Sonntag, 14. Oktober 2018

Unser Vater im Himmel



Unser Vater im Himmel.
(Matthäus 6, 9)


In dieser Anrede ist eigentlich das ganze Vaterunser beschlossen; sie gibt den Grundton an, der das ganze Gebet durchklingt.

Welch ein Meer von Trost liegt schon in dem einen Wort: VATER ! Den aller Himmel Himmel nicht fassen können, und der die Welt trägt auf seinem gewaltigen Arm, der ist in Christus mein Vater geworden. Er meint es mit mir wie ein Vater; er lenkt meine Wege als mein Vater; er sorgt für mich recht väterlich. Was mir Liebes begegnet, ist ein Gruß von ihm. Wenn die Stürme mich umbrausen, seine Hand hält das Steuer. Wenn alle Lichter mir erlöschen und es ganz dunkel wird um mich her, dieser eine Stern durchleuchtet auch die dunkelste Nacht: Gott ist mein Vater !!

Und dieser Vater ist im Himmel; er kann schaffen, was er will. Er ist beides zugleich: Allmacht und Liebe. Seine Allmacht steht im Dienst seiner Liebe, und seine Liebe ist niemals Ohnmacht. Er kann geben, was wir beten, und er gibt über Bitten und Verstehen.

So kann ich still und getrost meine Straße ziehen: Ich bin nicht allein; der Vater ist bei mir. So kann ich alles, was mich drückt und quält, in sein Herz ausschütten; denn er hört auf sein Kind. So brauche ich auch um die Meinen nicht zu sorgen; denn er ist nicht nur  m e i n  Vater, sondern   u n s e r  Vater. Die Meinen sind auch die Seinen. Und wenn sie auch fern von mir sind, --- so oft ich das Vaterunser bete, finde ich mich mit ihnen zusammen an des Vaters Herzen.

Ich will mich nicht mehr selber führen,
der Vater soll das Kind regieren. Amen.


(c) Dr. Paul Conrad (1865-1927)