"Gib mir von dem besten Tropfen!",
ruft das Leben hin zur Zeit.
"Richtig voll will ich mich stopfen
mit des Lebens Herrlichkeit.
Die verstreichenden Sekunden
lasse ich von A bis Z
mir in ihrer Fülle munden,
so als ob 's kein morgen hätt'."
Ach, sie hängt ja nicht am Leben,
diese kleine Zeiteinheit.
Sich der Flüchtigkeit ergeben -
ist es Leid nun oder Freud'?
Und ich rechne und ich denke,
wie viel an Sekunden wohl
waren wirkliche Geschenke
oder letzten Endes hohl?
Plötzlich fällt mein Herz in Trauer.
Es erinnert sich zurück
an die viel zu kurze Dauer
vom sekündlich schönen Glück.
Dieses Glück, das wir einst hielten,
als der Tod vermeintlich weit.
Als wir noch so träumend spielten
mit der Unvergänglichkeit.
Aber schon beim nächsten Takte,
hielt die Uhr den Atem an.
Und der pure und der nackte
Schmerz ergriff mein Herz und dann
gingen die Sekunden weiter,
aber keine mehr zu zweit.
Keine wurde mir mehr heiter.
Oh, du triste Einsamkeit …
© Bettina Lichtner