Sonntag, 27. Mai 2018
Bedenkt das Ende
Bedenke, Mensch, die Schattenseiten,
auf die das Leben dich beizeiten
mitunter auch mit aller Härte,
mit Prügelstab und Peitschengerte
und ohne Warnung treibt und zwängt.
Wohl dem, der auch den Tod bedenkt.
Wo Oberflächlichkeiten walten,
kann keine Tiefe sich entfalten.
Das Leben lässt sich erst verstehen,
wenn wir auch auf sein Ende sehen.
Es macht der Blick zur Endlichkeit
das Leben uns zur Blütezeit.
Derweil wir unsre Wünsche küssen,
verharren wir im Ungewissen,
welch Spanne wir bekommen haben,
am Einmaligen uns zu laben
bis zu der uns gesetzten Frist,
die ohne Zweifel sicher ist.
"Mir ist Unsterblichkeit beschieden.",
hört man Verblendete hienieden
mit prahlerischem Stolz verkünden.
Doch, wenn sie sich in Schmerzen winden,
und schon der Tod vor Augen schwebt,
war keine Stunde tief gelebt.
Der Sterblichkeit die Hand zu reichen,
den Tatsachen nicht auszuweichen,
zu wissen, dass wir hier auf Erden
nur kurz und einmal wandern werden,
erst, wenn man sieht und auch versteht,
dass alles Leben auch vergeht,
dann werden wir einander lieben,
statt uns einander zu betrüben.
Wir werden den Moment genießen.
Den anderen die Zeit versüßen.
Viel Gutes tun und dann erfreut
beenden unsre reiche Zeit.
(c) Bettina Lichtner