Freitag, 7. November 2025

Für immer dein ...


 

Der Nebel stieg am frischen Morgen

aus herbstlich bunten Feldern auf.

Noch hielt der neue Tag verborgen

den ungeahnten Schicksalslauf.


Im blutrot schimmernden Gewande

betrat die Sonne ihren Thron,

und war die Schönste nun im Lande,

sich selbst genug und höchster Lohn.


So friedlich gab die junge Stunde

sich schöpferisch dem Auge preis,

und trug doch schon des Abschieds Wunde

in ihrem zarten Lebenskreis.


Dass dies dein letzter Morgen würde,

ich ahnte nicht den schweren Schlag,

ich ahnte nichts von jener Bürde,

die schon bereit zum Tragen lag.


Wir wirbelten das Laub mit Füßen,

wir atmeten den Herbstduft ein,

mit dir den Herbsttag zu begrüßen,

nichts konnte wunderbarer sein.


Doch Stunden später sollt' ich schmecken

des Lebens ach so bittre Frucht.

Was jetzt Erinnerungen wecken,

schlüg' ich so gerne in die Flucht ...


Du fielst vor meinen Augen nieder,

ganz plötzlich, ohne Abschiedswort.

Und keine Macht der Welt gab wieder,

was Himmelsmächte trugen fort.


Ich wusst' nicht, was ich denken sollte.

Erstarrt, erfroren ward mein Herz.

Das eine, was nicht enden wollte,

war dieser unbändige Schmerz.


Er wurde milder mit den Jahren,

die Liebe tut ein gutes Werk.

Wie glücklich, unbeschwert wir waren,

nur diesem gilt mein Augenmerk.


Lädt heute mich des Herbstes Stunde

zu sich in ihre Mitte ein,

schleicht sich der Dank aus meinem Munde

für dich, für uns. Für immer dein ...



(c) Bettina Lichtner