Freitag, 29. März 2013

Wunder dich!

Eh uns der Atem für immer verlässt
(dass es so sein wird, das steht schon mal fest),
lässt uns das Leben ein Wechselbad ein.
Fordert die Stunde, stets achtsam zu sein.

Flüstert die Rose: "Ach, pflücke mich nicht.
Lass' meine Zeit mir im sonnigen Licht."
Winken uns Wunder von überall her.
Sagt Gott uns wortlos: "Ich lieb' dich so sehr."

Reift auf den Feldern das nährende Korn.
Jedes Jahr wieder beginnt es von vorn.
Sprießt aus der Erde und blüht und gedeiht.
Bis man es erntet, genießt es die Zeit.

Still und geborgen in göttlicher Hand,
steht es verwurzelt und freundlich im Land.
So, wie es kommt, ist das Leben ihm recht.
Es liebt den Frieden und nicht das Gefecht.

Ringsumher aber nur menschlicher Krach.
Stark will der Mensch sein und doch ist er schwach.
Schwach auf den Augen, die Wunder zu sehn,
und wie die Ähre so friedlich zu stehn.

Erst, wenn der Atem den Menschen verlässt,
flüstert die Wehmut: "Ich hielt sie nicht fest,
hielt sie nicht fest diese Wunder der Welt,
die man nur einmal im Atemzug hält ..."


(c) Bettina Lichtner