Samstag, 27. Juni 2015

Gedicht von Friedrich Wilhelm Weber




Auf Adlerschwingen stürmt die Zeit: es naht
der Schnitter dir, der Tod, mit leisem Schweben.
Dein Staub gehört dem Staub; dein bess'res Leben
Gott und der Welt, und beiden deine Tat.
Ihr Schuldner bist du längst, schon längst gewesen:
Was säumst du noch, dein altes Pfand zu lösen?
O Jüngling, eine Tat, so lang noch heiß
und ehrbegierig deine Pulse schlagen!
Mann, eine Tat, ein frommes, frisches Wagen,
o, eine Tat noch vor dem Sterben, Greis!
Und kannst du nicht durch Denken oder Dichten
auf deiner Bahn ein stolzes Mal errichten:
und kannst du nicht mit Meißel oder Schwert
für späte Enkel in die goldnen Scheiben
der Weltgeschichte deinen Namen schreiben:
Bescheide dich! Des Werks Verdienst und Wert
wird nach des Mannes Sinn und Kraft gemessen:
Wer seinen Brüdern nützt, bleibt unvergessen.


(c) Friedrich Wilhelm Weber