Mein Herz, was schlägst du gleich so bange,
wenn dir der Vater Trübsal schickt?
Sei still, mein Herz, es währt nicht lange,
bald endet alles, was dich drückt.
Noch will in dir die Welt sich regen,
die manches junge Herz betört:
die mußt du in ein Grabtuch legen,
gesegnen all, was ihr gehört.
Bald lockt sie dich mit ihren Freuden,
bald droht sie Leid und Kummer dir;
sie will von deinem Gott dich scheiden
und stellt dir ihren Götzen für.
Du darfst dich nicht mit ihr vereinen;
laß ihre volle Rose stehn
und siehe, wie die Lilien scheinen,
und höre, wie die Palmen wehn.
O sei, mein Herz, o sei zufrieden
mit allem, was der Herr dir gibt,
und denke, wie die Welt geschieden;
Gott prüfet dich, weil er dich liebt.
Ja, Vater, ich will still ergeben
mit meiner Bürde weitergehn,
die Hände fromm zu dir erheben
und nicht auf diese Erde sehn!
© Luise Hensel (1798-1876)