Montag, 30. Juni 2014

Des Todes Kleider



Wie ein Blitz schlägt der Tod in die Zeit,
Alle Pläne sind jäh überrannt.
Der Kalender war gar nicht bereit
für die Reise ins ewige Land.

Weit, so weit in die Zukunft hinein,
hat der Mensch sich sein Leben gedacht.
Doch den Tod schloss er nimmer mit ein,
nun hat jener den Garaus gemacht.

All die Tage, die träumend gemalt,
wird der Träumende niemals mehr sehn.
Dabei hat er so lauthals geprahlt,
seine Zeit wär' noch lang und noch schön.

Aber nun ist es aus und vorbei.
Und sein Platz an der Tafel bleibt leer.
Von dem Irdischen ist er nun frei.
Und man weint ihm noch lang'  hinterher …

Ach, so geht es an jeglichem Tag.
Niemand weiß, ob 's ihn abends noch gibt.
Wer die Kleider des Todes nicht mag,
hat das Leben nicht wirklich geliebt.



© Bettina Lichtner

Sonntag, 29. Juni 2014

Punkt.



Startschuss und Grenzpunkt - der Rahmen der Zeit.
Wer da am Ende des Weges bereut,
dass er sein Leben nicht wirklich genoss,
weil es es sich ständig in Eile ergoss,

ach, dieser Mensch ist ein trauriger Wicht.
Ach, dieser Eine verstand es ja nicht,
nimmer sich selber im Wege zu sein.
Drum ward das Leben ihm kurz und auch klein.

Hätt' er behütet den Tag und die Nacht,
wäre er wahrlich zum Leben erwacht.
Eile wär' fremd ihm und Zeit wär' sein Schatz.
Und für den Dank gäb' es reichlichen Platz.

Müsst' er dann sterben, wie glücklich er wär'.
Voll wär' sein Herz und es bräuchte nicht mehr.
Alles wär' gut, wenn die Grenze erreicht.
Alles wär' gut, und die Seele wär' leicht …



© Bettina Lichtner

Samstag, 28. Juni 2014

Ist es wahr?



Du hast eine Feder verloren,
mein Engel. Und nun ist sie mein.
Sie fiel aus den himmlischen Toren
direkt in mein Leben hinein.

Ich hab' sie des Weges gefunden,
als gerade die Trauer mich fraß.
Die Trauer, die ewige Stunden,
so tief in der Seele mir saß.

Doch nun dieses göttliche Zeichen.
Ein Schimmer der Hoffnung für mich.
Du möchtest die Hände mir reichen,
mein Engel, ich denke an dich.

Fast wag' ich es gar nicht zu glauben.
Es schaut wie ein Wunder mir aus.
Und über mir gurren die Tauben,
als riefen sie lauthals hinaus:

"Na siehst du, du bist nicht vergessen.
Na siehst du, der Tod ist ein Trug.
So sei auf die Freude versessen!
Der Tränen sind 's wahrlich genug."



© Bettina Lichtner

Freitag, 27. Juni 2014

Es ist kein Geheimnis



Stand ein welker Löwenzahn
unbeachtet und vergessen.
Hat mir gar so leid getan,
denn ihn hat die Zeit gefressen.

Noch vor kurzem war er mir
eine Blütenpracht und Freude.
Seine gelbe, weiße Zier,
war mir eine Augenweide.

Und nun zeigt der kleine Mann,
wie es geht mit jedem Leben.
Erst der bunte Tanz und dann
wird der Zauber uns entschweben.

Allzu schnell - wie Hexerei -
geht die Reise zu den Sternen.
Kein Geheimnis ist dabei.
Jedes Blatt wird sich entfernen.



© Bettina Lichtner

Donnerstag, 26. Juni 2014

Schau an



Wie wird er sein, der letzte Blick?
Und was wird er umschließen?
Gilt einem blauen Himmelsstück
vielleicht das letzte Grüßen?

Fällt Regen, wenn der Tod mich schnappt?
Schau' ich in grüne Weiten?
Und ob ein Meer der Tränen schwappt,
wenn Engel mich begleiten?

Lieg' ich vielleicht im Krankenhaus,
allein, an hundert Schläuchen?
Und wird man mir beim Trauerschmaus
nochmal die Hände reichen?

Eventuell - ich wünscht' es mir -
erblickte ich dein Angesicht
im letzten Atemzuge hier.
Du lächelst mir so lieb und schlicht.

Auf jeden Fall, das steht mal fest,
wird Gott mir in die Augen sehn.
Er, der mich nie und nie verlässt,
macht selbst den Abschied mir noch schön.



© Bettina Lichtner

Mittwoch, 25. Juni 2014

Neue Nachbarn



Wer wohl auf dem Friedhofsplatz mein Felder-Nachbar wird?
Wem wohl rechts und links von mir die Grabstätte gehört?
Jener oder jene läuft wie ich noch durch die Welt,
doch wir werden beide vor den Richter hingestellt.

Jener oder jene bleibt zur Lebzeit mir noch fremd.  
Aber auf dem Friedhofsplatz, im allerletzten Hemd,
liegen wir beisammen und im Ewigen vereint.
Aber auf dem Friedhofsplatz wird mir der Fremde Freund.

Jener oder jene zieht noch lachend - so wie ich -
sämtliche Register dieser Zeit und feiert sich.
Lief vielleicht mir übern Weg als irgendeine Haut.
Hat vielleicht gelächelt oder finster dreingeschaut.

Jener oder jene - welcher Name wird es sein?
Welche Namen stehen dann auf meines Nachbarn Stein?
Ob wir uns vertragen werden? Bleibt ja keine Wahl …
Männlein oder Weiblein ist mir eigentlich egal.

Jener oder jene? Na, dann bin ich mal gespannt,
wer da mit mir ruhet auf dem kleinen Stückchen Land.
Noch scheint uns die Sonne. Und wir kennen uns noch nicht.
Aber auf dem Friedhofsplatz pflanzt man uns dicht an dicht.



© Bettina Lichtner

Dienstag, 24. Juni 2014

Seelen leben ewig



Dass ich diesen Schmerz ertrage
und nicht aus dem Fenster springe,
dass ich noch zu leben wage,
und nicht mit dem Tode ringe,

dass ich nicht am Strickseil hänge,
und mich nicht im Fluss ertränke
- was womöglich leicht gelänge -,
ist ein Wunder, wie ich denke.

Dass ich Tag um Tag erwache,
statt dass ich das Leid beende,
dass ich einfach weitermache,
statt dass ich mich grabwärts wende,

dass ich mich noch nicht vergifte,
mich gar mit dem Dolch ersteche,
sondern meine Trauer lüfte
und nicht jämmerlich zerbreche,

ach, woran nur mag es liegen?
Wollte sterben statt zu leiden.
Wollt' wie du zum Himmel fliegen,
und den ganzen Schmerz vermeiden.

Doch da hörte ich dich sagen:
"Sei nicht traurig, nicht verbittert.
In bin da an allen Tagen."
Und da hab' ich Mut gewittert.

Bist zwar meinem Blick entschwunden,
doch den Tod kann 's gar nicht geben,
denn ich hab' herausgefunden:
Seelen können ewig leben.



© Bettina Lichtner

Montag, 23. Juni 2014

Von A nach B




Zwei Tage sind 's, die dich umschlingen.
Zwei Tage, die dich schweigend zwingen
ins endliche Korsett.
Der eine wird dir Freude bringen,
beim zweiten Tage aber singen
sie dir am Sterbebett.

Es mögen viele Jahre liegen,
gefüllt mit Wahrheit und mit Lügen,
wohl zwischen A und B.
Ob kurz, ob lang, es muss genügen,
was wir an Lebenszeiten kriegen,
und tut es noch so weh.

Das Licht der Welt, das wir erblicken,
in dessen Schein wir 's Leben rücken,
erlischt in jedem Fall.
Es kann sich keiner davor drücken.
Der Tod wird jeden heimwärts schicken,
auf seinen Stern im All.

Und zwischen diesen beiden Tagen,
da lassen wir zu oft uns tragen
von Nichtigkeit und Pein.
Du solltest mehr zu leben wagen,
dem anderen "Ich lieb' dich" sagen -
er ist nicht immer dein …



© Bettina Lichtner

Sonntag, 22. Juni 2014

Neue Lebenskunst



Ach, du so schmerzende äußere Welt.
Denkst du, du könntest mich beugen?
Bringst zwar die Freude zum Schweigen,
hast dich dem Glück in die Quere gestellt,

aber ich werde dir zeigen,
dass meine Seele an dir nicht zerschellt,
dass sie nicht wimmernd in Abgründe fällt.
SIE WIRD DER ASCHE ENTSTEIGEN.

Und so wie Phönix erwachen.
Stärker als früher und mutig und schön.
Gott liebt besonders die Schwachen!!

Wenn erst die finsteren Tage vergehn,
werde ich froh sein und lachen,
weil auch aus Scherben Gemälde entstehn.



© Bettina Lichtner

Samstag, 21. Juni 2014

Du erntest, was du säst



Gerodet liegt sie vor der Tür,
die neue Zeit und ruft zu mir:
"Nun fülle du mich aus,
verlass' dein Trauerhaus.

Zieh' Bahnen dir mit Dankbarkeit,
und rupf' heraus das alte Leid,
und lüfte so die Sicht,
und gib dem Neuen Licht.

Mit Liebe gehe frisch ans Werk.
Er ist besiegt, der Tränenberg.
Jetzt hole dir das Glück
allmählich auch zurück.

Schon bald, schon bald erfreust du dich
an deiner Ernte, und auch ich
bin wieder ein Genuss
nach Schmerzen und Verdruss.

Die Erde der Vergangenheit
verlangt nun nach Lebendigkeit.
In Zukunft sei sie dir
ein nährendes Revier."



© Bettina Lichtner

Freitag, 20. Juni 2014

Hier ruht der Frieden



Aus den Gräbern sprießen Pflanzen,
auf den Gräbern riecht es süß.
Schmetterlinge sieht man tanzen
über dem, der uns verließ.

Bienen, die in Pollen wühlen.
Käferlein im roten Kleid.
Und in meinen Augen spülen
Tränen meine Traurigkeit.

Ameisen - so arbeitswütig -
krabbeln auf dem tristen Sand.
Gott indessen reicht so gütig
leise seine starke Hand.

Auf dem Baum sitzt eine Meise,
trällert mir zum Trost ein Lied,
der in ganz besondrer Weise
mir im Herzen sacht erblüht.

Also, geht das Leben weiter.
Und das Grab wirkt gar so bunt.
Wirkt ja so belebt und heiter,
und tut Mut und Hoffnung kund.



© Bettina Lichtner

Donnerstag, 19. Juni 2014

Bloß raus



Der Schmerz ist ein Kerker, ein finsterer Knast.
Nun ist er seit ewigen Zeiten mein Gast
und denkt nicht daran, zu verschwinden.
Er macht was er will und erst recht, wie 's ihm passt.
Und wenn er vom Kopf bis zum Zeh mich umfasst,
dann will er mich fürchterlich schinden.

Da dachte ich eben, ich hätt' ihn besiegt,
schon hat er mir wieder die Felder gepflügt
und sät seine düsteren Samen.
Und weil er mich gerne im Tränenbett wiegt,
und weil er auch gerne Gefühle verbiegt,
da ruft er mich lauthals beim Namen.

Er ruft und ich folge, als wäre ich sein.
Als lüd' er mich freundlich zum Festmahle ein.
Ja, bin ich denn völlig von Sinnen?
Er will mir nichts Gutes. Er ist ja gemein.
Er formt aus dem Herz einen eiskalten Stein.
Und will mich auf Dauer gewinnen.

Als sei er die Schlange vom biblischen Wort.
"Doch warte mein, mein Lieber, ich jage dich fort.
Ich werde mich deiner befreien!"
Es gibt einen schöneren, besseren Ort.
Und wenn ich ihn finde, dann bleibe ich dort.
Ich werde die Suche nicht scheuen!

Der Schmerz wird vergehen. Ich weiß es genau.
Dann breche ich aus aus dem traurigen Bau
und lauf' in die Arme der Liebe.
Ich spüre die Wärme. Ich fühle, ich tau'.
Das eisige Leiden, das Weh und das Au,
weicht bald dem erwachenden Triebe ….



© Bettina Lichtner

Mittwoch, 18. Juni 2014

Zeit & Kraft



Ich bin erschöpft vom Traurigsein.
Bin leergeweint und müd'.
Die Zeit lädt zum Verschmerzen ein,
die Hoffnung singt ihr Lied.

Ein neuer Weg liegt still und stumm
und wartet nur auf mich.
Noch geht es mutlos drumherum -
das fremde innre Ich.

Geduldig warten Tag und Nacht,
dass mir die Trauer weicht.
Noch sind die Wellen aufgebracht.
Noch ist die Fahrt nicht leicht.

Dein Tod riss mir das Herz heraus,
nun wächst es langsam nach.
Doch nimmer schaut es glücklich aus,
denn alles Glück zerbrach …

Die Heilung dauert weiter an.
Die Zeit bemüht sich sehr.
Was sie allein nur schaffen kann,
braucht Kraft und noch viel mehr.



© Bettina Lichtner

Dienstag, 17. Juni 2014

Einmalig schön



Sie ist des Sommers schönstes Kind.
Ihr Kleid ist gar so schlicht.
Erst wenn die Tage kälter sind,
der Herbst uns braust mit starkem Wind,
erlischt ihr zartes Licht …

Die Sonnenblume, die ich mein',
zeigt bald schon ihre Pracht.
Du liebtest ihren frohen Schein.
Kein Blümlein konnt' dir holder sein,
als jene, die so lacht.

Ich sehe sie im Garten stehn.
Sie wartet wohl auf dich.
Doch ach, es gibt kein Wiedersehn.
Die Sonnenblume, hell und schön,
weiß, alles ändert sich.

Sie weiß ums kurze Possenspiel.
Ums Endliche der Welt.
Drum hat sie auch kein Wehgefühl,
denn es ist ihr und unser Ziel,
dass Schein und Sein zerfällt.

Erblüht sie erst, dann denke ich
an dich voll Dank zurück.
Ja, ja, es ist schon sonderlich,
doch diese Blume tröstet mich
mit ihrem stillen Blick ...



© Bettina Lichtner

Montag, 16. Juni 2014

Ein guter Tropfen Erinnerung



Die Zeit mit dir glich einer Rebe,
doch ach der Jahre süßer Wuchs,
von denen ich nun schmachtend lebe,
verging so flugs …

Und die Erinnerung will schmecken,
was einst des Lebens schönste Zeit.
Sie hofft wohl, Neues zu entdecken
im alten Kleid …

Doch Neuigkeiten gibt es keine,
es fügt kein Tag sich mehr hinzu.
Die alte Stunde ist die meine.
Für immer DU …

Für immer bleibt das süße Leben,
das durch den Tod ein Ende fand,
inmitten all der andren Reben,
als festes Band …

Ich trinke, trinke von den Stunden,
die zwar vorbei, doch stets im Geist.
Dort lass' ich mir die Jahre munden,
die einst bereist …



© Bettina Lichtner



Sonntag, 15. Juni 2014

Fern der Welt



Schattenseite, bleib' verborgen.
Zeig' der Welt nicht dein Gesicht.
Zeige ihr nicht deine Sorgen,
denn es interessiert sie nicht …

Deine Tränen ganz tief drinnen,
wecken kaum ihr Mitgefühl,
selbst, wenn sie dir außen rinnen,
gibt die Welt an Trost nicht viel.

Bist im Grunde ganz alleine
mit dem vielen Schmerz in dir.
Rettend öffnet sich nur eine,
so vermisste warme Tür.

Es ist Gott, der dich da bittet,
ihm zu laden deine Last.
Dem, der ihm sein Herz ausschüttet,
schenkt er eine Seelenrast.

Will die Welt sich von dir wenden,
wenn die Trauer dich zerreißt,
Gott nimmt dich an beiden Händen.
Er ist 's, der mit Trost dich speist.


© Bettina Lichtner


Samstag, 14. Juni 2014

Lebensnetze



Ach, die Luft, die ist so dünne.
Ach, der Faden ebenso.
Und die Zeit spinnt wie die Spinne
frisch und froh.

Keine Stunde will mir bleiben.
Tag und Nacht sind Illusion.
Ich muss mit- und weitertreiben
(kenn' ich schon …).

Sonne, Mond - ein Auf und Nieder.
Schatten, Licht - ein Hin und Her.
Was sich dunkelt, hellt sich wieder
(manchmal schwer …).

Tränen weichen bald dem Lachen.
Das Erinnern füllt mein Haus.
Aber Frohsinn und so Sachen
zogen aus …

Und dem Lachen folgen Tränen.
Ach, die Luft ist ja so dünn.
Immerzu zieht mich ein Sehnen
zu dir hin …



© Bettina Lichtner

Freitag, 13. Juni 2014

Wechselspiele



Und die Stunde schlägt wie eh.
Tag und Nacht im Wechselspiel.
Wechselspiel von Tief' und Höh'
und von Wohl- und Wehgefühl.

Hinter mir liegt Helligkeit.
Freude, Lachen, du und ich.
Unbeschwerte Zeit zu zweit.
Pures Glück für dich und mich.

Hinter mir - ein Feuerwerk!
Salven voller Lobgesang.
Vor mir nun der Leidensberg
und der Trauer dunkler Klang.

Hinter mir, da brennt ein Licht,
das so wärmend, das so hell.
Doch das sonnige Gesicht
war ein flüchtiger Gesell' ….




© Bettina Lichtner

Donnerstag, 12. Juni 2014

Komm, mein Heiler







Feuer des Leids! Wie brennst du so schmerzlich!
Alles, was war, liegt in Asche und Rauch.
All diese Stunden, die mir so herzlich -
fliehender Hauch.

Will sich nicht bessern. Will nicht verschwinden -
diese so drückende Trauer in mir.
Einzig im Herzen kann ich sie finden:
Bilder von dir.

Wandelnde Zeiten! Nimmer gedachte,
nimmer geahnte Momente voll Gram.
Bloß, weil dein Sterben alles, was lachte,
plötzlich mir nahm.

Meine Gefühle hängen in Seilen.
Schon dreht der Schmerz einen würgenden Strick.
Eines, nur eines, kann mich noch heilen:
Gottes Geschick …



© Bettina Lichtner