Es liegt ein kleines Leben in der Wiege seiner Zeit.
Es wächst heran, es blüht und welkt und wechselt dann die Seit'.
Dort wird es eine Lichtgestalt aus Liebe noch und noch.
Und ruft zur Welt: "So weinet nicht! Seht her, ich bleibe doch!!"
Die Trauernden, die Leidenden sind blind vor lauter Schmerz.
Sie ziehen einen Tränenwall ums gramgebeugte Herz.
Verstehen wolln sie nimmer wohl, wie endlich alles ist.
Sie spüren nicht die Lichtgestalt, die sie zum Troste küsst.
Sie sagen nur: "Nun ist er fort! Zerrissen ist das Wir!
Wir werden ihn nie wiedersehn. Verschlossen bleibt die Tür.
Oh je, Oh je, wie fürchterlich! Der Tod nahm alle Freud'.
Das Liebste, was wir hatten, ging so rasch zur Ewigkeit."
Sie jammern, schreien, winden sich in ihrer schweren Last.
Sie sehen, hören, sagen nicht: "Wir alle sind nur Gast.
Wir alle sind vergänglich und er ging uns nur voraus.
Uns alle zieht es eines Tags aus dieser Welt hinaus."
Ach, hielten sie doch ein mit ihrem unentwegten Leid.
Und stellten sich der Wahrheit und des Menschen Endlichkeit,
und öffneten ihr Herz - nur einen winzig kleinen Spalt,
dann spürten sie die Liebe jener nahen Lichtgestalt.
(c) Bettina Lichtner