Im Gestrigen, im gestrigen, war 's Leben mir ein Blühen.
Sah Träume, Freunde (Feinde auch) ins Ewigliche ziehen.
Sah Jahreszeit um Jahreszeit ins Endliche verschwinden.
Und wollte manches liebe Herz fest an das meine binden.
Nach Abenteuer drängte es die jugendlichen Lenze.
Die Stunde war die meine! Ich genoss die wilden Tänze.
Es sollte nie zu Ende sein! Es sollte mir so bleiben.
Es sollte mich der Augenblick mit seinem Glück betäuben.
Ich sog den süßen Wohlgeschmack in nimmersatte Adern.
Doch plötzlich lag ein Schatten auf dem Tag und ließ mich hadern.
Ich griff mir an die Brust, griff zu dem Herzen, das sich schwächte.
Oh Herr, oh Herr, warum, warum? Du weißt, dass ich 's nicht möchte!!!
So lass mich doch ein wenig noch von deinen Wundern schmecken.
Ein einzig mal noch bitt' ich dich, den Lebensgeist zu wecken.
Ich mag nicht aus dem Leben scheiden, will noch nicht ins Grabe.
Ich gebe dir, Allmächtiger, gleich alles was ich habe.
Nimm hin mein Gold, die Taler auch und all die vielen Güter.
Doch bitte, lass' das Leben mir, ehrfürchtiger Gebieter.
Was schüttelst du dein weises Haupt? Du schiebst den Wunsch beiseite?
Und möchtest und bestehst darauf, dass ich dich heut' begleite?
Welch Trauer doch mein Herz umfasst. Welch Wehmut mich umklammert.
Adé, du Welt. Adé, mein Freund. Ich habe nichts bejammert.
Mein Leben war erfüllt und schön und gut und ohne Gleichen.
Ich lasse meine Spuren hier, auf dass sie nimmer weichen ....
(c) Bettina Lichtner