Mittwoch, 30. Januar 2019

Es küsst die Liebe meine Wunden



Es küsst die Liebe meine Wunden.
O, unsichtbare starke Kraft ...
Ich lass mir ihre Süße munden
in diesen bittren Trauerstunden,
eh mir der Lebensmut erschlafft.

Fürwahr, ich hätte sterben wollen,
nachdem mein Liebster ..... tot, ach tot.
Mein Herz, zum Bersten angeschwollen
mit Tränen, die ins Freie wollen.
Nie kannt' ich solche Seelennot.

Die Einsamkeit ward mir zur Hölle.
Die Welt auf einmal lichterleer.
In meinem Leib wohl keine Stelle,
die nicht in lichterloher Helle
von heißem Schmerz betroffen wär'.

Als gäb' es weiter nichts als Nächte.
Als säh' die Sonne meiner nicht.
Die Finsternis, wie sie mich schwächte ...
Mich dünkte, dass ich sterben möchte,
da sah ich dieses zarte Licht.

Verschwommen wie ein Nebelschleier,
doch leuchtend, leuchtend! Gotteskraft.
Die Liebe war es! Not-Befreier.
Wie war der Augenblick mir teuer!
Die Liebe hat mich aufgerafft.

Sie packte mich am Trauerschopfe
und zog mich sanft zum Sonnenschein.
Und tut es noch! Und ich, ich klopfe
ans Lebenstor und fülle, stopfe
mir Dank ins wache Herz hinein.

Und so verlor der Tod den Schrecken,
den er mir gestern noch gebracht.
Die Liebe kam, mich zu erwecken,
und 's Hoffnungslose zu bedecken.
O, unsichtbare Liebesmacht.


(c) Bettina Lichtner