Ihr Tränen alle! Lasst das Weinen!
Es ist genug, so möcht' ich meinen.
Die Zeit geht fort und bleibet nicht.
Was soll ich länger mich verkriechen?
Im Leben schon wie sterbend siechen?
Noch steigt das Blut mir zu Gesicht!
"Hinaus! Hinaus!", schallt da ein Rufen.
Was Gottes Sinne einst erschufen,
galt nur des Lebens Herrlichkeit.
Wie sollt' ich meinen Blick verschließen,
wenn Rosen aus dem Boden schießen,
als gäb' es keine Traurigkeit?
Das Herz in mir will weiter schlagen,
der Mut gar neue Wege wagen
und nicht vom Tod gefangen sein.
Es streckt die Hand sich hin zum Leben.
Ihr einzig Sinn, ihr einzig Streben
ist ja der Griff ins Mittenrein.
Kein Zögern mehr, kein Zauderspiele!
Es malmt die pausenlose Mühle
die Stunde klein, bis sie erstirbt.
Der Tod im Nacken bleibt gelassen.
Er möge mich erst dann erfassen,
wenn das Gebrechen mich zermürbt …
© Bettina Lichtner