Sonntag, 3. Februar 2019

Unter Lilien



Unter Lilien, jener Freuden,
sollst du weiden,
Seele, schwinge dich empor.
Wie ein Adler fleuch behende.
Jesu Hände
öffnen schon das Perlentor.

Lasst mich gehen, lasst mich laufen
zu dem Haufen
derer, die des Lammes Thron
nebst dem Chor der Seraphinen
schon bedienen
mit dem reinsten Jubelton.

Löse, erstgeborner Bruder,
doch die Ruder
meines Schiffleins. Lass mich ein
in den sichern Friedenshafen
zu den Schafen,
die der Furcht entrücket sein.

Nichts soll mir am Herzen kleben,
süßes Leben,
was die Erde in sich hält.
Sollt ich noch in dieser Wüsten
länger fristen?
Nein, ich eil' ins Himmelszelt.

Herzensheiland, schenke Glauben
deiner Tauben,
Glauben, der durch alles dringt.
Nach dir girret meine Seele
in der Höhle,
bis sie sich von hinnen schwingt.

O, wie bald kannst du es machen,
dass mit Lachen
unser Mund erfüllet sei.
Du kannst durch die Todestüren
träumend führen
uns machst uns auf einmal frei.

Du hast Sünd und Straf getragen,
Furcht und Zagen
muss nun ferne von mir gehn.
Tod, dein Stachel ist nun abe,
aus dem Grabe
werd ich fröhlich auferstehn.

Herzenslamm, dich will ich loben
hier und droben,
in der zartsten Liebsbegier.
Du hast dich zum ewgen Leben
mir gegeben.
Hole mich, mein Lamm, zu dir.


(c) Johann Ludwig Konrad Allendorf, 1693-1773