Mittwoch, 22. Juli 2015

Vom rohen Ei



Mein Herz braucht einen Helm aus Stahl,
es stößt sich ständig wund.
Die Narben sind wohl ohne Zahl,
doch keine ohne Grund.

Es sickert ständig Schmerz heraus,
und hier und da ein Schwall.
Ein wahrlich ruinöses Haus.
Es bröckelt überall.

Ach, als es auf die Erde kam,
war 's ohne Weh und Au,
doch als das Leben Fahrt aufnahm,
da ward es grün und blau.

Erst recht, als du gestorben bist.
Da riss es mir entzwei ...
Mein einst so frohes Herzchen ist
nun wie ein rohes Ei:

Die Schale dünn, das Leben fort.
Zerbrechlich, leer und kalt.
Und doch kein gottverlassner Ort,
bloß eine Trübgestalt.


(c) Bettina Lichtner


"Auf einen Tag der großen Anteilnahme folgen all die Tage, an denen andere nicht mehr teilnehmen. Alles ist so zum Frieren kalt."

(Paul Walter Schäfer)