Dienstag, 22. Oktober 2013

Fest verwurzelt

Auf deinem Grabe wächst ein zartes Blümelein.
Wo kommt es her? Es pflanzte niemand anders ein.
Ist es gewachsen aus der Träne, die mir lief?
Auf einmal war mir so, als ob das Blümchen rief:

"Ich bin geschickt als kleiner Trost der Unterwelt.
Nun darfst du raten, wer wohl meine Wurzeln hält.
Er schickt dir Blumen, dass dein Herz sich dran erfreut.
Denn wenn er eines arg verabscheut, ist es Leid.

Du sollst mich pflegen, dass ich blühe und gedeih'!
Ich kämpfte mich durch tausend Schmerzen schmerzhaft frei.
Komm' aus dem Schatten und erfreue mich am Licht.
Nach all den finstren Tagen endlich Land in Sicht.

Wenn du mich anschaust, siehst du ihn in meinem Blatt.
Und vielleicht hörst du, was er dir zu sagen hat:
'Sie unbesorgt, es geht mir gut in dieser Welt.
Ich bin bei Euch, weil Eure Liebe mich ja hält.'

Du hast gehört, was seine Worte an dich sind.
Hör' auf zu weinen und begieße mich geschwind.
Lass' meine Wurzeln nicht vertrocknen! Bleib' mir treu,
dass ich auf ewig eine Seelenfreude sei."

Schon ist es still, das zarte Blümchen auf dem Grab,
dem ich den Frieden in mir zu verdanken hab'."
Und seine Wurzeln hab' ich längst ins Herz gesetzt,
und hab' sie gleich mit meiner Liebe fest vernetzt.


(c) Bettina Lichtner