Schnell umarmte dich der Tod, o Knabe.
Den wir alle liebten, die dich kannten,
dessen Augen wie zwei Sonnen brannten,
dessen Blicke Seelen unterjochten,
dessen Pulse stark und feurig pochten,
dessen Worte schon die Herzen lenkten,
den wir weinend gestern hier versenkten.
Maiennacht. Der Sterne mildes Schweigen .....
Dort! Ich seh' es aus der Erde steigen!
Unterm Rasen quillt hervor es leise,
Flatterflammen drehen sich im Kreise,
ungelebtes Leben zuckt und lodert
aus der Körperkraft, die hier vermodert,
abgemähter Jugend letztes Walten
letzte Glut verraucht in Wunschgestalten.
Kränze, wenn du lebtest, dir beschieden ...
Knabe, schlaf' in Frieden!
(c) Konrad Ferdinand Meyer (1825-1898)
