Sonntag, 25. September 2022

Hab das Wandern satt

 


Wenn im Purpurschein

blinkt der wilde Wein,

und am Bach die Weide steht bereift;

wenn die Zeitlos' blüht,

wenn die Drossel zieht

und ihr Scheidelied vom Schlehdorn pfeift;


wenn in Wald und Feld

laut der Bracke bellt,

und das schlanke Reh verbluten muss;

wenn die Haselmaus

in ihr Winterhaus

schleppt die allerletzte Buchennuss,


dann Adé, ihr Felder,

Berge, Föhrenwälder,

Pfarrer, Förster, Schultheiss, Müller, Bäck! 

Hab das Wandern satt,

ziehe nach der Stadt,

wo der Roland steht am Rathauseck.


Blondes Gretelein,

lass das Trauern sein!

Mit den Schwalben komm' ich wieder her.

Sollt' ich sterben eh'r,

weine nicht so sehr,

weil es schad' um deine Äuglein wär' ....


© Ruldolf Baumbach (1840-1905)