Der Nebel stieg am frischen Morgen
aus herbstlich bunten Feldern auf.
Noch hielt der neue Tag verborgen
den ungeahnten Schicksalslauf.
Im blutrot schimmernden Gewande
betrat die Sonne ihren Thron,
und war die Schönste nun im Lande,
sich selbst genug und höchster Lohn.
So friedlich gab die junge Stunde
sich schöpferisch dem Auge preis,
und trug doch schon des Abschieds Wunde
in ihrem zarten Lebenskreis.
Dass dies dein letzter Morgen würde,
ich ahnte nicht den schweren Schlag,
ich ahnte nichts von jener Bürde,
die schon bereit zum Tragen lag.
Wir wirbelten das Laub mit Füßen,
wir atmeten den Herbstduft ein,
mit dir den Herbsttag zu begrüßen,
nichts konnte wunderbarer sein.
Doch Stunden später sollt' ich schmecken
des Lebens ach so bittre Frucht.
Was jetzt Erinnerungen wecken,
schlüg' ich so gerne in die Flucht ...
Du fielst vor meinen Augen nieder,
ganz plötzlich, ohne Abschiedswort.
Und keine Macht der Welt gab wieder,
was Himmelsmächte trugen fort.
Ich wusst' nicht, was ich denken sollte.
Erstarrt, erfroren ward mein Herz.
Das eine, was nicht enden wollte,
war dieser unbändige Schmerz.
Er wurde milder mit den Jahren,
die Liebe tut ein gutes Werk.
Wie glücklich, unbeschwert wir waren,
nur diesem gilt mein Augenmerk.
Lädt heute mich des Herbstes Stunde
zu sich in ihre Mitte ein,
schleicht sich der Dank aus meinem Munde
für dich, für uns. Für immer dein ...
(c) Bettina Lichtner
