Donnerstag, 17. März 2022

Das Zentrum der Liebe


 

"Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen." (1. Joh., 3, 16)

Das war das Zentrum der Liebe Jesu: Er hat sein Leben für uns gelassen. Das soll die Echtheit unserer Nachfolge Jesu dartun: Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.

Das Christentum heißt die Religion der Liebe. Mit Recht. Dann müssen alle, die sich Christen nennen, auch in der Liebe stehen und in der Liebe leben. Und ließen heißt: das Liebste geben, sich opfern. Wahre Liebe, die diesen Namen verdient, ist Selbsthingabe. Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.

Es erschien uns selbstverständlich, dass unsere Brüder im Kriege für die Heimat, für uns gestorben sind. Wir erkennen es dankbar an, dass Ärzte und Krankenschwestern im Kampf gegen die Seuchen ihr Leben lassen. Wir bewundern es, wenn die Missionare, Entdecker, Erfinder für ihre Idee und für ihre Ideale im Dienste der Menschheit ihr Leben opfern. Aber wir selber denken an unsere Behaglichkeit und Bequemlichkeit und pflegen unser liebes Ich und kümmern uns höchstens in dem Sinne um den Nächsten, dass wir über ihn reden und ihn verurteilen. Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen!

Damit wird von uns keine besondere Großtat oder Heldentat verlangt, sondern der viel schwerere, alltägliche Dienst, dass wir helfen, raten, retten, auch auf Kosten unseres Geldbeutels, unserer Ruhe, unseres Behagens. Wir sind dazu da, um zu nützen. Es gilt allgemeine Dienstpflicht. Wie soll denn die Erneuerung unseres Volkes kommen, wenn wir uns nicht unter die Losung stellen: Einer für alle? Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen! Amen.


@ Dr. Paul Conrad (1865-1927)