Montag, 1. Juni 2015

Ach, wie so früh




Ach, wie so früh lag der Tod in der Wiege.
Ach, wie so schnell flog die Seele hinaus.
Einer kriegt Leben und Zeit zur genüge,
ach, und ein andrer weilt kurz nur im Haus.

Eben erst küsste die Sonne die Wange,
eben erst lachte dein winziger Mund.
Währte das Glück des Moments auch nicht lange,
war 's doch die schönste und kostbarste Stund'.

Nie hat dein Zünglein ein Wort mir gesprochen.
Nie ging dein Fuß einen einzigen Schritt.
Bist uns so tief in die Herzen gekrochen ....
Keiner bemerkte: der Tod kroch schon mit.

Schon sind die Äuglein für immer geschlossen.
Zart war die Wurzel, die Knospe noch zu.
Einer hat 's Leben in Gänze genossen,
ach, und ein andrer geht vorschnell zur Ruh' ...


(c) Bettina Lichtner