Freitag, 4. Mai 2018
So nimm sie hin ...
"Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast." (Joh. 17, 24)
Tod, warum rührst du den Baum an, unter dessen weit schattenden Zweigen der Müde Ruhe findet? Warum raubst du die Trefflichen dieser Erde, an welchen wir unsre höchste Wonne haben? Wenn du deine Axt gebrauchen willst, so versuche sie an den Bäumen, die keine Frucht geben, so wirst du dir Dank verdienen. Warum aber schlägst du die herrlichen Zedern auf Libanon? Ach, halte inne mit deinen Schlägen und verschone die Gerechten. Aber nein, es darf nicht sein; der Tod trifft mit unwiderstehlicher Kraft die holdseligsten unter unsren Freunden; die Großmütigsten, die Gottesfürchtigsten, die Geheiligsten, die Gesalbtesten müssen sterben. Und warum? Weil der Herr Jesus in seinem hohepriesterlichen Gebet gefleht hat: "Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast." Das ist es, was sie auf Adlers Flügeln gen Himmel trägt. Immer und immer wieder steigt ein Kind des Glaubens von dieser Erde zum Paradies empor; es ist eine Erhörung des Gebets unsres Heilandes. Ein trefflicher alter Gottesmann sagt: "Manchmal arbeiten Jesus und die Seinen einander im Gebet entgegen. Ihr beugt eure Knie im Gebet und sprecht: 'Vater, ich will, dass, wo ich bin, Deine Heiligen bei mir seien.' Christus spricht: 'Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast.' So streitet die Absicht des Jüngers mit derjenigen seines Herrn. Die Seele kann nicht an beiden Orten zugleich sein; der Geliebte kann nicht zugleich bei Christo und auch bei euch sein. Nun, welche von beiden Bitten wird wohl den Sieg davon tragen? Wenn du wählen dürftest; wenn der König von seinem Throne herabstiege und sagte: "Hier sind zwei Bittsteller, deren Anliegen einander zuwiderlaufen, welchem soll ich seine Bitte gewähren?" O, ich bin gewiss, wenn es dich auch einen schweren Kampf kostete, so würdest du doch von deinen Knien aufstehen und sagen: "Herr Jesu, nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe." Du würdest deine Bitte um das Leben deines Geliebten dahingehen, wenn du die Gewissheit hättest, dass Christi Gebet es anders will: "Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast." Herr, so nimm sie hin zu Dir.
(c) Charles Haddon Spurgeon, 1834-1892