Selig alle, die im Herrn entschlafen,
selig, Vater, selig bist auch du!
Engel brachten dir den Kranz und riefen;
und du gingst in Gottes Ruh!
Wandelst über Millionen Sternen,
siehst die Handvoll Staub, die Erde nicht;
schwebst, im Wink, durch tausend Sonnenfernen,
schauest Gottes Angesicht.
Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen,
trinkest durstig aus dem Lebensquell;
Nächte, voll von Labyrinthen, tagen,
und dein Blick wird himmelhell.
Doch in deiner Überwinderkrone
senkst du noch den Engelblick auf mich;
betest für mich an Jehovas Throne;
und Jehova höret dich.
Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet,
den mir Gott aus seiner Urne gab,
schwebe, wenn mein Todeskampf beginnet,
auf mein Sterbebett herab!
Daß mir deine Palme Kühlung wehe,
Kühlung, wie von Lebensbäumen träuft;
daß ich sonder Graun die Täler sehe,
wo die Auferstehung reift.
Daß ich mit dir durch die Himmel schwebe,
wonnestrahlend und beglückt, wie du;
Und auf einem Sterne mit dir lebe,
und in Gottes Schoße ruh!
Grün indessen, Strauch der Rosenblume,
deinen Purpur um sein Grab zu streun;
schlummre, wie im stillen Heiligtum,
hingesäetes Gebein!
(c) Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)