Sonntag, 31. März 2013

24 Stunden

In 24 Stunden
kann ach so viel passieren!
Du kannst, was dir verbunden,
in dieser Zeit verlieren.

Das Glück kann dir verschwinden,
und der gewohnte Lauf.
Im Tode kann dir münden
der Tag - nimm das in Kauf!

Nicht sicher sind am Morgen
die Träume in der Nacht.
Darum: vergiss die Sorgen,
solang' das Leben lacht ...


(c) Bettina Lichtner

Himmlische Nähe

Vom Tod, vom Tod, da spricht man nicht.
Der Tod ist ein Tabu.
Erst wenn er dir das Auge bricht,
bist du mit ihm per DU.

Man meidet ihn in Wort und Bild.
Er selbst hat dich im Blick!
Und hat dich ach so schnell gekillt .....
Und duldet kein Zurück!

Und wenn du ihn zu Tode schweigst -
er kommt! Er ist schon da!
Doch, wenn du Interesse zeigst,
bist du dem Himmel nah.


(c) Bettina Lichtner

Samstag, 30. März 2013

Fern gestorben

Fern vom heimatlichen Hafen,
unterm satten Palmengrün,
ist der Gute sanft entschlafen,
während schreiend Möwen ziehn.

Zwischen fremden Hausgestalten
tat sein Herz den letzten Schlag.
Hätt' ihn ach so gern behalten,
doch zu End' sind Nacht und Tag.

Über hunderttausend Meilen
zieht die liebe Liebe sich.
Dieser Tod kann uns nicht teilen.
Ewig, ewig lieb' ich dich ...



(c) Bettina Lichtner

Wandelnde Bücher

Rückwärts betrachtet ging alles so flott,
flogen die Jahre am Leben vorbei.
Schon steht die Seele vorm mächtigen Gott,
der mir gleich flüstert: "Schau an, du bist frei."

Wo ist das Kind, das ich eben noch war?
Wo ist der Jugend so lieblicher Schmuck?
In den Gedanken schaut alles so klar,
wenn ich verflogene Jahre beguck' ...

Trage mein Leben im Geist durch die Zeit.
Wandelndes Buch, das ums Ende nicht weiß.
Jedwedes Herz hält Geschichten bereit,
doch sie verschwinden im ewigen Kreis.


(c) Bettina Lichtner

Ohne Signal

Es fehlt auf einmal wer.
Die Runde ist verkleinert.
Das Traute gibt 's nicht mehr,
mein Herz ist wie versteinert.

Der Tod saß im Genick,
saß längst schon mit im Kreise,
saß mittendrin im Glück
ganz rücksichtsvoll und leise.

Ein allerletztes Mal
von deinem Herz umworben.
Und ohne ein Signal,
da bist du mir gestorben.


(c) Bettina Lichtner

Freitag, 29. März 2013

Wunder dich!

Eh uns der Atem für immer verlässt
(dass es so sein wird, das steht schon mal fest),
lässt uns das Leben ein Wechselbad ein.
Fordert die Stunde, stets achtsam zu sein.

Flüstert die Rose: "Ach, pflücke mich nicht.
Lass' meine Zeit mir im sonnigen Licht."
Winken uns Wunder von überall her.
Sagt Gott uns wortlos: "Ich lieb' dich so sehr."

Reift auf den Feldern das nährende Korn.
Jedes Jahr wieder beginnt es von vorn.
Sprießt aus der Erde und blüht und gedeiht.
Bis man es erntet, genießt es die Zeit.

Still und geborgen in göttlicher Hand,
steht es verwurzelt und freundlich im Land.
So, wie es kommt, ist das Leben ihm recht.
Es liebt den Frieden und nicht das Gefecht.

Ringsumher aber nur menschlicher Krach.
Stark will der Mensch sein und doch ist er schwach.
Schwach auf den Augen, die Wunder zu sehn,
und wie die Ähre so friedlich zu stehn.

Erst, wenn der Atem den Menschen verlässt,
flüstert die Wehmut: "Ich hielt sie nicht fest,
hielt sie nicht fest diese Wunder der Welt,
die man nur einmal im Atemzug hält ..."


(c) Bettina Lichtner

Teile dein Leid

Was hat uns erblinden lassen?
Warum sind die Ohren taub?
In den stressgeplagten Massen
macht das WIR sich aus dem Staub.

Lauter ICHs ziehn egoistisch
auf der Erde querfeldein.
Denken nur kapitalistisch,
statt der Liebe Herr zu sein.

Roh das Wort und kalt die Hände.
Nehmen löst das Geben ab.
So geht eine Zeit zu Ende,
die man uns zum Teilen gab ....

(c) Bettina Lichtner

Freudloser Kreis

Von Sehnsucht befallen, von Tränen bedeckt,
vom Schmerz überwuchert, der überall steckt -
so fühl' ich mich ständig, mal wenig, mal mehr.
Sich glücklich zu fühlen? Zu lange schon her ....

Es rankt mir die Trauer die Kleider hinab.
Bergauf geht es nimmer, geht nur noch bergab.
Zum Tal fährt die Freude und starrt mir zu Eis.
Ich drehe mich nur noch im freudlosen Kreis.

Zu Hilfe, Ihr Engel. Wer weiß, was geschieht.
In meinen Gedanken steht groß SUIZID.
Ich möchte ja stark sein, doch weiß nicht für wen.
Es macht keinen Spaß mehr, alleine zu gehn.

Es ist mir, als schnürte mich irgendwas ab,
und lockt mich und zieht mich ins rettende Grab.
Der Hoffnung beraubt und dem Leben entrückt -
so warte ich hier, dass man Hilfe mir schickt.


(c) Bettina Lichtner

Wellentanz

Einer Monsterwelle ähnlich
bäumt der Tod sich vor die Zeit.
Unerwartet - für gewöhnlich -
steht die Übermacht bereit.

Steht bereit, uns fortzureißen.
Wann und wo und wie ist fremd.
Hilft kein kämpfen, fliehen, beißen ....
Weh, wer sich dagegen stemmt.

"Kommst du, Welle, mich zu schlucken,
werd' ich aufrecht vor dir stehn.
Werd' noch einmal rückwärts gucken,
und dann friedlich mit dir gehn."


(c) Bettina Lichtner

Donnerstag, 28. März 2013

Pfui!!!

Feige zieht die Mörderhand
ihre Blutspur durch das Land,
und beendet mit Gewalt
eines Menschen Aufenthalt.

Meuchelt, metzelt und missbraucht,
bis das Leben ausgehaucht.
So brutal und so gemein
kann ja nur ein Teufel sein.

Hat sich unters Volk gemischt
und uns Lügen aufgetischt.
Riss mit seiner Tötungslust
tausend Herzen aus der Brust.

Eisig kalt, der Liebe fern,
schickt er Seelen auf den Stern,
deren Weg in Blüte stand.
Pfui, verdammte Mörderhand ...


(c) Bettina Lichtner

Mieses Leben

Ausgelöschten Lebensflammen
zünden sie ein Kerzenlicht.
Und sie beten eng beisammen,
und es ist ihr Herz, das spricht.

Keine Floskeln, keine Witze.
Bitterernst im Leid vereint.
Als ich so mit ihnen sitze,
hab ich gleich wie sie geweint.

Keiner kann und will verstehen,
dass das Leben anders spielt,
als man es vorhergesehen -
jeder ist so aufgewühlt.

Alles, alles - nur nicht dieses!
Bitte nicht die Stunde X.
Manchmal ist es so ein mieses
Leben, doch ..... es ändert nix.


(c) Bettina Lichtner

Kalte Glut

Lebewohl, geliebte Seele.
Lebewohl und gute Fahrt.
Und mein Herz wird eine Höhle,
die das Schöne mir bewahrt.

Ich gestalte mir das Innen
meines Körpers nur mit dir.
Muss mich völlig neu besinnen,
doch ich weiß nicht mehr, wofür.

Ach, es kostet so viel Mühe,
ohne dich so stark zu sein.
Es gibt nichts, wofür ich glühe,
so wie sonst mit dir zu zwein.

Ich verkriech' mich in die Höhle,
dort bist und und mir geht 's gut.
Lebewohl, geliebte Seele.
Lebewohl, du kalte Glut.


(c) Bettina Lichtner

Wippenflug

Es sitzen auf der Wippe
rechts, links die Freud', das Leid.
Gleich, wie ich geistig kippe,
so neigt sich jene Seit'.

Will mich die Trauer fressen,
zieht mich das Leid hinab.
Ein Hoffnungsschein indessen,
bringt freudig mich auf Trab.

Ich selber halt das Steuer
der Wippe in der Hand.
Ich bin der Saatenstreuer
in meinem Geistes-Land.

So kann ich mich entscheiden,
wie ich mein Feld bestell' -
mit Lachen oder Leiden,
ob dunkel oder hell.


(c) Bettina Lichtner

Mittwoch, 27. März 2013

Tot .... na und?

Das Gute am Totsein???
Vorbei alle Sorgen.
Vorbei alle Ängste. Vorbei jede Not.
Du steigst in das Boot ein
(ob heut' oder morgen)
und segelst davon mit dem sicheren Tod.

Er zieht dich vom Hetzen,
vom ewigen Jagen
nach Reichtum und Glück aus der irdischen Zeit.
Statt Messer zu wetzen,
frohlockt er mit Tagen,
die still sind und fern sind von jedwedem Leid.

Das Leben mag Kampf sein.
Das Leben mag schmecken.
Am Schluss macht der Tod auf die Ruh' Appetit.
Schon hält jede Hatz ein,
dem Stress flieht der Schrecken,
weil endlich, ach endlich der Frieden erblüht.


(c) Bettina Lichtner

Steh- und Liegeplätze

Stehplatzenge auf der Erde.
Menschen atmen dicht an dicht.
Dass es wieder leerer werde
ist derzeit noch nicht in Sicht.

Liegeplätze unterm Grase.
Menschen ruhen dicht an dicht.
Auf dem Grabstein eine Vase
und ein stilles Kerzenlicht.

Lärm und Stress als Wegbegleiter.
Frieden für die Zeit danach.
Dich und mich, ach, und so weiter
lädt am Schluss das Grabgemach ...



(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 26. März 2013

Enttarnt

Ja, ja, ich hab 's erkannt.
Du wurdest uns gesandt,
um uns mit deinem Lachen
das Leben leicht zu machen.

Nur Tarnung war dein Kleid,
denn heut' weiß ich Bescheid:
du warst ein Engelsgleicher
und machtest Herzen reicher.

Erst jetzt im Todeshauch,
erst jetzt, wo ich dich brauch',
jetzt spür' ich deine Flügel
hoch überm Grabeshügel ....


(c) Bettina Lichtner

In jeder Zelle

Mag dein Körper fern der Blicke
dort im Sand begraben sein,
bleibst du doch, trotz dieser Lücke,
immer, immer, immer mein.

Jede Zelle meiner Hülle
ist mit deinem Bild geschmückt.
Doch die rosarote Brille
hat der Tod kaputt gedrückt.

Alle Träume, die wir hatten,
nahm er sich in größter Gier.
Musste ich dich auch bestatten -
trag ich dich im Traum bei mir.


(c) Bettina Lichtner

Montag, 25. März 2013

Der rechte Blick

Diese eine unbekannte tödliche Sekunde
lauert irgendwo auf meinem Uhrenziffernblatt.
Irgendwann zu irgendeiner unbeschwerten Stunde,
legt sie mich samt meinem Leben endgültig schachmatt.

Allzu oft verharrt der Blick zur Uhr in größter Eile.
Keine Zeit, dem Takt zu lauschen. Alles fliegt dahin.
Wann schrieb ich zuletzt dir eine lieb gemeinte Zeile?
Wann hab' ich gesagt, dass ich so dankbar deiner bin?

Einfach keine Zeit für all die Zwischenmenschlichkeiten.
Immer auf der Flucht und plötzlich ist die Zeit vorbei.
Dächte ich doch mehr an den Moment der Sterblichkeiten,
wäre ich von Jagd und Fliehen auf der Stelle frei.


(c) Bettina Lichtner

Schlechte Nachricht

Das Telefon klingelt. Am anderen Ende
ein Wort, das im Weinen erstickt.
Es malt mir den Tod an die geistigen Wände,
und plötzlich spielt alles verrückt.

Das Herz kommt ins Stocken, ich droh' zu zerbrechen.
Die Beine wie Butter so weich.
Die Stimme versagt, und ich kann nicht mehr sprechen.
Das Antlitz wird blässlich und bleich.

Der Blutdruck in Höhen, die Adern zum Bersten.
Die Nerven ein flatterndes Band.
Die Seele indes trifft es fühlbar am schwersten:
erst blühend, jetzt trostloses Land.

Dein Leben vorüber - es reißt mich in Tiefen,
die ich ja noch niemals gesehn.
Die trüben Gefühle, die lebenslang schliefen,
nun wollen sie nimmer vergehn.


(c) Bettina Lichtner

Partner

Der Mantel des Schweigens bedeckt meine Zunge.
Ein eisiger Schmerz lähmt den Atem der Lunge.
Dein Tod hat mir alle Gefühle geschunden.
Nun haben sich Trauer und Tränen verbunden.

Das Lachen verloren, die Mundwinkel hängend.
Der eigene Körper ist meiner beengend.
Ich möcht' meiner Hülle entfliehen, entschwinden,
um irgendwo anders den Frieden zu finden.

Doch bin ich gefangen und somit gezwungen,
das Leid zu ertragen (bislang nicht gelungen ...).
Der Tod ist der Richter und waltet mit Härte.
Der Tod ist der tägliche Lebensgefährte.


(c) Bettina Lichtner

10 Fragen

Sag mal, Gott, es mag ja sein,
dass ich zu viel grübel.
Doch mir fallen Fragen ein
(nimm es mir nicht übel!),
die 's nach einer Antwort drängt.
Hilf mir bitte weiter.
Wird mir reiner Wein geschenkt,
macht es mich gleich heiter.

Hier ist Frage Nummer eins:
Wieso muss man sterben?
Erst erweckst du unsereins,
und dann droht 's Verderben ...

Und die Frage Nummer zwei:
Schaust du oft zur Seite?
Mörder machen ohne Scheu
einfach zu viel Beute!

Schon zur Frage Nummer drei:
Ist man denn da oben
aller Erdenlasten frei?
Darf man bei dir toben?

Oh, ach ja, verzeihe mir
(tue hiermit Buße) -
das war ja schon Nummer vier.
Fünf folgt auf dem Fuße:

Wenn ein Wesen leidend ist
und ums Leben wimmert,
wenn der Schmerz die Seele frisst -
bist du dann bekümmert?

Handelst du gar aus Reflex,
Menschen zu erlösen?
(Das war Frage Nummer sechs.
Vier sind noch zu lesen).

Sind in deinem Paradies
alle meine Lieben?
(Andernfalls wär 's bittersüß!)
Das war Nummer sieben.

Nun zur Frage Nummer acht:
Wird ein Glück zerrissen,
hat es dir was ausgemacht?
Möcht' es gerne wissen ...

Träumst du auch im Mondenschein?
Wärst du gern statt meiner?
Das war Nummer zehn und neun.
Wart' der Antwort deiner ....

(c) Bettina Lichtner

Sonntag, 24. März 2013

Vergeudeter Willen

Will dich in die Arme schließen,
dich berühren, bei dir sein.
Will mit dir den Tag begrüßen,
und des Nachts den Mondenschein.

Will mit dir Gespräche führen,
streitend und versöhnend sein.
Pro und Contra diskutieren,
und sich doch des Lebens freun.

Will mit dir die Welt entdecken
im betäubten Glücklichsein.
Will dich vor dem Tod verstecken,
dann wärst du auf ewig mein.

Doch mein Wollen ist vergeudet,
denn was sein soll, soll so sein.
Wollte Gott, dass mein Herz leidet,
ließe er mich jetzt allein.


(c) Bettina Lichtner

Abschiedsstimmung

Niemals wieder unbeschwert
in die Stunde stürzen.
Nichts mehr, was mein Herz begehrt.
Nichts mehr zu bezirzen.

Fort ist alle Leichtigkeit.
Fort das Unbegrenzte.
Denn es nahm die Sterblichkeit
alles, was mir glänzte.

Jeder Tag ist nichts als Qual,
und die Nächte bluten.
"Wie viel, Gott, so sag doch mal,
trennen sich im Guten???"


(c) Bettina Lichtner

Samstag, 23. März 2013

Alles ist nichts

Wenn ich von dir träume, dann
fühl' ich mich so frei.
Und ich halt' die Stunde an,
dass sie bleibend sei.

Denn im Traum erwachst du mir
so, als wär' es wahr.
Wort und Blick und Bild von dir
sehe ich so klar.

Alles ist und doch ist nichts.
Alles nur geträumt.
Tief in meinem Herzen sticht 's,
weil der Schmerz sich bäumt.


(c) Bettina Lichtner

Schweigepflicht

Daheim im stillen Kämmerlein,
da weint der Mutter Herz.
Es trug ein kleines Engelein
ihr Kindchen himmelwärts.

Und draußen vor dem Kämmerlein
geht alles seinen Gang.
Zum Leben kehr'n sie aus und ein -
ein altbekannter Klang.

Das stille, stumme Kämmerlein
obliegt der Schweigepflicht.
Vom Lachen bis zum Traurigsein -
das Kämmerlein hält dicht.



(c) Bettina Lichtner

Freitag, 22. März 2013

Nachgefragt

Träume was Schönes im himmlischen Bett.
Lass mich beizeiten mal wissen:
Ruht es sich süßlich und ruht es sich nett
auf diesem sternschönen Kissen?

Und so ein Stern - ist der heiß oder kalt?
Sind seine Zacken gefährlich?
Hat man da oben auch sicheren Halt?
Sag es mir offen und ehrlich.

Sorgen die Engel auch fürstlich für dich?
Bist du in liebenden Händen?
Sag es mir bitte, sonst gräme ich mich,
und meine Angst wird nicht enden.


(c) Bettina Lichtner

Warteschlange

In des Doktors Wartezimmer
sitzt nervös der Herr Patient.
Warten? Warten will er nimmer,
weil ihm ja die Zeit wegrennt.

Ungeduldig blickt er böse
auf der Uhren Zeitenflug.
Und des Doktors Anamnese
lautet: "Schneller Atemzug!"

In des Todes Wartezimmer
sitzt der Mensch recht ahnungslos.
Sein "Hab-keine-Zeit"-Gewimmer
stellt sein armes Wesen bloß.

Ungeduldig blickt er wütend
auf der Uhren Zeigerlauf.
Sich die Achtsamkeit verbietend,
nimmt sein Schicksal seinen Lauf.

Während seiner Wartehaltung
lebt er an der Welt vorbei,
denn des Wartens Schöngestaltung
ist dem Armen einerlei.

Ungeduldig, wutbesessen
ob der vielen Warterei,
hat er ganz und gar vergessen:
nie ist man des Wartens frei.

Wäre es doch fromme Sitte,
sich des Wartens zu erfreun,
eh der Tod "Der Nächste bitte!"
flüstert, würd' es besser sein ....


(c) Bettina Lichtner

(Un)erwartet

"Unerwartet" - dieses eine
schockbesetzte und gemeine
Wort des Todes schmerzt ja nur
bei verfehlter Zeit-Dressur.

Hast du die Sekundenschläge
einfallslos und innen träge
selbstverständlich ignoriert,
hat der Tod dich wohl schockiert.

Plötzlich wird die Zeit bejammert,
werden Leid und Schmerz umklammert,
und es schreit das Herz vor Frust:
"HÄTTE ICH ES DOCH GEWUSST ..."

Was gewusst??? Das schnelle Ende?
Hofftest du auf eine Spende
vom Herrn Gott? Worauf? Wofür?
Jeder ist begrenzt nur hier.

Oft genug - das ist bewiesen -
nahm der Tod sich den und diesen
Plan aus dem Kalenderblatt,
und legt Zeit und Raum schachmatt.

Jedes Alter seiner Kunden
lässt Gevatter Tod sich munden.
Ihm schmeckt jung und ihm schmeckt alt,
Mann- und Frau- und Kindgestalt.

Da er jederzeit bereitsteht,
und die Zeit so schnell vorbei geht,
gebt der Stunde Glanz und Flair,
so, als ob 's die letzte wär' ....



(c) Bettina Lichtner

Verfluchter Ort

Heute hab' ich mich getraut,
nach den schweren letzten Wochen.
Hab' den Unfallort beschaut,
und die Trauer kam gekrochen.

Und die Wut kam raus und schrie:
"WARUM MUSSTE DAS PASSIEREN???"
Mensch, wir wollten dich doch nie
auf so harte Art verlieren.

Und die Brust ward mir so eng.
Vögel zwitschern durch die Äste.
Werde mit mir selber streng!
Doch der Schmerz drückt ach so feste.

Diese Stille macht mich krank.
Hör' im Geist das laute Knallen.
Meine Nerven liegen blank.
Möchte fast in Ohnmacht fallen.

Seh' den Baum, das Kerzenlicht,
Fotos, Briefe, all die Dinge.
Ohne dich ....... ich kann es nicht!!!
Meine Zeit auf Messers Klinge.

Schwer ist es an diesem Ort,
wo so plötzlich alles stoppte.
Fahre weinend wieder fort.
Nichts, was dieses Unglück toppte ....


(c) Bettina Lichtner

Donnerstag, 21. März 2013

So und so

Halt das Leben nicht so fest.
Hast du denn noch nicht verstanden,
dass es sich nicht fesseln lässt?
Es kommt so und so abhanden.

Lass es los, es ist nicht dein!
Es ist dir nur ausgeliehen.
Kannst der Zeit nicht habhaft sein.
Sie wird so und so verblühen.

Wenn du klammerst, tut es weh,
es dem Tode herzugeben.
Gehe in dich und versteh',
nicht zu halten ist das Leben.


(c) Bettina Lichtner

Blutige Erde

Diese gottverdammten Kriege!
Diese blutbefleckten Siege!
Diese Opfer - jung und alt.
Diese sinnlose Gewalt ....

In den Schlachten der Geschichte,
und im Wort der Kriegsberichte,
führt der Tod das Regiment
(er, der keine Gnade kennt).

Während Feldherren sich brüsten,
sind Soldaten, Zivilisten
mit dem Sterben konfrontiert,
und die Zeit ist blutverschmiert.

"Für das Vaterland gefallen",
hör ich Nachrufworte hallen.
Ach, ein jegliches Gefecht
ist im Grunde ungerecht.

Und der Sand ist vollgesogen,
ist von Blut und Leid durchzogen.
Aug' in Auge mit dem Feind.
Jung gestorben ....... viel beweint.

Diese blutbefleckten Siege!
Diese gottverdammten Kriege -
seit Jahrtausenden geführt,
haben so viel ruiniert.


(c) Bettina Lichtner

Mittwoch, 20. März 2013

Kaum frei ...

Als noch zarter, weicher Flaum
deine junge Haut bedeckte,
und der Obhut milder Zaum
noch die Flügel dir versteckte,

als die elterliche Hand
dich noch führte, lenkte, schützte,
als die Wiege frisch noch stand,
und die Neugier wundernd blitzte,

war das Leben wie ein Tiegel,
brodelnd schön und kontrolliert,
und dann wollten deine Flügel,
dass die Freiheit dich entführt.

Und die Eltern lösten leise
ihre Hand, den Zaum und sich.
Und so zogst du deine Kreise
gar recht abenteuerlich.

Ach, welch fröhliches Entfalten,
mit dem Glück auf Du und Du.
Doch im schönsten Zeitgestalten,
kam der Tod und schnappte zu ....



(c) Bettina Lichtner

Notenfügung

Ich wollte mein Leben regieren,
den Tag und die Nacht dirigieren,
doch habe ich schmerzlich erkannt,
ich bin nur des Spiels Musikant.

Ich zupfe und streiche die Töne,
mal lachend, mal flieht eine Träne.
Mein Stück ist schon längst komponiert
(ob Gott meines Spiels applaudiert?).

Ich hab' mich melodisch zu fügen,
und spiel', bis die Klänge versiegen.
Ich spiel', bis der Taktstock sich neigt,
und bis auch der letzte Ton schweigt ....


(c) Bettina Lichtner

Harter Frost

Zwischen reich und zwischen arm,
zwischen kalt und zwischen warm,
liegt die tiefe dunkle Gruft,
klafft des Grabes finstre Kluft.

Warst mir mehr als ein Rubin,
und nun musst du mir verblühn.
Oh, wie reich war ich beschenkt.
Ach, wie arm .... seit du versenkt.

Eine Kälte schließt mich ein.
Fühl' mich wie das Röslein klein,
dessen Herz, mit Eis bedeckt,
sich vorm harten Frost versteckt.



(c) Bettina Lichtner

magic beans

Blühte eine Zauberbohne,
die sich himmelhoch erstreckt,
und dich in der  Sternenzone,
aus dem tiefen Schlaf erweckt ....

Trüge ihre harte Schale
alles, was dich glücklich macht,
ach vielleicht, mit einem Male,
hättest du hinab gelacht ...

Würd' dich gerne heimwärts führen,
doch ..... das ist des Todes Graus:
Durch die großen Himmelstüren
geht es rein und nimmer raus .....



(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 19. März 2013

Sammelwut

Mein Herz ist ein Sammelcontainer.
Drin sammel' ich alles von dir.
So bist du mein Herz-Entertainer
und hast nur mein Glück im Visier.

Ich sammel' dort Lachen und Weinen,
und Reden und Schweigen samt Blick.
Und will mir die Hoffnung nicht scheinen,
dann greif' ich auf alles zurück.

Ich sammel', was schön war und friedlich.
Ich sammel' das kleinste Detail -
verrückt, engagiert, unermüdlich.
Es gibt kein warum, gibt nur weil.

Weil Sammeln die Dinge behütet,
bewahrt und auf ewig beschützt,
drum hab' ich mein Herz dir vermietet,
weil 's dir und auch mir etwas nützt.


(c) Bettina Lichtner

Verbitterter Weg

Bin so anders, bin so aggressiv.
Manchesmal verschlossen depressiv.
Meine ganze Seele hängt mir schief -
alles nur, weil Gott dich abberief.

Hätte es nicht anders ...... leider nicht.
Meine Tränen laufen dicht an dicht.
Dieser Tod ist so ein Bösewicht.
ändert einfach ungefragt die Sicht.

Wütend auf das Glück der andren Leut',
renne ich verbittert durch die Zeit.
Käme wer, der mich der Wut befreit,
ging vielleicht die Zuversicht zur Seit'.


(c) Bettina Lichtner

Montag, 18. März 2013

Müde Pläne

Und so waren die Visionen
allesamt nur Illusionen.
Zukunftspläne sind verpufft,
liegen alle in der Gruft.

Bis ins hohe Rentenalter
haben wir als Traumgestalter
uns die Jahre prall gefüllt -
ein gemäldenhaftes Bild.

Jede Menge Reiseziele,
Abenteuerlustgefühle,
banden wir ins Morgen ein.
Doch, es sollte anders sein.

Was im Mondschein einst geschmiedet,
liegt vergessen und ermüdet
dir im Grab und mir im Geist.
Nimmer hat 's die Welt bereist.


(c) Bettina Lichtner

Von Zeit zu Zeit

Geschöpfte Zeit. Geschenkte Zeit.
Gekürzte und genutzte Zeit.
Geliebte Zeit. Gehasste Zeit.
Beflügelte, vertane Zeit.

Geliehene, verschenkte Zeit.
Genossene, gelobte Zeit.
Verlorene, gezählte Zeit.
Gewonnene, gefühlte Zeit.

Gefüllte und erlebte Zeit.
Entspannte und durchhetzte Zeit.
Geballte Zeit und tote Zeit.
Gelebte Zeit und Gottes Zeit.



(c) Bettina Lichtner

Heimatlos

Soll jetzt damit leben müssen,
dich nicht mehr bei mir zu wissen.
Alle denken, ich sei furchtbar stark.
Doch des Glückes Leckerbissen
ward so plötzlich mir entrissen.
Und das bunte Leben liegt so karg.

Lenk' mich ab mit tausend Dingen,
doch es will mir nicht gelingen,
denn die Sehnsucht lässt mein Herz nicht los.
Will ja diesen Schmerz bezwingen,
doch er will mich niederringen,
und ich fühl' mich ach so heimatlos.

In die Zeit zurückzufinden,
und vor Leid nicht zu erblinden,
gar nichts ist so schwer wie eben das.
Es ist so ein schweres Schinden,
wenn dir deine Kräfte schwinden,
und ich schwanke zwischen Mut und Hass.


(c) Bettina Lichtner

bunt & welk

Aus den blühenden Feldern ragt ein karges Gestrüpp.
Seine welkenden Blätter sind bereit für den Trip
in die ewigen Weiten, in die Endlosigkeit.
Ringsumher stehen Knospen für das Leben bereit.

Und das Blatt fällt so lautlos, und das Blatt löst sich sacht.
Schwebt aus strahlenden Tagen unbemerkt in die Nacht.
Hat den Sommer genossen und den Herbst bunt gefärbt,
seine leuchtende Schönheit meinem Herzen vererbt.

Dieses Blatt, das uns scheidet, trägt dein Kleid, dein Gesicht.
Doch die Spur deines Weges, ach, die scheidet uns nicht.
Mittenrein in das Blühen, in das blühende Feld
hat der Tod ohne Zögern seine Füße gestellt.


(c) Bettina Lichtner

Sonntag, 17. März 2013

Herzruine

So ruhst du in Frieden, du Göttlicher, du.
Nur ich finde nimmer zur inneren Ruh',
denn seit deinem Tod wohnt ein Schmerz in mir drin,
der eisern verhindert, dass ich friedliebend bin.

Es gibt keine Stille im traurigen Saal.
Dein Tod wühlt mich auf, denn dein Tod war brutal.
Ein Schicksal, so hart wie der härteste Stein.
Scheint alles so sinnlos in der Zukunft zu sein.

Was brauch' ich noch Pläne? Ist alles dahin.
Nichts ist wie es war und nichts ist wie vorhin.
Du hast deinen Frieden. Du bist mir voraus.
Wie eine Ruine sieht mein Herz heute aus.


(c) Bettina Lichtner

Mit einem Wisch

Ungewollt und abgelehnt
ist des Todes Tarngerüst,
das sich in die Stunde dehnt,
just, wenn man das Leben küsst.

Wie ein unerwünschter Gast
setzt der Tod sich an den Tisch.
Falls du noch Termine hast,
stoppt er sie mit einem Wisch.

Er dreht dir die Uhrzeit ab.
Er hält deinen Atem an.
Und du liegst im dunklen Grab,
eh das Leben recht begann.


(c) Bettina Lichtner

Schürfwunden

Verzeih, verzeih, wenn all die Zeichen,
die du mir schickst, mich nicht erreichen.
Ich fühle mich so eingesperrt,
dass meine Seele dich nicht hört.

Ich möcht' dich gerne kontaktieren,
will mit dir reden, dich berühren,
doch seit du starbst, bin ich gelähmt,
und ach mein Herz, es grämt und grämt.

Ich träume schlecht und wein' und weine,
und wenn ich dich zu fühlen meine,
dann reißt die Traurigkeit mich fort,
und nimmer höre ich dein Wort.

Dein Tod hätt' nicht passieren dürfen.
An allen Innenwänden schürfen
die Schmerzen ihre Wunden ein
und lassen mich verletzlich sein ....


(c) Bettina Lichtner

Ich weiß nicht, wie

Wie soll es denn nur weitergehen?
Kann in der Dunkelheit nicht sehen,
wohin der Fluss der Tränen fließt
weil mir der Schmerz den Blick verschließt.

Wie soll ich denn nur weitermachen?
Im Zustand dieses finstren Wachen
flog mir die Lebenslust hinfort -
ganz heimlich, ohne Abschiedswort.

Wie soll ich denn nur weiterleben?
Es kann doch keinen Sinn mehr geben
so ohne dich an meiner Seit'.
Ich treibe in Zerrissenheit.

Wie soll es denn nur weiterblühen
das Glück, wenn keine Funken sprühen,
die seiner Glut entfachend sind,
und ich so keine Wärme find'?

Wie soll ich damit fertig werden,
allein zu sein auf Gottes Erden?
Wie soll das alles gehen, wie???
So sprich doch aus der Galaxie ...


(c) Bettina Lichtner

Samstag, 16. März 2013

Zu wenig Zeit

Es war zu wenig Zeit, die ganze Erde zu entdecken.
Es war zu wenig Zeit, von all den Vielfalten zu schmecken.
Es war zu wenig Zeit, das Schloss der Träume zu errichten.
Es war zu wenig Zeit für all das Ende der Geschichten.

Es war zu wenig Zeit, den Wert der Stunde zu begreifen.
Es war zu wenig Zeit, um wie das Obst heranzureifen.
Es war zu wenig Zeit, die Frucht des Lebens einzufahren.
Es war zu wenig Zeit, zu wenig Angebot an Jahren.

Es war zu wenig Zeit, die ganze Seele zu entfalten.
Es war zu wenig Zeit, dich Tag und Nacht im Arm zu halten.
Es war zu wenig Zeit, mit dir gemeinsam alt zu werden.
Es ist die Zeit alleine nur das höchste Gut auf Erden ...


(c) Bettina Lichtner

Jagdfieber

Was fliehst du so, du Leben mein?
Was hast du es so eilig?
Willst du denn schon zu Ende sein?
Bist du dir selbst nicht heilig?

Ich leide unter Atemnot
vom unentwegten Hetzen.
So wird mich wohl Gevatter Tod
bald in das Grabfeld setzen.

Da spricht das Leben leis' und mild:
"Ich will dich gar nicht jagen.
Du selber hetzt wie ein Stück Wild
und fliehst vor meinen Tagen ..."


(c) Bettina Lichtner

Flüstern im Wind

Auf den Flügeln des Windes
ruhn die Worte des Kindes,
das sich sterbend ihm anvertraut hat.
Es ist so ein gelindes,
und des Endes nicht blindes
Lebewohl eines Herzens, das matt.

Und das Kind flüstert leise,
fast schon greisenhaft weise,
dass das Leben ihm so viel geschenkt.
Und es hofft nach der Reise,
dass man seiner lobpreise,
und auch liebevoll seiner gedenkt.

"Nun Goodbye, kleines Wesen.
Nimmer wirst du genesen.
Grüß die Sterne, die Sonne, den Mond.
Lass im Himmel uns lesen,
ob nach irdischem Pesen
sich der himmlische Ausflug auch lohnt."


(c) Bettina Lichtner

Lieber Opa!

Einst zog der liebe Großpapa
fürs Vaterland zur Front.
Und ließ sein eines Leben da,
so dass ich ihn nie lachen sah
(ach, hätt' ich 's doch gekonnt ...).

Ich hätt' ihn gern umarmt, den Herrn,
und seinem Wort gelauscht.
Nun lebt er lang' schon auf dem Stern,
dem Gestern nah, dem Heute fern,
und hat mit Gott geplauscht.

Ach, du mir fremder Opa du,
der Krieg hat uns entzweit.
Ich denke an dich immerzu.
Doch weiß ich ja, in meinem Schuh
bist du mir stets zur Seit'.

Du fließt ja in den Adern mir
und steckst in meinem Gen.
So kann ich ach so viel von dir
- und bist du noch so weit von hier -
in meinem Spiegel sehn.


(c) Bettina Lichtner

Freitag, 15. März 2013

Himmelsküsse

Schick mir deine Küsse, ganz egal in welcher Form,
denn es ist der Tod so weit entfernt von jeder Norm.
Küsse mich als Wind und küss' mich gerne auch als Regen.
Sollst auf meine Tränen unentwegt mir Küsse legen.

Werden deine Küsse voller Sonnenwärme sein,
tunk' ich die betrübte Seele hoffnungsvoll hinein.
Sind sie gar vom Sternenstaub in Gänze überzogen?
Kommen sie ganz leise mit dem Schmetterling geflogen?

Welches Kleid die Küsse tragen, ist mir einerlei.
Schick sie einfach her zu mir, damit ich mich erfreu'.
Ich, ach ich, schick umgekehrt dir Küsse in den Himmel
(na, das ist ein himmlisch schönes Kuss-an-Kuss-Getümmel).



(c) Bettina Lichtner

Raketenflug

Ich wünsche mir, ich fleh', ich bete,
ich flög' zum Himmel per Rakete.
Ich flöge alle Sterne ab,
bis ich dich endlich wieder hab'.

Und würdest du auf keinem sitzen,
dann würd' ich in der Sonne schwitzen,
und suchte dich im heißen Ball.
Ich suchte dich im ganzen All.

Ich frag den Mond, frag die Planeten,
sogar zum Herrgott würd' ich treten,
bis man mir sagt, wo ich dich find',
und bis wir wieder glücklich sind.


(c) Bettina Lichtner

Bis 10

Ach, lass doch das Versteckspiel sein.
So komm hervor und zeige dich!
Ich suchte nun landaus, landein,
und werd' allmählich weinerlich.

Hab' tausendmal bis zehn gezählt.
Hab' hinter jeden Baum geschaut,
mich kilometerweit gequält.
Nach dir gerufen - leise, laut.

Doch bleibst du wie vom Tod verschluckt.
Und langsam fürchte ich mich arg.
Da hat mir Gott im Traum geguckt
und mir gesagt: "Er liegt im Sarg ..."


(c) Bettina Lichtner

Misstöne

Die Erde ist zum Grab gehäuft
und deckt den Leib dir zu - verflixt.
Es ist mein Herz, das nicht begreift,
dass du mir jetzt als Engel blickst.

Es kann ja nur ein Albtraum sein.
Du bist nicht tot! Du nicht! Du nicht!
Du warst doch unser Sonnenschein.
Wer ist jetzt unser Lebenslicht?

So grausam wäre Gott doch nie,
dass er uns solches Leiden bringt!?!
Er wüsste, dass ich nie verzieh,
wenn uns der Tod ein Ständchen singt ...


(c) Bettina Lichtner

Stein & Lehm

Alles hast du ausgekostet,
denn wer rastet, jener rostet -
war das Motto deiner Stunde.
Aber eine Extrarunde
auf dem Lebenskarussell
gab es nicht, du mein Gesell'.

Hast so vieles hier gelassen,
will fast nicht ins Herz mir passen.
So viel Liebe, so viel Güte.
Schätze, die ich wohl behüte.
Doch du fehlst trotz alledem.
Mich umgeben Stein und Lehm.

Deine pure Lebensfreude
war mir eine Seelenweide.
Kann mich selbst nicht überwinden,
auch zu dieser Freud' zu finden.
Raste, roste ohne dich.
Ach, dein Tod verändert mich ....


(c) Bettina Lichtner

Gesucht wird

Achtung, Achtung! Hergehört!
Jemand hat mein Glück zerstört!
Wer ihn findet, sperre jenen
ins Verlies der tausend Tränen.

Denn er stahl im Tageslicht
mir des liebsten Angesicht.
Riss den Leib aus einem Leben,
das dabei war, froh zu streben.

Findet ihn! Ich sehe rot!!
Selber nennt er sich "der Tod".
Er bringt Trauer und Verderben,
lässt gar jedes Wesen sterben.

Zahle einen Finderlohn
für den miesen Teufelssohn.
Doch, ich fürchte Schwierigkeiten,
denn der Tod liebt Heimlichkeiten.

Ohne Ton und ohne Spur
springt er plötzlich aus der Uhr.
Und so schnell wie er vernichtet,
ist er unerkannt geflüchtet.

Ohne Warnung schnappt er zu,
und färbt black, was eben blue.
Will ihn fangen, diesen Bösen,
und die Welt von ihm erlösen.


(c) Bettina Lichtner

Donnerstag, 14. März 2013

versiegelt & verriegelt

Dieses Schweigen holt den Wahn
mir in meine Nervenbahn,
dass ich wie von Sinnen irre,
und verrückt durch Zeiten schwirre,
um die Stille zu durchbrechen,
und dir liebevoll zu sprechen.

Doch der Redefluss versiegt,
weil dein Mund so schweigsam liegt.
Deine Lippen sind versiegelt,
sind vom Tode dir verriegelt,
und die Wörter sind gefangen.
Keines wird zu mir gelangen.

Und nun ist das Schweigen hier.
Stumme Zeit - wie weh ist mir.
Kann nicht über-, weiterleben.
Will die Stimme gern erheben,
um dir traurig mitzuteilen,
dass die Wunden mir nicht heilen ....


(c) Bettina Lichtner

Inschriften

Baue eine Klagemauer
innen und auch außen mir,
dass ich meinen Schmerz verlier'
und so manchen Tränenschauer ...

Schreibe meine Leidgeschichten
ihr sogleich auf jeden Stein.
Meißel meine Trauer ein
(gibt so vieles zu berichten ...).

Meterhohe kalte Wände
sind beschriftet - auf und ab,
weil ich so viel Kummer hab'.
Müde sind mir Herz und Hände ....



(c) Bettina Lichtner

Mittwoch, 13. März 2013

Am Ende schweigt das Wort

Das Wort des Abschieds ist am schlimmsten.
Das Wort des Hasses wohl am dümmsten.
Das Wort der Liebe ohnegleichen.
Kein Wort wird diesen Wert erreichen.

Das Wort des Trostes ist am schwersten.
Das Wort der Lüge wohl am leersten.
Das Wort der Treue wankelmütig.
Doch Gottes Wort ist ach so gütig.

Das Wort der Trauer fordert Stärke.
Das Wort der Wut geht hart zu Werke.
Es bringt der Tod das Wort zum Schweigen.
Und macht sich Herz und Geist zu eigen.


(c) Bettina Lichtner

Ungesüßt

So war uns der Himmel auf Erden geschenkt.
Wir haben die Herzen in Liebe getränkt.
Wir naschten vom Glück, das so süß war wie Wein.
Das Leben, es konnte nicht herrlicher sein.

Wo kommt denn auf einmal das Finstere her?
Warum ist mein Leben auf einmal so leer?
Ich kann nichts mehr sehen. Wo ist denn das Licht?
Was wollen die Tränen auf meinem Gesicht?

Wo ist denn die süßliche Herrlichkeit hin?
Ich weiß nicht, warum ich so leiderfüllt bin.
Ich öffne die Augen - vom Weinen ganz rot -,
und mir wird bewusst ..... wird bewusst, du bist tot.


(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 12. März 2013

Wunschliste

Ich wünschte, wir hätten das Kriegsbeil begraben.
Ich wünschte, wir hätten uns niemals gestritten.
Ich wünschte, ich würde die Möglichkeit haben,
und könnte dich noch um Entschuldigung bitten.

Ich wünschte, das Wort wäre friedlich gewesen.
Ich wünschte, der Mund hätte netter gesprochen.
Ich wünschte, du könntest die Zeilen hier lesen,
doch nun bist du tot und mein Herz ist zerbrochen.

Ich wünschte, wir hätten den Frieden gefeiert.
Ich wünschte, der Krieg hätte niemals begonnen.
Hab' weinend nun vor deinem Grabe beteuert:
ich wünschte, ich hätte als Freund dich gewonnen ....


(c) Bettina Lichtner

Windgespräche

Ich bin ein Luftwortakrobat,
und frag den weisen Wind um Rat,
wenn mich die Traurigkeit verschlingt,
und nichts als lauter Tränen bringt.

Der Wind hört zu und tröstet mich.
Schon denke ich, ich fühle dich
in seinem Hauch, der mich umweht,
ganz gleich, wohin die Zeit sich dreht.

Ich werf' ihm meine Wörter hin
(es stecken Wut und Hoffnung drin),
und schrei und flüster' wechselweis'.
Der Wind bleibt still - was ich auch schmeiß'.

Das Windgespräch ist Ritual
und freit mich von der Seelenqual.
Ja, ja, fürwahr und in der Tat:
ich bin ein Luftwortakrobat.



(c) Bettina Lichtner

Sonnengruß

Die Sonne lockt das Leben aus den dunkelsten Verstecken,
und alles reckt sich hin zu ihrem Licht.
Nur dich wird alle Zeit die kühle Grabeserde decken.
Die toten Seelen lockt die Sonne nicht.

Sie taucht die Gräberfelder in ein tiefes Dunkelrot,
wenn sie des Abends selbst zu Bette geht.
Doch hinter allen Friedhofsmauern reiht sich Tod an Tod.
Zu schade, dass Ihr nicht die Sonne seht.

Sie nährt Euch Eure Blumen, die die liebe Hand gepflanzt.
Und tröstet den, der Tränen Euch vergießt.
So gern, so gern habt Ihr derzeit im Sonnenlicht getanzt,
dass sie zum Dank im Erdenreich Euch grüßt ...


(c) Bettina Lichtner

Nichts ist mehr wichtig

Schwach dringt dein Atem durchs Krankenhauszimmer.
Aus deinen Augen verschwindet die Welt.
Bald wirst du schlafen, doch nimmer, ach nimmer
wirst du erwachen. Dein Leben zerfällt ...

Nichts ist mehr wichtig, was draußen sich bündelt.
Nichts ist mehr wichtig, was draußen passiert.
Nun zählt die Wahrheit, die nie uns beschwindelt:
wahr ist, dass jeder sein Leben verliert ...

Gehst nun hinüber ins friedliche Neue.
Einmal noch küsst dich mein trauriger Mund.
Tod, lieber Tod, ach so komm und befreie
ihn aus der schmerzhaften, leidenden Stund' ...


(c) Bettina Lichtner

Montag, 11. März 2013

Diese Tage

An Tagen wie diesen, da könnt' ich dich brauchen.
Da will ich mit dir in mein Seelenmeer tauchen,
und zeigte, was blieb von dem fröhlichen Herzen:
ein eiskalter Stein nur, umgeben von Schmerzen.

An Tagen wie diesen, da fehlst du unendlich.
Da ist mir dein Sterben so gar nicht verständlich.
Ich wünschte, ich könnte was ändern, doch leider
beharrt Vater Tod auf die farblosen Kleider.

An Tagen wie diesen, da will ich dich drücken.
Ich will dich mit Wärme und Nähe beglücken.
Ich hätte dir gern meine Liebe bewiesen.
Ich bin so alleine, an Tagen wie diesen .....



(c) Bettina Lichtner

Außerplanmäßig

Hinter der Tür hat das Ende gelauert.
Hätt' ich 's geahnt, hätt' ich Steine gemauert,
hätt' dir gerufen: "Nein! Öffne sie nicht!!!
Sonst zeigt der Tod dir sogleich sein Gesicht ..."

Du drückst die Klinke und gehst - so wie immer.
Gehst immer lächelnd hinaus aus dem Zimmer.
Nur ein paar Schritte direkt vor das Haus.
Wenige Schritte ..... und alles ist aus.

Gingst mir ein letztes Mal über die Schwelle.
Schon reißt des Todes so mächtige Welle
dich aus der Zeit und mein Herz aus der Brust.
Hätt' ich doch nur Gottes Pläne gewusst ....



(c) Bettina Lichtner

Schmerzbetäubung

Auf den Wellen, auf den Wogen,
treibt die Asche deiner Haut.
Bist ins offene Meer gezogen,
und ich hab' dir nachgeschaut.

Du entschwindest stumm und rauschend
meinem Blick und meiner Zeit.
Stehe still, dem Wasser lauschend,
an dem Strand der Einsamkeit.

Meinem Mund entfliehen Grüße,
die der Wind sich einverleibt.
Du umspülst mir meine Füße.
Und ich bin vom Schmerz betäubt.



(c) Bettina Lichtner

Weckversuche

Atme doch, so atme wieder!
Komm, ich hauch' dir Atem ein.
Draußen blüht schon bald der Flieder!
Sollst doch seiner sehend sein ...

Öffne deine Augen, bitte!
Denn die Welt dreht sich im Kreis.
Ohne deine trauten Schritte,
starrt die Welt in mir zu Eis.

Sprich zu mir wie alle Tage!
Wieso höre ich dich nicht?
Wer singt diese Totenklage,
dass daran mein Herz zerbricht?



(c) Bettina Lichtner

Sonntag, 10. März 2013

Gottes Schere

Kostbare Sekunden, waren es auch wenig,
hielt ich dich im Arm und du warst meines Lebens König.
Gott hat es entschieden, und ich muss mich fügen.
Könntest du ein einzig mal noch mir im Arme liegen ...

Klitzekleine Händchen griffen meinen Finger.
Sämtliche Gefühle aber flohen aus dem Zwinger.
Und die Tränen strömten, denn du wirst mir scheiden.
Gleich wird Gottes Schere dir das Band vom Atem schneiden.

Niemals wird dein Füßchen auf der Erde gehen.
All die schönen Dinge wirst du nie im Leben sehen.
Nur ein paar Sekunden lernten wir uns kennen.
Durfte dich ein einzig Mal bei deinem Namen nennen.

Küsste deine Lippen, gab dich Gottes Händen.
Sternenkindlein, Lebewohl. Nun muss die Zeit uns enden.
Dank, dass du gekommen, um mich zu beglücken.
Nun muss ich dich schweren Herzens heim zum Himmel schicken.


(c) Bettina Lichtner

Und ewig ruft das Grab

Den Menschen ist ihr Hab und Gut
von unschätzbarem Wert.
Doch einzig nur das Fleisch und Blut
ist, was uns Achtung lehrt.

Was nützen dir denn Protz und Ruhm,
wenn du im Sterben liegst?
Und vom gehorteten Konsum
kein Wort des Trostes kriegst?

Nur Körper, Geist und Seele sind
das höchste Gut und Hab.
Drum stell' dich dieser drei nicht blind.
Denn ewig ruft das Grab ....



(c) Bettina Lichtner

Ach, wie schlecht

"Ach, wie gut, dass niemand weiß,"
klingt des Todes Stimme leis',
"wann ich in der Zeit erscheine,
und die hetzenden Gebeine
aus den Umlaufbahnen schmeiß'.
Tja, wie gut, dass keiner weiß ...

Ach, wie gut, dass niemand ahnt,
dass er sich mit mir verzahnt.
Doch nach Klimm- und Atemzügen
wird er mir im Arme liegen.
Oft, so oft hab ich gemahnt,
dass auch ihm das Ende schwant.

Ach, wie schlecht, dass jeder denkt,
er kriegt hundert Jahr' geschenkt.
Sich dem Glauben hinzugeben,
unbegrenzt sei alles Leben,
ist ein Irrtum, der mich kränkt.
Wieso habt Ihr mich verdrängt???"


(c) Bettina Lichtner

Die eine Nacht

Geliebt, gelacht, geträumt,
kein Risiko versäumt,
dem Quatsch galant den Hof gemacht -
so war die Zeit vor jener Nacht.

Den Tod stets ignoriert.
Durch Zeiten galoppiert,
und Abenteuer ausgedacht -
so war die Zeit vor jener Nacht.

Im Freundeskreis gechillt.
Die Freude rausgebrüllt.
Und dann kam diese eine Nacht
und alles Glück ist eingekracht ....


(c) Bettina Lichtner

Samstag, 9. März 2013

Frische Spuren

In der Tasse noch ein letzter Schluck Kaffee.
Es ist spät am Morgen, schnell noch ein Adé.
Eben hielt dein Bett den Körper dir noch warm.
Und auf einmal hält dich Gott in seinem Arm.

Gerade bist du zwei Minuten aus dem Haus -
fröhlich lachend, und schon gehn die Lichter aus.
Und ich stehe da und bin total schockiert.
Und ich fühle, dass die Seele rebelliert.

In den Räumen hängt noch immer dein Geruch.
In den Ohren klingt dein letzter lieber Spruch.
Auf den Wegen liegt der Abdruck deiner Spur -
frisch verewigt. Und dann stoppte deine Uhr ...


(c) Bettina Lichtner

Holterdiepolter

Da denkst du nichts Böses und schon klopft es an!
Und stellt sich als Tod vor und sagt: "DU BIST DRAN."
Er fackelt nicht lange, er packt dich und zack -
schon ist er geblättert der glanzvolle Lack.

Er nimmt dir die Schönheit, für die du gelitten.
Er nimmt dir die Siege, für die du gestritten.
Er nimmt dir die Worte, die alles zerschnitten.
Er nimmt dir die Möglichkeit, Scherben zu kitten.

Der Tod will nichts Böses, er klopft an die Tür
und flüstert ganz einfach: "ER schickt mich zu dir."
Ich hätte noch gern mit Euch weiter geschwätzt,
doch holterdiepolter - schon werd' ich versetzt.


(c) Bettina Lichtner

Seelensturm

Ein Sturm in der Seele, der wütet und tobt,
der wirbelt das Herz querfeldein.
Ein innerer Ernstfall (noch niemals erprobt).
Mir brechen Gefühlswelten ein.

Weshalb und Warum sind die Fragen der Zeit.
Die Antwort hat keiner gewusst.
Dein plötzlicher Tod brachte Ratlosigkeit,
zudem einen Wärmeverlust.

Ich hab' mich verlaufen im Schmerzlabyrinth.
Der Weg ist mit Steinen gefüllt.
Nun tobt durch die Seele der stürmische Wind
und hat meinen Kummer enthüllt.



(c) Bettina Lichtner

Goldene Räume

Die Sonne erhob sich aus nachtstiller Stunde,
sobald du dein lächelndes Antlitz gezeigt.
Ein Strahlen verließ deinen süßlichen Munde,
als hätt' sich der Himmel zur Erde geneigt.

Der Raum war erleuchtet, als blitzten Juwelen.
Als hingen an Wänden Tapeten aus Gold.
Dein strahlendes Wesen - wie wird es mir fehlen.
Es füllten dein Herz mehr als zehntausend Volt.

Nun steh' ich inmitten des Raumes und heule.
Kein Gold, kein Juwel mehr - nur finstere Nacht.
So blieb mir nur eine so kostbare Weile
ein Mensch, dessen Strahlen mich glücklich gemacht ....



(c) Bettina Lichtner

Freitag, 8. März 2013

Glücksdieb

Tod, du hast das Glück gestohlen.
Gib es wieder her.
Gib es wieder her.
Kannst dir doch nicht einfach holen,
was gern lebend wär'.

Tod, du hast die Freud' zerrissen.
Mach sie wieder ganz.
Mach sie wieder ganz.
Lässt die schöne Zeit vermissen
und den süßen Glanz.

Tod, du hast die Zeit verwandelt,
die mir ach so lieb,
die mir ach so lieb.
Wer wie du so grausam handelt,
ist des Glückes Dieb.



(c) Bettina Lichtner

Herzkerbe

Ich sehe dich lachen und höre dich reden.
Das Leben kann schöner nicht sein.
Du winkst mir von oben, dem Gartenland Eden.
Ich frier' mir den Augenblick ein.

Oh traurige Stunde. Oh leuchtende Liebe -
wie eng seid ihr beide verknüpft.
Soeben noch fröhlich, schon ist mir die trübe
Sekunde ins Leben geschlüpft.

So nah beieinander sind Leben und Sterben.
Sie haben sich immer im Blick.
Das eine ist schön und das andre lässt Kerben
im trauernden Herzen zurück.



(c) Bettina Lichtner

Donnerstag, 7. März 2013

Deine Augen

Ich habe in friedliche Augen gesehen.
In Augen, bereit, um hinüberzugehen.
In Augen, die so viel erzählten.
In Augen, die nimmer sich quälten.

In Augen, die nichts mehr erfragten.
In Augen, die alles mir sagten.
In Augen, die so viel erlebten.
In Augen, die himmelwärts strebten.

In Augen, so tapfer und trübe.
In Augen, die so voller Liebe.
In Augen, die alles genossen.
In Augen, die friedlich sich schlossen ....



(c) Bettina Lichtner

Gemeinsam geboren

Der Tod ist ein treuer Geselle.
Wohl niemand ist treuer als er.
Uns nah seit Beginn unsrer Zelle.
Doch irgendwann schießt er uns quer.

Seitdem wir zum Leben erkoren,
seitdem ist er treu uns zur Seit'.
Wir wurden gemeinsam geboren.
Sekündlich gar steht er bereit.

Bereit, unsre Zeit zu beenden.
Bereit, uns ins Jenseits zu ziehn.
Der Tod wird die Pläne uns wenden,
die heut' für die Zukunft erblühn.



(c) Bettina Lichtner

Heile Welt

Die heile Welt ist mir zerbrochen.
Hab' mich ins Schneckenhaus verkrochen
und schließ mich in mir selber ein.
Geht alle fort. Lasst mich allein.

Die heile Welt ist so verletzlich.
Was eben schön, das floh so plötzlich.
Nun liegen lauter Scherben hier.
Seht alle her - so weh ist mir.

Die heile Welt war nur geliehen,
und durfte mir nur kurz erblühen.
Der bunte Strauß - verwelkt, verdorben.
Allein. Oh weh. Er ist gestorben.



(c) Bettina Lichtner

Nur Schäume

So sind die Farben nun verschwunden.
Hinfort die bunten Träume.
Bin an die Dunkelheit gebunden.
Und Träume waren Schäume.

Der Tod allein hat sie verschlungen.
Der Tod ist so ein Krieger.
Du hast noch mit dem Tod gerungen,
doch jener blieb der Sieger.

So stehe ich im Schmerz versunken
vorm Grab der tausend Träume.
Wir waren ach so traumbetrunken,
und tranken doch nur Schäume.



(c) Bettina Lichtner

Mittwoch, 6. März 2013

Ach, Herz

Herz, ach Herz, du stehst in Flammen!
Brennst vor Sehnsucht lichterloh.
Seinen Tod willst du verdammen.
Herz, ach Herz, du blutest so.

Nichts kann je den Schmerz dir löschen.
Stetig lodert seine Glut.
Willst du Richtung Freude preschen,
nimmt die Träne dir den Mut.

Ewig bleibt die heiße Wunde.
Stets wirst du gebrandmarkt sein.
Herz, ach Herz, du gehst zugrunde,
lädst du Gott nicht zu dir ein ...


(c) Bettina Lichtner

Neue Kraft

Oh, Ihr Seelen, kehrt hernieder!
Seht, der Frühling breitet sich.
Ringsumher erblüht es wieder,
seit der Schnee der Wärme wich.

Überall reckt sich das Leben.
Welche Freud' das Auge traf.
Bunt will sich die Welt erheben
nach dem langen Winterschlaf.

Wünsche mir aus tiefster Tiefe,
dass auch du durchs Erdreich brichst,
dass dein Herz nicht länger schliefe,
und du lieblich zu mir sprichst.

Doch der Wunsch bleibt ein Gedanke.
Nimmermehr umarm' ich dich.
Schickst den Frühling und ich tanke
neue Kraft fürs schwache Ich.



(c) Bettina Lichtner

Brückenbau

Ich möchte eine Brücke bauen können
von mir zu dir, wo immer du auch bist.
Dann würde ich ganz eiligst zu dir rennen,
und sagte dir, wie einsam es hier ist.

Ich hätte dir so vieles zu berichten.
Es hat sich ach so vieles angehäuft.
Ein Füllhorn von gesammelten Geschichten,
das hätte ich zu deinem Stern geschleift.

Du wärst vermutlich abgrundtief verwundert,
wenn du erst liest, was alles darin steht.
Nicht zehn, nicht fünfzig - nein, weit über hundert
Vermisst-Anzeigen hättest du erspäht.

Ja, ja, es sind so viele, die hier weinen.
Sie weinen jeden Tag allein um dich.
Erst recht, wenn die Erinnerungen scheinen,
beweinen wir dich alle bitterlich.



(c) Bettina Lichtner

1000 Küsse

Über den Dächern der Stadt,
wo 's keine Uhrwerke hat,
da ist das Reich aller Flügel,
dort gibt es keinerlei Zügel.

Dort führt die Ruhe Regie.
Dort wohnen Traum und Magie.
Und nach unendlichen Stunden,
hab' ich dich oben gefunden.

Suchte und flehte so oft,
habe so innig gehofft,
bis ich dein Sternchen erblickte
und tausend Küsse dir schickte ...


(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 5. März 2013

Hürdenlauf

So viele Hürden, so viele Steine
hab' ich im Leben beiseite geschafft.
Wusste ja sicher, ich bin nicht alleine!
Gott gab mir immer die nötige Kraft.

Nun muss ich sterben. Mir ist nicht bange
vor dieser Prüfung, die einmalig ist,
dass ich auch keinerlei Aufschub verlange.
Ich akzeptiere die endliche Frist.

Noch eine Hürde ist zu bezwingen.
Einmal noch stark sein, dann ist es vorbei.
Ich hör' schon leise die Engelein singen.
Und Gottes Frieden ist immer dabei.


(c) Bettina Lichtner

Ungerecht

Am schlimmsten ist, daran zu denken,
was uns durch die Lappen ging.
Traum und Plan dem Tod zu schenken,
ist ein ungerechtes Ding.

Ihm das Feld zu überlassen
- irgendwann und irgendwo -,
kann mein Kopf nur schwerlich fassen.
Er sagt  STOP  und ich ruf  GO!!!!

Doch er lässt sich nicht verscheuchen.
Was er ausspricht, zählt und gilt.
Ich muss ihm die Hände reichen,
und sein Hunger ist gestillt.


(c) Bettina Lichtner

Steh auf

Steh auf, du Herz, aus deinem Grabe.
Ich sehne mich nach dir, nach dir.
Ein Wunsch nur ist es, den ich habe:
Komm bitte, bitte heim zu mir.

Erheb' dich aus den Gruftgemäuern.
Mein Leben ist so leer, so leer.
Ich kann dir tränenreich beteuern:
ich habe keine Kräfte mehr.

Verlass' die dunklen Erdentiefen.
Ich hab' das Haus dir bunt geschmückt.
Ach, wenn die Uhren rückwärts liefen,
dann hätt' es dich und mich beglückt.



(c) Bettina Lichtner

Je und je

Mitten rein ins Altbewährte
platzt der Tod und alles flieht,
als der treue Weggefährte
mit ihm in die Ferne zieht.

Abschiedsworte, Abschiedsküsse -
jeder Abschied blieb verwehrt.
Durch den Schwall der Tränengüsse
hab' ich Gottes Trost gehört:

"Hab' ihn dir nur ausgeliehen,
dass er dir sein Lächeln gibt.
Wird im Herz dir weiter blühen,
das ihn je und je geliebt ..."



(c) Bettina Lichtner

Montag, 4. März 2013

Frühlingslicht

Frühlingsvogel, komm und singe
mir des Liebsten Melodei,
dass die enge Trauerschlinge
endlich mal gelockert sei,

die seit seiner Todesstunde
ach so fest die Brust mir schnürt,
dass ich nimmermehr gesunde,
und mein Herz den Takt verliert.

Höre ich dein zartes Kehlchen,
denke ich, dass er mir spricht.
Und mein schmerzerfülltes Seelchen
öffnet sich fürs Frühlingslicht ...



(c) Bettina Lichtner

Schlicht gesagt

"Komm, ich will ein Tänzchen wagen.",
lockt der Tod mich aufs Parkett.
Und er reißt mich aus den Tagen,
ohne weiter nachzufragen,
ob ich gar noch Pläne hätt'.

Stürmisch wild ist sein Verlangen,
meines Körpers Herr zu sein.
Schon hat er mich eingefangen.
Ich bin ihm ins Netz gegangen
wie ein Fisch im schönen Rhein.

Und ich zappel um mein Leben,
doch der Tod verhandelt nicht.
Konnte kein Adé Euch geben ....
"So verlässlich bin ich eben!",
sprach der Tod noch leis' und schlicht.



(c) Bettina Lichtner

Dank mir

Im Taumel des Glücks, im süßlichen Rausche,
da sprach dir der Tod: "Ich komme und tausche
die liebliche Stunde dir gegen die Stille,
und lasse den deinen den Reichtum der Fülle.

Ich lass' die Magie vergangener Stunden,
lass' alles was war den deinigen munden -
die Worte, dein Lachen, die wärmenden Blicke,
das lass' ich zurück, wenn ich sterbend dich schicke.

Und wirst du vermisst, dann lebst du auch weiter.
Dann bleibst du ein ewiger Lebensbegleiter
all jener, die weinen, all jener, die trauern.
Dank mir wird dein Leben selbst mich überdauern."



(c) Bettina Lichtner

Eine große Bitte

Bitte, bitte, seid doch still,
weil ich friedlich schlafen will,
weil ich selig sterben möchte,
weil der Schmerz den Körper schwächte ...

Bitte, bitte, weinet nicht.
Seht es mal aus meiner Sicht -
ich bin krank, es wird nicht besser,
treibe hilflos im Gewässer ...

Bitte, bitte, lasst mich los.
Sehne mich nach Gottes Schoß.
Frei von Schmerzen, frei von Qualen,
werd' ich Euch als Sternlein strahlen ...


(c) Bettina Lichtner

Sonntag, 3. März 2013

Lichtzeichen

Der Lichtschein meiner Taschenlampe
baut dir eine Himmelsrampe,
schickt dir ein 'Ich liebe dich'
gestern, heut' und ewiglich.

Malt dir Herzen, malt dir Küsse
in das dunkle Ungewisse,
leuchtet dir den Heimweg aus,
schreibt voll Sehnsucht 'Komm nach Haus'.

Lauter kleine Handlaternen
suchen nachts auf all den Sternen
flehend mit dem Taschenlicht
nach dem liebsten Angesicht.



(c) Bettina Lichtner

Er führt uns

Ich glaub', dass Gott sich irrte!
Es kann nicht anders sein,
als jüngst sein Engel schwirrte,
uns beide zu entzwein.

Wir waren doch verschworen.
Ein eingespieltes Paar.
Du warst für mich geboren.
Die Zukunft lag so klar.

Und jetzt .... wie geht 's jetzt weiter?
Ich fühle mich halbiert.
Dein Tod macht mich gescheiter :
Gott irrt sich nicht. Er führt ...



(c) Bettina Lichtner

Seit du gingst

Seit du gingst, verharr' ich ständig
in Vergangenheiten.
Da warst du noch quicklebendig.
Ach, welch schöne Zeiten ...

Seit du gingst, verharr' ich bitter
in der Schmerzspirale.
Da ist so ein großer Splitter
in der Herzzentrale.

Seit du gingst, verharr' ich kauernd
in den dunklen Fluren
meiner Seele, Steine mauernd
um den Schatz der Spuren.

Seit du gingst' verharr' ich einsam
in dem Klang der Stunden.
Würd' so gern mit dir gemeinsam
Tag und Nacht erkunden.

Seit du gingst, muss ich verharren
in so fremden Orten.
In mir will die Welt erstarren
und das Leid sich horten ...


(c) Bettina Lichtner

Computer-Engel

Du bist, nachdem du ausgehaucht,
ins Virtuelle abgetaucht.
Nun wandert durch Portale
dein Kern - so fern der Schale.

Die Schale ruht im Erdengrund,
und schließt mit ihr den ewgen Bund.
Und das, was sie umschlossen,
ist jetzt ins Netz geflossen.

Wenn ich dich nimmer leibhaft seh',
so bleibst du mir im www,
weitab vom Zeit-Gedrängel.
Du, mein Computer-Engel ...



(c) Bettina Lichtner

Samstag, 2. März 2013

Einfach so

Wie schnell sich alles ändern kann.
Wie schnell das Traute flieht.
So schnell hielt deine Stunde an.
Weiß nicht, wie mir geschieht.

Vor zwei Sekunden warst zu da,
warst lachend neben mir.
Und als ich wieder zu dir sah,
da warst du nicht mehr hier.

Du gingst zu Boden, einfach so,
und mitten im Akkord.
Der Tod kam aus dem Irgendwo
und lotste dich von Bord.



(c) Bettina Lichtner

Gesättigt

Ich war des Lebens trunken,
nun bin ich seiner satt.
Die Kraft ist mir gesunken,
ich fühl mich schwach und matt.

Nach wilden jungen Jahren,
und Tagen voller Müh',
will ich nun heimwärts fahren
mit letzter Energie.

Nichts gibt es zu bereuen.
Die Flügel sind gespannt.
Ich lasse mich befreien
von Gottes milder Hand.


(c) Bettina Lichtner

Innerlich

Weinet nicht,
wenn mein Licht
plötzlich nicht mehr brennt.
Mein Gesicht
bleibt und spricht:
Gar nichts ist zu End'.

Lasset mein
bei Euch sein.
Haltet mich im Wort.
Bin ich ein
Nimmerlein
flieg' ich Euch hinfort.

Denkt an mich
ewiglich,
dass ich niemals sterb'.
Tragt mein Ich
innerlich,
dass ich nicht verderb' ....



(c) Bettina Lichtner

Nachgeweint

Ist der Blick nicht wach gewesen,
als die Lebensstunde schlug,
hat das Auge nicht gelesen,
was ihm Gott zur Tafel trug -
ach, dann nützt auch gar kein Klagen,
wenn der Tod die Zeit dir stiehlt,
denn du warst so reich an Tagen,
doch du hast sie kaum gefühlt.

Und nun grämst du dich da oben,
weil dir vieles wichtig schien,
was dein Ansehen gehoben,
doch der Ruhm war nur geliehn.
Und im Licht von Macht und Ehre
blieb das Wahre außen vor.
Und dann ist da eine Leere,
doch zu spät ..... du stiegst empor.

Sei zufrieden mit der Weise,
die du selber dir gewählt.
Akzeptiere deine Reise,
das ist alles, was jetzt zählt.
War der Blickwinkel auch kleiner
als von dem, der lebensfroh -
diese Dinge werden kleiner
in des Todes Jubilo.

Nachzuweinen musst du lassen.
Was vorbei ist, ist vorbei.
Manches Schöne zu verpassen,
davon ist wohl keiner frei.
Dafür hast du jetzt zum Troste
einen Stern für dich allein,
der dich niemals je erboste -
und nun lass das Jammern sein.


(c) Bettina Lichtner

Freitag, 1. März 2013

Frühlingserwachen

Frühlingserwachen! Das Herz möchte beben!
Und die Natur weckt die Geister zum Leben.
Alles, was schlafend im Winterfeld lag,
bringt seine süßliche Schönheit zutag'.

Auch auf dem Grab will der Frühling sich zeigen.
Bricht durch die Krume und bricht in das Schweigen.
Stelle mir vor, du hältst unter dem Sand
Wurzeln des Lenzpflänzchens in deiner Hand.

Lässt es erblühen, damit ich mich freue,
dass in der Seele ein Lächeln gedeihe.
Könnte gut sein, dass es diesmal gelingt,
und meiner Traurigkeit Abwechslung bringt.


(c) Bettina Lichtner

Getanzte Träume

Wir tanzten mit der Sonne und träumten mit dem Mond.
Im Land der tausend Wünsche, da haben wir gewohnt.
Wir flogen mit den Gänsen und sangen mit dem Wind.
Und vor der letzten Reise, da stellten wir uns blind.

Wir aßen von der Freude und tranken von der Zeit.
Das Ende aller Tage, das lag für uns so weit.
Wir sprangen in die Fluten der unbeschwerten Lust.
Wer hätte denn geahnt, dass du uns bald verlassen musst?

Wir pflückten uns die Sterne und schenkten jedem Tag
ein dankerfülltes Lachen, wenn er zu Füßen lag.
Doch nun ist das vorüber, es gibt kein nächstes Mal.
Nun geh' ich ohne Pläne und ziellos durch das Tal ...



(c) Bettina Lichtner

Keine Lust mehr

Wochenweise schleppe ich mich .... weiß nicht mal wohin.
Schau ich in den Spiegel, weiß ich nicht mehr, wer ich bin.
Bin ja nicht mehr der, der ich vor deinem Tode war.
Habe mich verändert von den Schuhen bis zum Haar.

Denke so viel nach - das hab' ich früher nicht gemacht.
Früher hab' ich eindeutig viel öfter auch gelacht.
Zieh' mich oft zurück und möchte keinen Menschen sehn.
Hab' auch keine Lust mehr durch die weite Welt zu gehn.

Keine Lust zu reden, keine Lust auf den und die.
Keine Lust auf irgendeine neue Harmonie.
Keine Lust zu atmen, keine Lust mehr, da zu sein.
Aus dem Ja zum Leben wurde urplötzlich ein NEIN.



(c) Bettina Lichtner

Schmerzhafter Schatten

Egal wohin ich laufe,
der Schmerz bleibt mir zur Seit',
dass ich ihn fortan taufe
als schattenhaftes Leid.

Er will nicht von mir weichen.
Ich werde ihn nicht los.
Wenn Jahre auch verstreichen -
er bleibt, mal klein, mal groß.

Wie Freunde könnt' man meinen,
so innig ist er mir.
Doch bringt er mich zum Weinen
(ein schlechter Kavalier!).



(c) Bettina Lichtner