Getrocknete Augen, getröstete Herzen -
nur scheinbar verschwunden sind Trauer und Schmerzen.
Nach außen mag keiner das Leid zu erahnen,
das innen sich wagt, mit dem Geist zu verzahnen.
Nach außen ein Spiel nur, die Blicke zu trügen.
Die Zunge spricht Worte, die alle belügen.
"Ja, ja, mir geht 's gut. Ja, das Leben geht weiter ...."
Der Lügenbaron ist ein steter Begleiter.
Und immer schön tapfer, weil 's alle erwarten!
Die Seele indes? Ein verwilderter Garten!
Dort wuchern sie weiter, die ganzen Gefühle
und sind so gefangen im eignen Gewühle.
Sie würden so gerne ins Freie entfliehen.
Denn sind sie erst frei, kann der Garten erblühen.
Doch ach, diese Menschen, die Menschen da draußen,
die tun sich so schwer mit dem Inneren außen.
Statt dass sie verstehen, statt dass sie durchschauen,
verlangen sie still, eine Mauer zu bauen.
Die Mauer des Schweigens! Man will sich nicht scheren
um all diese Dinge, die andre beschweren.
Die Lasten verschwiegen. Das Leichte erlogen.
So bin ich von Stunde zu Stunde gezogen.
Den Menschen zuliebe, die immer lobpreisen,
nicht traurig zu sein, sondern Kraft zu beweisen ...
(c) Bettina Lichtner