Freitag, 24. Juli 2015
Nackedei
Ein Herz liegt bloß. Der Trauer wegen.
Es gibt den ganzen Kummer preis.
Ich möcht' es gern in Watte legen,
dass es sich wohl behütet weiß.
Doch wehrt es sich. Es lässt sich prügeln
von einem Schmerz, der nie gekannt.
Wie gern würd' ich die Tränen zügeln,
weil 's gar so arg ums Herze stand.
Es ist der Tod. Der lässt es leiden.
Der legt das Herz so frank und frei.
Kein Schneider da, es zu bekleiden.
Der Tod macht es zum Nackedei.
Welch große Last. Wer hilft sie tragen?
Es braucht den HERRN vom Himmelszelt.
Er weiß das rechte Wort zu sagen,
weiß, wie man nackte Herzen hält.
Drum auf, oh Herz. Ruf' an den Retter,
auf dass er Trost und Schutz gewährt.
Nicht wende dich an falsche Götter!
Nur einer ist 's, der dich erhört.
Er wärmt das Herz, das so verloren.
Und wickelt es behutsam ein.
Im Leiden wird es neu geboren,
und niemals mehr wie vorher sein ...
(c) Bettina Lichtner
"Wenn du das Leben aushalten willst,
richte dich auf den Tod ein."
(Sigmund Freud)