Sonntag, 25. Oktober 2020

Matthäus 5, 4

 



"...... denn sie sollen getröstet werden."


Montag, 19. Oktober 2020

Elegie bei dem Grabe meines Vaters


 Selig alle, die im Herrn entschlafen,

selig, Vater, selig bist auch du!

Engel brachten dir den Kranz und riefen;

und du gingst in Gottes Ruh!


Wandelst über Millionen Sternen,

siehst die Handvoll Staub, die Erde nicht;

schwebst, im Wink, durch tausend Sonnenfernen,

schauest Gottes Angesicht.


Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen,

trinkest durstig aus dem Lebensquell;

Nächte, voll von Labyrinthen, tagen,

und dein Blick wird himmelhell.


Doch in deiner Überwinderkrone

senkst du noch den Engelblick auf mich;

betest für mich an Jehovas Throne;

und Jehova höret dich.


Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet,

den mir Gott aus seiner Urne gab,

schwebe, wenn mein Todeskampf beginnet,

auf mein Sterbebett herab!


Daß mir deine Palme Kühlung wehe,

Kühlung, wie von Lebensbäumen träuft;

daß ich sonder Graun die Täler sehe,

wo die Auferstehung reift.


Daß ich mit dir durch die Himmel schwebe,

wonnestrahlend und beglückt, wie du;

Und auf einem Sterne mit dir lebe,

und in Gottes Schoße ruh!


Grün indessen, Strauch der Rosenblume,

deinen Purpur um sein Grab zu streun;

schlummre, wie im stillen Heiligtum,

hingesäetes Gebein!



(c) Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)

Sonntag, 18. Oktober 2020

HERR, was tät ich ohne dich?


 

Droh' im Leid ich zu versinken,

reicht mir Gott die Retterhand,

lässt mich nicht im Schmerz ertrinken,

zieht mich in das Hoffnungsland.

Nimmer lässt ER mich im Stich!

HERR, was tät ich ohne dich?


Will die Dunkelheit mich packen,

zündet Gott das helle Licht.

Will das Herz im Gram versacken,

höre ich, wie Gott mir spricht:

"Nimmer lass' ich dich im Stich!"

HERR, was tät ich ohne dich?


Tod und Trauer finden Pfade,

mich zu fesseln in der Pein.

Doch ich spüre Gottes Gnade,

warm so wie der Sonnenschein.

Nimmer lässt ER mich im Stich!

HERR, was tät ich ohne dich?


Tränen fluten meine Stunden,

dass die Ohnmacht bis zum Rand.

Gott verbindet alle Wunden,

hilft vom Fall mir in den Stand.

Nimmer lässt ER mich im Stich.

HERR, was tät ich ohne dich?


Schreien möcht' ich, immer schreien,

weil's mir weh im Innren tut.

Doch ich bete zu dem Treuen,

bis das Laute schließlich ruht.

Nimmer lässt ER mich im Stich.

HERR, was tät ich ohne dich?


Ach, mein Tröster, Heiland, Retter!

Ach, es dürstet mich nach dir!

Lügen strafst du deine Spötter!

Du allein bist alles mir.

Nimmer lässt du mich im Stich.

HERR, was tät ich ohne dich?


(c) Bettina Lichtner 

Samstag, 17. Oktober 2020

Bei dem Grabe meines Vaters


 

Friede sei um diesen Grabstein her,

sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben

einen guten Mann begraben,

und mir war er mehr.

Träufte mir von Segen, dieser Mann,

wie ein milder Stern aus bessern Welten!

Und ich kann's ihm nicht vergelten,

was er mir getan!

Er entschlief; sie gruben hier ihn ein.

Leiser, süßer Trost, von Gott gegeben,

und ein Ahnden von dem ew'gen Leben

düft' um sein Gebein.

Bis ihn Jesus Christus, groß und hehr, 

freundlich wird erwecken! - Ach, sie haben

einen guten Mann begraben,

und mir war er mehr.


(c) Matthias Claudius (1740-1815)

Freitag, 16. Oktober 2020

Mein totes Kind

 


Mein Kind, das früh geschieden,

goldlockig, hold und klein,

oft nahst du jetzt der Müden,

längst sank dein Hügel ein.


Nie hab' ich dich vergessen.

Die andern wurden groß,

du aber unterdessen

bliebst klein auf meinem Schoß.


Oft unter Sturm und Schmerzen

im heißen Mittagslicht,

verblich in meinem Herzen

dein süßes Angesicht.


Doch jetzt beim Abendfrieden

wie neu erwacht eilst du,

mein Kind, das früh geschieden,

der Mutter wieder zu.


Wie selig sind wir beide!

Ich fühl' dein Ärmchen rund,

der Locken blonde Seide,

den lieben, kleinen Mund.


"Sie ließen dich alleine,

mein armes Mütterlein,

ich aber, deine Kleine,

ich will nun bei dir sein."


Auf deinem Grab die Rosen

schaukeln im Abendwind,

indes wir heimlich kosen,

mein süßes, totes Kind.


(c) Pauline Schanz (1828-1913)

Die Augen aufgetan!


 

Ein Christ sollte dies zeitliche Leben nur mit zugetanen Augen und blinzlich anschauen; aber das zukünftige, ewige Leben sollte er mit ganz aufgetanen Augen und mit klarem, hellem Licht ansehen und sollte nur mit der linken Hand in diesem Leben auf Erden sein, aber mit der rechten Hand und mit der Seele und ganzem Herzen sollte er in jenem Leben sein, im Himmel, und desselben in gewisser Hoffnung allzeit fröhlich warten.


(c) Martin Luther (1483-1546)

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Des Pilgers Hülle

 


Am Grabe stehn wir stille

und säen Tränensaat,

des lieben Pilgers Hülle,

der ausgepilgert hat.


Er ist nun angekommen,

wir pilgern noch dahin.

Er ist nun angekommen,

der Tod war ihm Gewinn.


Er schaut nun, was wir glauben.

Er hat nun, was uns fehlt.

Ihm kann der Feind nichts rauben,

der uns versucht und quält.


Ihn hat nun als den Seinen

der Herr dem Leid entrückt.

Und während wir hier weinen,

ist er so hoch beglückt.


Er trägt die Lebenskrone

und hebt die Palm empor.

Und singt vor Gottes Throne

ein Lied im höhern Chor.


Wir armen Pilger gehen

hier noch im Tal umher,

bis wir ihn wiedersehen

und selig sind wie er.


(c) Philipp Spitta (1801-1859)

Himmel voller Licht


 

Nun bin ich durch, Gott Lob und Dank.

Hier kommt ein ander Leben.

Hier wird mir, was mein Leben lang

ich nicht gesehen, gegeben.

Ein ganzer Himmel voller Licht,

ein Licht, davon mein Angesicht

so schön wird als die Sonne.

Hier ist ein ew'ges Freudenmeer,

wohin ich nur die Augen kehr',

ist alles voller Wonne.


(c) Jacob Böhme (1575-1624)

Dienstag, 13. Oktober 2020

Gloria

 



Der Tod ist ein glorreiches Ereignis für den,

der zu Jesu geht.



(c) David Livingstone (1813-1873)

Nichts ist stärker als die Liebe


 

Die Liebe war ein zarter dünner Faden,

als unsere Herzen sich einst fanden.

Der Lauf der Zeit wob in diesen Faden

Lachen und Weinen,

laue Sommernächte und stürmische Herbstböen,

frühlingsleichtes Herzbeben und winterharte Fröste,

Talfahrten und Höhenflüge,

Leises und Lautes.

All das hielt der Faden aus

und wuchs zu einem starken Seil.

Dann schwang der Tod seine Sense

und suchte, das Seil zu trennen.

Doch es misslang ihm,

denn auf Erden hielt meine Hand das eine Ende fest,

und im Himmel hielt die deine das andere.

Immer und immer sind wir verbunden

durch dieses starke Seil der Liebe.

Die Energie zwischen uns

hört nicht auf zu sein.


(c) Bettina Lichtner



Samstag, 10. Oktober 2020

Wundersame Wandlung


 

Nun ist's soweit. Hinfort mit allen Fesseln!

Es sehnt die Seele sich nach Freiheit.

Der Tod schält mich aus dem Kokon.

Hinaus aus dem dunklen Verließ,

das Licht des Tunnels endlich erreicht.

Dem atemlosen Hamsterrad entsprungen,

empfängt mich die absolute Liebe!

Ich trinke von der himmlischen Freude,

sehe mich satt am Wolkenweiß und Sonnengold,

richte meine neue Wohnstatt auf Sternenstaub.

Wundersame Wandlung

einer Marionette zum Engel.

Auf dem Regenbogen sitzen

und auf graue Welten schauen.

Gestern noch einer von ihnen,

gezwängt in Zeit und Raum,

kämpfend in tosenden Fluten.

Könntet ihr sehen den ewigen Frieden,

ihr tauschtet eure Tränen

gegen Freude und Hoffnung.



(c) Bettina Lichtner


Follower des Todes


Endlich, endlich bist du da, mein Freund.

Nun findet alles seinen Frieden.

Es flieht der Schmerz aus kranken Gliedern,

die Zeit entfleucht den müden Knochen,

der Atem steht mir still.

Du ziehst die Kleider mir vom Leibe,

und nimmst mein Hab mir und mein Gut ---

das Angehäufte bleibt den Nächsten.

Erinnerung werd' ich nun werden,

werd' auf den Zungen weiterleben,

werd' weiter durch Gedanken reisen,

bei ihnen bleiben, bis sie mir folgen,

wie ich nun folge den Vermissten,

die vor mir deine Hand ergriffen.

Ein Folgen ist's und ein Verfolgen.

Wer könnt' sich dir entziehen?

Du klopfst und tust dir selber auf.

Ich bin nicht mehr, bin nun verschwunden,

und freudig tanzt die Seele

zu den Sternen ....


(c) Bettina Lichtner