Donnerstag, 30. Juli 2015

Zitat von Carl Hilty




"Einer der besten Prüfsteine für das Vorhandensein von wirklichem Edelmut ist das Verhalten des Menschen gegenüber lange andauerndem oder ganz hoffnungslosem Unglück; diejenigen, die wenig davon besitzen, ermüden und überlassen bald den Unglücklichen seinem Schicksal. Die anderen, welche mit ihrer wahren Teilnahme dennoch aushalten, bestehen die höchste Probe der uneigensüchtigen Menschenliebe."


(Carl Hilty)

Gedicht von Rudolf Tjaden




Letzter Gruß


Warum, du bunter Schmetterling,
flogst du ins offne Grab,
darin man ließ in ihrem Schrein
das Mütterchen hinab?

Wolltst du ihr bringen letzten Gruß
von lebensfroher Pracht?
Sie schaut nicht mehr, will friedlich ruhn,
hat lang genug gewacht.

Du lieber bunter Schmetterling
fliegst taumelnd wieder fort, -
zu dunkel war die kalte Gruft,
zu schaurig war der Ort.

Dem Sonnenschein so hell und warm
gaukelst entgegen froh
und ahnst nicht, dass in kurzer Frist
auch du wirst ruhen so.


(Rudolf Tjaden)

Mittwoch, 29. Juli 2015

Grabinschrift Maria Simma



"Erst in der Ewigkeit werdet ihr erkennen, 
was ihr aus eurer Lebenszeit, 
aus euren Jahren, Tagen und Stunden
gemacht habt, und was ihr aus ihnen
hättet machen können.

Dort wird euch klar, was ihr im Leben versäumt habt.

Darum benützt die Lebenszeit,
um alles gut zu machen."


(Grabinschrift Maria Simma, 1915-2004)



Worte von Joseph Ackermann (1846)




"Eine zärtliche Mutter beweinte Tag und Nacht trostlos den frühzeitigen Tod ihres hoffnungsvollen und tugendhaften Sohnes; allein bei all diesen unnützen Tränen fiel es ihr niemals ein, das zu tun, was ihm geholfen hätte. Indessen seufzte der arme Sohn, der im Fegefeuer schmerzlich litt, bitter über diese so übelverstandene Zärtlichkeit, die ihm mehr schadete als nützte. Es gefiel aber dem allbarmherzigen Gott, sie über diesen Irrtum durch folgende Erscheinung zu belehren: Mitten in ihrer Trauer schien ihr nämlich einst, sie sehe einen Zug von Jünglingen, die sehr fröhlich und raschen Schrittes einer sehr schönen Stadt zugingen. Sie suchte daher mit begierigem Auge unter diesen auch ihren lieben Sohn, und sieh, zuletzt erblickte sie ihn, wie er voll großer Betrübnis, langsamen, schwankenden Schrittes den andern nachfolgte, allein durch ein nasses, schweres Trauerkleid, das er trug, daran gehindert war; und er sprach seufzend zu ihr: "Siehe da, Mutter! Dieses Kleid, das du mit deinen so vielen Tränen benetzest und schwer machest, hindert mich, mit den anderen Schritt zu halten! Lass doch einmal vom Wehklagen ab, und wenn du mich wahrhaft liebst, so befleiße dich, mir mit Gebet, Almosen und anderen guten Werken beizuspringen."


(Joseph Ackermann, 1846)

Freitag, 24. Juli 2015

Gedicht von L.W. Grothe




Es kommt, wie 's Gott gefällt


Ein Herz, das sich in Demut übet,
schaut auf zu Gott, des Auge wacht.
Und was es quält, was es betrübet,
verfliegt dann wie der Traum der Nacht.

Der Schöpfer will, dass wir uns freuen
in seiner großen, schönen Welt. 
Und ob uns mag das Schicksal dräuen,
getrost. Es kommt, wie 's Gott gefällt.



(L. W. Grothe)

Nackedei



Ein Herz liegt bloß. Der Trauer wegen.
Es gibt den ganzen Kummer preis.
Ich möcht' es gern in Watte legen,
dass es sich wohl behütet weiß.

Doch wehrt es sich. Es lässt sich prügeln
von einem Schmerz, der nie gekannt.
Wie gern würd' ich die Tränen zügeln,
weil 's gar so arg ums Herze stand.

Es ist der Tod. Der lässt es leiden.
Der legt das Herz so frank und frei.
Kein Schneider da, es zu bekleiden.
Der Tod macht es zum Nackedei.

Welch große Last. Wer hilft sie tragen?
Es braucht den HERRN vom Himmelszelt.
Er weiß das rechte Wort zu sagen,
weiß, wie man nackte Herzen hält.

Drum auf, oh Herz. Ruf' an den Retter,
auf dass er Trost und Schutz gewährt.
Nicht wende dich an falsche Götter!
Nur einer ist 's, der dich erhört.

Er wärmt das Herz, das so verloren.
Und wickelt es behutsam ein.
Im Leiden wird es neu geboren,
und niemals mehr wie vorher sein ...



(c) Bettina Lichtner



"Wenn du das Leben aushalten willst,
richte dich auf den Tod ein."


(Sigmund Freud)


Mittwoch, 22. Juli 2015

Vom rohen Ei



Mein Herz braucht einen Helm aus Stahl,
es stößt sich ständig wund.
Die Narben sind wohl ohne Zahl,
doch keine ohne Grund.

Es sickert ständig Schmerz heraus,
und hier und da ein Schwall.
Ein wahrlich ruinöses Haus.
Es bröckelt überall.

Ach, als es auf die Erde kam,
war 's ohne Weh und Au,
doch als das Leben Fahrt aufnahm,
da ward es grün und blau.

Erst recht, als du gestorben bist.
Da riss es mir entzwei ...
Mein einst so frohes Herzchen ist
nun wie ein rohes Ei:

Die Schale dünn, das Leben fort.
Zerbrechlich, leer und kalt.
Und doch kein gottverlassner Ort,
bloß eine Trübgestalt.


(c) Bettina Lichtner


"Auf einen Tag der großen Anteilnahme folgen all die Tage, an denen andere nicht mehr teilnehmen. Alles ist so zum Frieren kalt."

(Paul Walter Schäfer)

Trost-Zitat




"Was ist Trost anders, als eine Hilfe Gottes, die nicht die Oberfläche, sondern den Grund berührt. Das Unbegreifliche ist, dass der Trost durchs Wort kommt und sich als Kraft erweist. Trost ist immer bevollmächtigter Zuspruch für erschütterte und zerrissene Menschen, wieder zu vertrauen. So fassen durch Tröstungen Hoffnungslose wieder Hoffnung und Verbitterte lösen sich aus ihrer Verkrampfung. Trost führt übers Vertrauen in die Freude, denn Freude ist die andere Seite des Trostes. Wer ohne Trost lebt, vergeht vor Angst und verfällt traurig tötender Kraftlosigkeit. Das Gewesene ist nicht vergessen, aber man kann es jetzt annehmen. All das Nichtzuverstehende ist nicht mehr unerbittliches Schicksal, sondern Weg und Weisheit Gottes. So ist Gott nicht nur Tröster, sondern selbst der Trost."

(Paul Walter Schäfer)

Dienstag, 21. Juli 2015

Zitat von White Eagle



Welche Schicksalsschläge auch kommen mögen, besinne dich auf die Gegenwart Christi. Er wird bei dir sein. Er bringt dir Mut und Frieden. "Siehe, ich bin bei euch alle Tage".


(White Eagle)

Höllische Schritte




Einsame Schritte tun merkwürdig weh.
Unter mir Feuer und Scherben.
Schmerz über Schmerz, wo ich geh, wo ich steh.
Sag, warum musstest du sterben??????????????

Nirgendwo Halt, weder links, weder rechts.
Freunde verfallen ins Schweigen,
flüchten auch gerne des Tränengefechts.
Mutige werden zu Feigen.

Schreiendes Herz, hier ein Riss, dort ein Mal.
Seele, wie bist du beladen.
Tägliches Martern. Sekündliche Qual.
Nicht mehr zu heilender Schaden.

Todesgedanken! Was soll ich noch hier?
Einsame Schritte sind höllisch.
Selbstmordgelüste! Es zieht mich zu dir.
Alles in mir ist rebellisch.

Ach, diese Leere. So leer. Alles leer ...
Jedweder Sinn scheint verloren.
Was ich mir wünsche? Ich wünsche so sehr:
wär' ich doch nimmer geboren ...



(c) Bettina Lichtner


"Gemeinsam ertragenes Leid verbindet stärker als zusammen erlebtes Glück. Tränen binden fester aneinander als Lachen."

(Paul Walter Schäfer)




Sonntag, 19. Juli 2015

Gebet um Trost (von Johannes Arnd)



"O du Vater aller Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, des Zorn einen Augenblick währet, der du Lust hast zum Leben, und die Menschen sehr lieb hast, bei welchem seine Heiligen in Gnade sind, des Tun lauter Güte und Treue ist! Siehe, ich bin in großen Ängsten. Traurigkeit hat mich überfallen und Leiden ohne Zahl, nicht allein äußerlich, sondern auch in meinem Geiste innerlich, und wäre nicht Wunder, dass ich vor Leid verginge. Ach siehe, um Trost ist mir sehr bange; nimm dich meiner Seele herzlich an, dass sie nicht verderbe, dass der böse Feind dein Wort nicht aus meinem Herzen reiße, und mich nicht überrede, an deiner Liebe und Gnade zu zweifeln, oder dir nicht zu vertrauen. Ach, meine Seele ist voll Jammers, und mein Leben nahe bei der Hölle. Ich leide deine Schrecken, dass ich schier verzage. Ach HERR, ich leide Not, lindere mir 's. Erleuchte mich mit deinem Licht und Trost, dass ich in deinem Lichte sehen möge das Licht und dein freundlich Angesicht. Lass mich saugen und satt werden von den Brüsten deines Trostes, und erquicke mich, ehe ich hinfahre und nicht mehr hier bin. Ach Herr Jesu! Du hast alle müden Seelen zu dir gerufen, sie zu erquicken: Ach, ich bin mühselig und beschweret, äußerlich und innerlich. Du bist ja auch zur Zeit deines Leidens traurig und bis in den Tod betrübet gewesen, hast gezittert, gezaget und blutigen Angstschweiß geschwitzet, bist aber durch einen Engel vom Himmel gestärket. Darum um deiner heiligen Seelenangst willen mache mich deines Trostes teilhaftig, und lass mich nicht verzagen. Ach HERR, du bist ja in deinem höchsten Leiden mit Galle und Essig getränket worden; mildere mir meinen bitteren Kreuztrank. Ja, weil du nach deiner Auferstehung deine betrübten Jünger besucht, ihnen deine Hände und Füße als Trostspiegel gezeiget, so erscheine mir auch freundlich und tröstlich. Und ob ich ja mit Petro fiele, mit Thoma zweifelte, so bitte ich, HERR, du wollest mich nicht lassen irre gehen, sondern dies verlorene Schaf suchen, mir deine Wunden zeigen in deinen Händen und Füßen und in deiner Seite, dass ich nicht ungläubig, sondern gläubig sei, und dass ich mit Thoma sagen möge: Mein HERR und mein Gott! Und wenn der Satan mir seine feurigen Pfeile ins Herz schießet, so gib, dass ich ihm wieder die Nägel und den Speer, damit deine Wunden eröffnet, ins Herz schießen und ihn überwinden möge. O Gott Heiliger Geist, du Stärke der Schwachen, Trost der Betrübten, Kraft der Müden, aller Traurigen Fürsprecher, Beistand, Versicherung und Unterpfand! Ach stehe mir bei, wenn mich der Satan mit Unglauben und Verzweiflung angreifet, dass ich an deiner Gnade verzagen soll; wenn sich darob mein Herz ängstet und mit der Anfechtung kämpfet, mir aber derselbige Kampf viel zu schwer wird, so stehe mir bei, du wahrer und höchster Tröster in aller Not. Sei du meine Stärke, mein Sieg, meine Kraft, mein Licht, mein Heil, dass ich durch dich überwinde und die Krone des Lebens davon bringe. Amen."


(Johannes Arnd, 1612)

Donnerstag, 16. Juli 2015

Zitat von Carl Heinrich von Bogatzky




Der Tod ist dir gewiss, jedoch die Stunde nicht.
Bist du nun wohl bereit? O, denk an deine Pflicht.
Wie, wenn in diesem Nun die letzte Stunde käme,
und dich so, wie du bist, von dieser Erde nähme?
An diesem kleinen Punkt der gar so kurzen Zeit
hängt, o bedenk' es wohl, die lange Ewigkeit!
Und Gott hat diese Zeit deswegen dir gegeben,
dass du zur Ewigkeit, zu jenem Freudenleben
dich recht bereiten kannst! Was du nun in der Zeit
gesät, erntest du in jener Ewigkeit ...


(c) Carl Heinrich von Bogatzky

Mittwoch, 15. Juli 2015

Zitat von Martin Boos





"Wenn ein Kind aus dem Mutterleib in die Welt tritt, so sind gleich gute und verständige Leute da, die den fremden und unbehilflichen Ankömmling liebreich und sorgfältig aufnehmen und ihm auf alle Weise wohltun. Soll 's anders sein, wenn die Seele aus dem Leib in jene Welt tritt?" (Martin Boos)



Montag, 13. Juli 2015

Follower



Wir folgen den Verblichenen
ja alle hinterher.
Die allsamt schon Gewichenen
sind Mahnung uns und Lehr'.

Und doch, es wird der Mensch nicht klug,
der noch auf Erden weilt.
Er leert den Krug in schnellem Zug,
und eilt und eilt und eilt.

Er lebt bisweilen unbedacht.
Sein Blick erfasst ja kaum
des Schöpfers groß- und kleine Pracht.
Ihn hält die Uhr im Zaum.

Er fliegt und rast und rennt und stürmt
durch seine kleine Welt.
Hat reichlich Schätze aufgetürmt,
und dient allein dem Geld.

Er denkt ja an den Tode nicht.
Die Ahnenreihe lacht.
Sei weiß, dass bald auch sein Gesicht
in ihrer Mitte wacht.



(c) Bettina Lichtner



"Das Leben ist so kurz und jeder Augenblick darin viel wert, und ganze Tage werden verschlafen, ganze Jahre verträumt." (Joh. Holl)

Mittwoch, 8. Juli 2015

hope




Oh Hoffnung, ach, du Strohhalm mein.
Ich halt mich kräftig an dir fest.
Ich würde wohl verloren sein,
wenn du, oh Hoffnung, mich verlässt.

Ich hoff' mit jedem Schlag der Uhr,
dass mir der Tod begreiflich wird
von dem, des herzliche Natur
fortan dem lieben Gott gehört.

Ich hoff', dass wenn auch ich dahin,
er oben meiner wartend ist.
Wie froh ich dieser Hoffnung bin ...
Mir wird ja g'rad das Herz geküsst.

Ich hoff', der Trauer geht die Luft
und auch die Kraft in Bälde aus.
Der süße Wiedersehensduft
erfülle doch mein Seelenhaus.

Ich hoff' darauf, dass mir die Zeit
der Einsamkeit nicht allzu schwer.
Mir ist 's ja eine große Freud',
wenn ich der Welt den Rücken kehr' ...



(c) Bettina Lichtner




"Verachte nicht den Tod, sondern befreunde dich mit ihm, da auch er eines von den Dingen ist, die die Natur will." (Mark Aurel)



Donnerstag, 2. Juli 2015

Gedicht von Heinr. Lambrecht




Die Stufenalter des Lebens


Das Knäblein ruht an der Mutter Brust,
sich weder Leiden noch Freuden bewusst;
es lebt in der Kindheit unschuldigen Welt,
die Geist und Herz noch gefesselt hält.
Dahin, dahin flieht das Leben!

Der Knabe haschet nach jeglicher Lust,
doch schon füllen Träume die junge Brust;
er blicket staunend ins Leben hinein,
und sehnlich wünscht er schon groß zu sein.
Dahin, dahin flieht das Leben!

Dem Jüngling braust in den Adern das Blut,
er stürmt in die Welt mit feurigem Mut;
nichts ist zu erhaben und nichts ihm zu groß,
aus der Ferne lacht ihm das herrlichste Los.
Dahin, dahin flieht das Leben!

Ob Blut und Schweiß in Strömen auch rann,
den Stürmen des Schicksals trotzte der Mann.
Der Eiche gleicht er, vom Sturm nicht entrafft,
wie sie herrlich pranget in dauernder Kraft.
Dahin, dahin flieht das Leben!

In Mitten der Seinen sitzt sinnend der Greis,
es spielen die Enkel im traulichen Kreis;
da sieht er alles sich wieder erneu'n
und lächelt schmerzlich und schlummert ein.
Dahin, dahin flieht das Leben!


(c) Heinrich Gerhard Lambrecht (1812-1898)


Schade drum




Schade um die Augenblicke,
derer uns dein Tod beraubte.
Schade drum, zumal ich glaubte,
ewig, ewig währt das Glücke ...

Schade um das nicht Gesagte,
um die nicht geküssten Küsse,
um das ganze Ungefragte ....
's lässt mir lauter kleine Risse.

Schade um verpasste Ziele,
um die nie erlebten Stunden,
um verschwiegene Gefühle ...
's lässt mir lauter kleine Wunden.

Schade um die vielen Pläne,
die wir stundenlang geschmiedet.
Ach, ich weine Trän' um Träne,
bis auch meine Kraft ermüdet.

Schade um geraubte Zeiten.
Alles, was mir nun geblieben,
das sind die Vergangenheiten.
Und ein Herz, um dich zu lieben ...


(c) Bettina Lichtner



"Wer hat den Weg durchs wilde Meer gefunden,
der nie mit Todesstürmen stritt?
Es ist ein Herz mit seinen Wunden
mehr wert als eins, das niemals litt."

(Tiedge)