird die arme Seele
vor der Türe müssen stehn;
darum haltet euch bereit,
füllt die Lampen in der Zeit,
sonst erschallt das Lied am Ende:
Weicht von mir, ihr Höllen-Brände.

In dem ganzen Bibelbuche
kommt mir nichts so schrecklich für,
als die Worte mit dem Spruche:
Ihr Verfluchten, weicht von mir!
Selig, wer davor erschrickt,
eh er noch den Tod erblickt:
Furcht und Zittern hier auf Erden
schafft, dass wir dort selig werden.

Hier in lauter Freuden schweben,
macht im Tode bittre Not,
doch auf Leid und traurig Leben
folgen Freuden nach dem Tod.
Drum weg Welt und Eitelkeit,
Kot ist eure Lustbarkeit
und erhebet eure Sinnen,
dass sie Christum lieb gewinnen.

Tötet eure bösen Glieder,
kreuzigt euer Fleisch und Blut;
drückt die böse Lust darnieder,
brecht dem Willen seinen Mut;
werdet Jesu Christo gleich,
nehmt sein Kreuz und Joch auf euch,
daran wird euch Christus kennen
und euch seine Jünger nennen.

Auf ein langes Leben harren,
da man täglich sterben kann,
das gehört für einen Narren,
nicht für einen klugen Mann.
Mancher spricht bei Geld und Gut:
Liebes Herz, sei wohlgemut,
und in vierundzwanzig Stunden
ist die Seele schon verschwunden.

Ach, wie oft hört man doch sagen,
dass ein Mensch entleibet sei;
ach, wie mancher wird erschlagen
oder bricht den Hals entzwei;
einen andern rührt der Schlag,
wohl am Spiel und Trinkgelag';
mancher schlummert ohne Sorgen
und erlebet nicht den Morgen.

Feuer, Wasser, Luft und Erden,
Blitz und Donner, Krieg und Pest,
müssen unsre Mörder werden,
wenn es Gott geschehen lässt;
niemand ist vom Tode frei,
nur die Art ist mancherlei;
insgemein sind unsre Stunden
einem Schatten gleich verschwunden.

Nach Verfließung dieses Lebens
hält Gott keine Gnadenwahl;
jener Reiche rief vergebens
in der Pein und in der Qual;
fremdes Bitten hilft euch nicht,
und wer weiß, ob 's auch geschicht:
also fallt in wahrer Buße
eurem Gotte selbst zu Fuße.

Sammelt euch durch wahren Glauben
einen Schatz, der ewig währt,
welchen euch kein Dieb kann rauben,
und den auch kein Rost verzehrt;
nichts ist Ehre, nichts ist Geld,
nichts ist Wollust, nichts ist Welt:
alles Trachten, alles Dichten
muss man auf die Seele richten.

Freunde machet euch in Zeiten
mit dem Mammon, den ihr habt.
Lasset von bedrängten Leuten
keinen Menschen unbegabt.
Christus nimmt die Wohltat an,
gleich als wär sie ihm getan,
und der armen Bettler Bitten
hilft euch in des Himmels Hütten.

Euer Wandel sei im Himmel,
da ist euer Bürgerrecht:
Lebt in diesem Weltgetümmel
unbekannt, gerecht und schlecht;
flieht vor aller Sklaverei,
machet eure Seele frei,
dass sie sich zu Gott erhebe
und hier als ein Fremdling lebe.

Diese Gnade zu erlangen,
sparet das Gebet ja nicht:
netzt mit Tränen eure Wangen,
bis dass Gott sein Herze bricht;
rufet Jesu Christo nach,
wie er dort am Kreuze sprach:
VATER! Nimm an meinem Ende
meine Seel' in deine Hände.


(Thomas von Kempen, 1380-1471)

Dienstag, 18. Juli 2017

Durch viel Trübsal


"Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen." (Apostelgeschichte 14, 22)


Wir   m ü s s e n  --- eine unwillkommene Botschaft; nichts ist uns verhasster als das Müssen. Durch viel Trübsal --- eine traurige Aussicht; gegen nichts sträuben wir uns mehr als gegen das Leiden. Doch der Schluss ist herrlich: ins Reich Gottes! Dieser fröhliche Klang am Ende verschlingt die schmerzlichen Vordertöne.
Schau doch auf das Ziel! Denk doch an das Ende! Wenn du durch wilde Brandung dich durchkämpfen  musst, erinnere dich an den Friedenshafen, der deiner wartet. Wenn zwischen Sorgen und Särgen, durch Sturmeswetter und Trübsalsnächte, über Schutt und Geröll, an Schlünden und Abgründen vorbei dein Weg dich führt, denke an den Ausblick, der oben auf der Höhe dir zuteil wird.
Alle Großen im Reiche Gottes sind durch Leiden gereift und vollendet worden. Wo kämen Davids Psalmen her, wenn er nicht auch versuchet wär? Mit der Erziehung seiner Kinder nimmt es Gott besonders streng. Und der Anfänger und Vollender unseres Glaubens macht das Kreuz zum Siedesdenkmal.
Du bist ja nicht allein mit deinem Leid. Unzählige ziehen mit dir dieselbe Straße, die auch alle ihr Kreuz tragen müssen. Vor allem hast du ihn, den größten Kreuzträger aller Zeiten, der dir dein Kreuz tragen hilft.
Luther sagt: Gottes Wege sind wie ein hebräisches Buch; man muss sie von hinten lesen. Wie werden uns einst die Augen aufgehen, wenn wir rückwärts schauen auf unser Leben und beschämt erkennen: es ging doch durch viel Trübsal in das Reich Gottes!

Herr Jesu, der du dein Kreuz getragen hast, hilf uns unser Kreuz tragen. Und der du nach allem Leiden gekrönt bist mit ewiger Herrlichkeit, wir bitten dich, steh uns bei in unserem Kampf; halte, trage, tröste uns, dass wir wachen und beten und das Feld behalten und den Sieg gewinnen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir. Amen.


(Dr. Paul Conrad, 1865-1927)

Samstag, 15. Juli 2017

Wiedersehen



Wir, die wir noch eine Weile hierbleiben,
und dich so sehr geliebt haben,
spüren deine Nähe im Windhauch,
sehen deine leuchtenden Augen im Morgenrot,
wenn der Tau noch auf den Blumen liegt.
Dein Lächeln hinter dem funkelnden Sternenhimmel
lässt uns deinen Frieden ahnen.
Wir freuen uns auf das Wiedersehen.


(c) Hildegard Peresson

Freitag, 14. Juli 2017

Der letzte Feind ...



"Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod." (1. Korinther 15, 26)


Wie wollen wir dem Tod begegnen, diesem unerbittlichen Feind des Lebens? Wir stehen ihm wehrlos gegenüber. "Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen." Jede menschliche Hilfe versagt. In diese Hilflosigkeit hinein schreibt Paulus ein Wort voller Hoffnung. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Paulus spricht von dem Allerletzten, wenn Gott alles in allem sein wird. Dann werden die Toten, die im Namen Jesu entschlafen sind, mit ihm leben. Der Tod selbst aber muss sterben. Der Tod des Todes heißt "der andere Tod".

Was folgt daraus? Es ist sinnlos, sein Leben wegzuwerfen und sich in den Tod zu flüchten, wenn man meint, man könnte mit dem Leben nicht mehr fertigwerden. Der Tod ist keine Zuflucht. Er ist das Letzte. Zuflucht ist allein bei Gott. Der Tod muss alle wieder herausgeben, auf die er seine Knochenhand legte. Er hat nicht das letzte Wort. Es ist vielmehr sinnvoll, sich an den zu hängen und an den zu halten, der das letzte Wort hat, das ist Christus. Der ist stärker als der Tod. Der hat den Tod überwunden. Der hat zugesagt, dass er für alle, die an ihn glauben, Platz gemacht hat in der Herrlichkeit seines Vaters. Über die hat auch der andere Tod keine Macht. Sie sind frei vom Gericht am Ende der Tage, frei zu einem Leben in der Herrlichkeit Gottes. Es ist allein sinnvoll, sich nach dieser Herrlichkeit auszustrecken und alles andere, mag es auch noch so wichtig scheinen, an die zweite Stelle zu setzen. Das nimmt nicht nur die Furcht vor dem Tod, sondern auch die Angst vor dem Leben. Wie sollte man sonst in dieser Welt fröhlich seine Straße ziehen können?

Du unser Vater, du Gott der Lebendigen. Wir sagen dir Dank, dass du uns durch deinen lieben Sohn offenbart hast, was es um den Tod ist. Dich loben wir, Herr Christ, dass du dem Tode die Macht genommen hast und wir ihn nicht mehr fürchten müssen. Bewahre uns vor dem anderen Tode und schenke uns hier und dort dein Leben. Amen.


(Pastor Ernst Senf, 1892-?)

Donnerstag, 13. Juli 2017

Du ziehest und ich bleib


Was macht ihr, dass ihr weinet,
und brechet mir das Herz!
Im Herrn sind wir vereinet
und bleiben 's allerwärts:
Das Band, das uns verbindet,
löst weder Zeit noch Ort;
was in dem Herrn sich findet,
das währt in ihm auch fort.

Man reicht sich wohl die Hände,
als soll 's geschieden sein,
und bleibt doch ohne Ende
im innigsten Verein;
man sieht sich an, als sähe
man sich zum letzten Mal,
und bleibt in gleicher Nähe
dem Herrn doch überall.

Man spricht: ich hier, du dorten,
du ziehest und ich bleib,
und ist doch allerorten
ein Glied an  e i n e m  Leib;
man spricht vom Scheidewege
und grüßt sich einmal noch,
und geht auf   e i n e m   Wege
in gleicher Richtung doch.

Was sollen wir nun weinen,
und gar so traurig sehn,
wir kennen ja den Einen,
mit dem wir alle gehn
in  e i n e r  Hut und Pflege,
geführt von  e i n e r  Hand,
auf  e i n e m  sichern Wege
ins  e i n e  Vaterland.

So sei denn diese Stunde
nicht schwerem Trauerleid,
nein, einem neuen Bunde
mit unserem Herrn geweiht.
Wenn wir uns ihn erkoren
zu unserem höchsten Gut,
sind wir uns nicht verloren,
wie weh auch Scheiden tut,
wie weh auch Scheiden tut ...


(Carl Johann Philipp Spitta, 1801-1859)

Mittwoch, 12. Juli 2017

Die Gewissheit ...


Geistlicher Liedtext von Benjamin Schmolck


Himmelan geht unsre Bahn.
Wir sind Gäste nur auf Erden,
bis wir dort nach Kanaan
durch die Wüste kommen werden.
Hier ist unser Pilgrimstand,
droben unser Vaterland.

Himmelan schwing dich, mein Geist,
denn du bist ein himmlisch' Wesen,
und kannst das, was irdisch heißt,
nicht zu deinem Zweck erlesen.
Ein von Gott erleucht'ter Sinn
kehrt zu seinem Ursprung hin.

Himmelan! Mein Glaube zeigt
mir das schöne Los von ferne,
dass mein Herz schon aufwärts steigt
über Sonne, Mond und Sterne;
denn ihr Licht ist viel zu klein
gegen jenen Glanz und Schein.

Himmelan wird mich der Tod
in die rechte Heimat führen,
da ich über alle Not
ewig werde triumphieren.
Jesus geht mir selbst voran,
dass ich freudig folgen kann.

Himmelan, ja, himmelan!
Das soll meine Losung bleiben.
Ich will allen eitlen Wahn
durch die Himmelslust vertreiben.
Himmelan steht nur mein Sinn,
bis ich in dem Himmel bin.


(Benjamin Schmolck, 1672-1737)

Dienstag, 11. Juli 2017

Geburtswehen


Der Apostel Paulus war einer der weitest gereisten Männer seiner Zeit. Aber er hat uns keine Schilderungen von Naturschönheiten gegeben. Was der oberflächliche Mensch nicht sieht und nicht hört, hat er geschaut und vernommen. Hinter dem farbenprächtigen Schleier blühenden Lebens sah er eine Welt scheinbar sinnloser Grausamkeit. Aus der gesamten Schöpfung hörte er ein leises Schluchzen und ein tiefes Seufzen nach Erlösung. So geht ein stilles Weinen, soweit die lieben Sternlein scheinen, durch alle Adern der Natur. Aber das machte ihn nicht schwermütig und verzagt. Er sah das Harte und Widerspruchsvolle in der Schöpfung, aber das war ihm nichts Endgültiges, sondern etwas Unerlöstes, das der Erlösung harrt. Er erkannte den wilden Kampf ums Dasein überall; aber das war ihm nicht gottgewollte Notwendigkeit, sondern etwas, was aufhören soll und wird. Er fühlte den tiefen Hauch der Schwermut; aber er wusste, dass das anders werden würde. Ihm war die Welt nicht grausame Härte, nicht sinnloser Zufall, sondern sie war ihm Gottes Welt, und die Leiden dieser Welt waren ihm die Geburtswehen eines höheren Lebens. Im Glauben sah er schon die Nebel der Nacht sinken und mit hellem Strahl schien ihm der heraufkommende Tag der Erlösung ins Herz.
Wenn wir doch diesen Glauben hätten! Wenn wir doch über den Trümmern den Bogen des Friedens in den Wolken sähen! Wenn wir uns in der Nacht und Not das doch immer sagten: Die Zeit ist schnell, und die Zukunft ist hell, und hinter der Zeit leuchtet die selige Ewigkeit! Herz, freu dich, du sollst frei werden vom Elend dieser Erden!

Herr, lass uns nicht verzagen im Leid. Bewahre uns vor Verbitterung. Lass uns in der Nacht deine Sterne leuchten, und mach uns froh und fest in der Hoffnung auf deine Erlösung. Amen.

(Dr. Paul Conrad, 1865-1927)

Montag, 10. Juli 2017

Die Nacht ist lang ...


Still und einsam dämmern Gottes Sterne,
ruhig liegt die Finsternis im Tal.
Und des Lebens bunte Freudenbühne
wandelt sich zum schwarzen Trauersaal.
Falbe Blätter säuseln im Gebüsche,
wenn die Abendlust vom Berge zieht;
kalter Tau sinkt auf die Wiese nieder
und die blasse Herbstzeitlose blüht.
Alles, alles eilt zu seinem Ende,
überall erscheint die Sterblichkeit
mit dem welken Kranze an der Harfe.
"So vergeht des Lebens Herrlichkeit!"
Ach! Die Zeit weht über Stoppelfelder
eine Hoffnung nach der andern hin,
und die Menschheit schläft in ihren Gräbern
ohne Sorge, ohne Traum und Sinn.
Schlafet wohl, ihr, die ihr hier gewesen,
wo jetzt eure Kindeskinder sind;
ruhet wohl, ihr, die ihr hingegangen,
wo des Todes große Sanduhr rinnt.
Alles stirbt! Ich will das Grab nicht fürchten!
Zwar ist 's finster, und die Nacht ist lang.
Doch wer weiß, wie lang die Toten schlafen?
Wer vernimmt den leisen Himmelsgang?
Wenn der Grabgesang ins Tal verhallet,
bricht vielleicht schon euer Morgen an.
Ihr erwachet - und die Sonne rötet
Wald und Berge dort in Kanaan.
Herr des Lebens, lass mich fröhlich wandeln,
weil noch Blut und Leben in mir fließt!
Herr des Todes, lass mich fröhlich scheiden,
wenn die letzte Nacht mein Auge schließt.
Oft will ich an jene Stunde denken,
wo die Welt mit ihrem Glanz entflieht;
oft will ich den neuen Morgen segnen,
wo der Geist in seine Heimat zieht.
Gott, dir leb ich! Gott, dir will ich sterben!
Und dein Bote wird nicht schrecklich sein;
friedlich wirst du deinen Engel senden,
und ich schlaf in seinen Armen ein.


(Johann Heinrich Wilhelm Witschel, 1769-1847)

Samstag, 8. Juli 2017

Gold im Gestein



Die Menschen hätten - bei einiger Einfalt und Freude am Wirklichen - nie auf den Gedanken kommen brauchen, dass sie das, womit sie sich wahrhaft verbanden, irgendwann wieder verlieren könnten. Kein Sternbild steht so zusammen. 
Nichts Getanes ist so unwiderruflich wie menschlicher Zusammenhang, der ja schon im Augenblick, wo er sichtbar sich schließt, stärker und gewaltiger im Unsichtbaren vor sich geht .... im Tiefsten, dort, wo unser Dasein so dauernd ist wie Gold im Gestein, beständiger als ein Stern.


(Friedrich Hebbel)

Freitag, 7. Juli 2017

Eine neue Welt ...



Es war die letzte Nacht und nah das Ende.
Wir küssten dir die zarten weißen Hände.
Du sprachst "Lebt wohl", in deiner stillen Weise,
und "Oh, die schönen Blumen!" riefst du leise.

Dann war 's vorbei. Die großen Augensterne
weit, unbeweglich, starrten in die Ferne.
Indes um deine Lippen, halbgeschlossen,
ein kindlich ernstes Lächeln ausgegossen.
So lagst du da, als hättest du entzückt
und staunend eine neue Welt erblickt.


(Wilhelm Busch)

Donnerstag, 6. Juli 2017

Überreich



Wahre Religion gibt Kraft und Halt in jenen Stunden, wo alles andere versagt. Wenn alles, worauf wir stolz waren, uns im Stich lässt; wenn Leid unsere Seele umdüstert und Verluste unser Herz erschüttern, dann zeigt sich die alles überwindende Kraft des Glaubens. Wenn Himmel und Erde mein wären, und ich hätte keinen Gott, dann hätte ich nichts. Aber wenn ich alles entbehren müsste und hätte doch meinen Gott noch, dann wäre ich überreich: 'Herr, wenn ich nur dich habe!'


(c) Dr. Paul Conrad (1865-1927)

Mittwoch, 5. Juli 2017

Das letzte Wort



Lukas 23, 46:

"Und Jesus rief laut und sprach: 'Vater, ich befehle meinen Geist in Deine Hände. Und als er das gesagt hatte, verschied er."


Hört man diese Worte, so klingen sie wie ein Gebet, wie eine Bitte an den ewigen Vater, dass Er sich Seines Sohnes in dem bevorstehenden Augenblick des Todes annehmen möge. Viele Tausende haben in ihren Sterbensnöten dem Herrn Jesus nachgesprochen. Viele haben auch in ihrem Leben gebetet, dass das letzte Wort Jesu ihr eigenes letztes Wort sein und werden möge.

Das letzte Wort des Herrn Jesu zeigt nicht bloß unser Ziel, sondern gibt uns auch den Weg an, dasselbe zu erreichen. Können wir auch nicht selbständig und mächtig, wie unser Herr, die Seele in des Vaters Hand legen, so haben wir doch die Erlaubnis und die Aussicht, unsere Seele in der sicheren Hoffnung der Erhörung in die Hände des Vaters betend zu befehlen. Wir werden Ihm nachfahren, Sein sein und ewig bleiben, wo Er ist. Das ist uns, die wir an den Herrn glauben, gewiss."


(c) Wilhelm Löhe (1808-1872)

Montag, 3. Juli 2017

Bibelzitat



"Wir haben hier keine bleibende Stadt, 
sondern die zukünftige suchen wir."


(Hebräer 13, 14)

Sonntag, 2. Juli 2017

Droben - der Stern


Der Tod, der Tod, er gibt die Tiefe und Weihe! Verachte ihn nicht, den treuen Gottesknecht. Wenn er bei dir zu Gaste kommt, holt dir dein liebes Kind, deinen liebsten Gemahl - ach, zürne ihm nicht, der dich nur weihen will, - und mit dem Toten macht er 's gut. Du starrst hinab in eine unermessliche Tiefe des Grams, aber am Grunde entdeckst du den heiligen Anblick: Gott in seiner Urmacht über alle Geburt. Leg dich nur voll Vertrauen der Urmacht in die Hände, lass ihren Willen weise walten. Der Gott, der da zu töten scheint, der tötet nicht: er trägt nur hinüber. Dich aber wollte er weihen, dich vertiefen, dass alles abfällt, was nicht vor seinen einfach-großen Anblick ernst bestehen kann. Der Tod ist nur die höchste Verwandlung seiner Liebeskraft. Gott nimmt so gerne die Maske Tod vors Gesicht, wenn er uns weihen will. Auch hinter der Maske Tod lebt Gottes Liebe. Stehe auf, Mensch, der hingesunken ist vor Gram. Den sein Geweine niederbeugte: stehe auf! Und stehe auf als einer, der geadelt ist, vertieft, geweiht vom Tode. Tod-Edler, stehe auf, und preise die Liebe!

Drunten die Gräber
und droben - der Stern.


(c) Pfarrer Karl Josef Friedrich (1888-1965)