Montag, 30. Januar 2017
Geistlicher Liedtext
Mein Herz, gib dich zufrieden
und bleibe ganz geschieden
von Sorge, Furcht und Gram!
Die Not, die dich jetzt drücket,
hat Gott dir zugeschicket;
sei still und halt dich wie ein Lamm!
Mit Sorgen und mit Zagen
und unmutsvollen Klagen
häufst du nur deine Pein.
Durch Stillesein und Hoffen
wird, was dich jetzt betroffen,
erträglich, sanft und lieblich sein.
Kann 's doch nicht ewig währen;
oft hat Gott unsre Zähren,
eh man 's meint, abgewischt,
wenn 's bei uns heißt: Wie lange
wird mir so angst und bange!
So hat er Leib und Seel erfrischt.
Gott pflegt es so zu machen,
nach Weinen schafft er Lachen,
nach Regen Sonnenschein;
nach rauen Wintertagen
muss uns der Lenz behagen;
er führt in Höll und Himmel ein.
Indes ist abgemessen
die Last, die uns soll pressen,
auf dass wir werden klein.
Was aber nicht zu tragen,
darf sich nicht an uns wagen,
und sollt 's auch nur ein Quentlein sein.
Denn es sind Liebesschläge,
wenn ich es recht erwäge,
womit er uns belegt.
Nicht Schwerter, sondern Ruten
sind 's, damit Gott zum Guten
die Seinigen hienieden schlägt.
Er will uns dadurch ziehen
zu Kindern, die da fliehen
das, was ihm missbehagt,
den alten Menschen schwächen,
den Eigenwillen brechen,
die Lust ertöten, die uns plagt.
Er will uns dadurch lehren,
wie wir ihn sollen ehren
mit Glauben und Geduld.
Und sollt er uns in Nöten
auch lassen, ja gar töten,
uns doch getrösten seiner Huld.
Denn was will uns auch scheiden
von Gott und seinen Freuden,
dazu er uns versehn?
Man lebe oder sterbe,
so bleibet uns das Erbe
des Himmels ewiglich doch stehn.
Ist Christus unser Leben,
so muss uns, seinen Reben,
der Tod sein ein Gewinn.
Er mag die Leibeshöhle
zerbrechen, doch die Seele
fliegt auf zum Bau des Himmels hin.
Drum gib dich ganz zufrieden,
mein Herz, und bleib geschieden
von Sorge, Furcht und Leid!
Vielleicht wird Gott bald senden,
die dich auf ihren Händen
hintragen in die Herrlichkeit.
(Johann Anastasius Freylinghausen, 1670-1739)
Sonntag, 29. Januar 2017
Ruhe im Gemüt
"Die Friedhöfe sind ja nicht für die Toten, sondern für die Lebendigen. Der Lebende feiert dort das Andenken an die ihm vorangegangenen Geliebten, und er feiert seine künftige Friedhofsruhe. Der Lebende empfindet in seinem Gemüte Ruhe, wenn er an den Schläfer denkt, der von Drangsal erlöst ist. Niemand geht unbelohnt über Kirchhofserde; diese Schollen kühlen die Leidenschaften und erwärmen die Herzen, und nicht allein des Todes Frieden steht auf den Blumenhügeln, sondern auch des Lebens Wort."
(Peter Rosegger, 1843-1918)
Sonntag, 22. Januar 2017
Sie sind nicht tot, sie leben!
"Wenn wir am Sterbebett einer geliebten Seele stehen und sehen, wie alles Irdische so gar nichtig und vergänglich ist, wie Anmut, Schönheit, Bildung, Gescheitheit dahinsinkt, wie alle Herrlichkeit der Welt verwelkt und abfällt gleich einer Blume - was für gewaltige Lehren werden einem da ins Herz hineingerufen. Hast du am Sterbebett deiner Lieben gar inne werden dürfen, dass der treue Herr und Heiland bei ihnen gestanden und ihr Siechbett in ein Siegesbett verwandelt, dass Er ihnen Seine Güte und Freundlichkeit zu schmecken gegeben hat - hast du den Trost, dass sie im Herrn gestorben und nun bei Ihm sind allezeit -, o dann ist dir ein überaus reicher Segen geschenkt, der dich nicht tief genug zur Demut beugen und nicht hoch genug zum Lob und Dank erheben kann. Der Herr weiß, wie lieb du die Deinen hast; Er hat sie zu sich genommen, du sollst sie wiederbekommen, aber freilich nur dann, wenn du selber zu Ihm kommst, Ihm nachfolgst, bei Ihm verharrst bis ans Ende. Du darfst deine Liebsten nur dann wiedersehen und an dein Herz drücken, wenn du in der Gemeinschaft Christi bleibst. Würdest du aber als ein Kind der Welt hinleben und hinsterben, dann müsstest du in die Hölle fahren, und bliebest zugleich ewig geschieden von deinen Lieben, die beim Herrn im Himmel sind. Der Heimgang deiner Lieben soll ein rechtes Heimweh nach oben in dir erwecken, er soll ein neues Band mit der oberen Gemeinde werden. Wer eine herzliche treue Liebe zu seinen Heimgegangenen hat, dem wird ihr Heimgang zu einem Magnet, der seine Seele nach oben zieht, dem wird sein eigenes Sterben leichter. Ja, soll ein Mensch, der mit seinem Herzen droben lebt, nicht oft sehnsüchtig nach dem Tag seiner Abfahrt und Auffahrt ausschauen? Nun, lieber Trauernder, sei stille in deinem Leiden, gehe willig den sauren Weg, den der Herr dich gehen heißt. Seine Wege sind oft krumm und doch gerade. Auch wenn Er nimmt, will Er geben. Deine Lieben, die in Ihm gestorben sind, sind nicht verloren, sondern aufs Beste aufgehoben in Seinen treuen Händen. Sie sind nicht tot, sie leben. Gönne ihnen ihre Ruhe und Seligkeit. Du sollst sie einst mit unaussprechlicher Freude wiedersehen, wenn du dem Herrn nachfolgst. Tue das, so wirst du Trost und Frieden haben hier und ewige Freude dort und mit deinen Lieben Seine Wunderwege, Seine Liebe und Treue preisen."
(Pfarrer Heinrich Guth, 1829-1889)
Samstag, 21. Januar 2017
Grämt euch nicht ...
"Grämt euch nicht, meine Lieben! Ich scheide nicht auf ewig von euch. Ich gehe aus diesem Jammertal hinüber ins bessere ewige Leben. Freuen soll es euch, mich bald am Ort der ewigen Wonne zu wissen!"
(Johann Oecolampadius, Prediger und Reformator, 1531)
Mittwoch, 18. Januar 2017
Liedtext von Paul Gerhardt
Ach treuer Gott, barmherzig's Herz,
des Güte sich nicht endet,
ich weiß, dass mir dies Kreuz und Schmerz
dein Vaterherze sendet.
Ja, Herr, ich weiß, dass diese Last
du mir aus Lieb erteilet hast
und gar aus keinem Hasse.
Denn das ist allzeit dein Gebrauch:
wer Kind ist, muss was leiden,
und wen du liebst, den stäupst du auch,
schickst Trauern vor den Freuden;
führst uns zur Hölle, tust uns weh
und führst uns wieder in die Höh',
und so geht eins ums ander.
Das hat, Herr, dein geliebter Sohn
selbst wohl erfahr'n auf Erden,
denn eh er kam zum Ehrenthron,
musst er gekreuzigt werden;
er ging durch Trübsal, Angst und Not,
ja durch den herben, bittern Tod
drang er zur Himmelsfreude.
Hat nun dein Sohn, der fromm und recht,
so willig sich ergeben,
was will ich armer Sündenknecht
dir viel zuwider streben?
Es ist der Spiegel der Geduld,
und wer sich sehnt nach seiner Huld,
der muss ihm ähnlich werden.
Ach liebster Vater, wie so schwer
ist 's der Vernunft, zu gläuben,
dass du demselben, den du sehr
schlägst, solltest günstig bleiben!
Wie macht doch Kreuz so lange Zeit,
wie schwerlich will sich Lieb und Leid
zusammen lassen reimen.
Was ich nicht kann, das gib du mir,
o höchstes Gut der Frommen,
gib, dass mir nicht des Glaubens Zier
durch Trübsal werd entnommen.
Erhalte mich, o starker Hort,
befest'ge mich in deinem Wort,
behüte mich vor Murren!
Bin ich ja schwach, lass deine Treu
mir an die Seite treten,
hilf, dass ich unverdrossen sei
zum Rufen, Seufzen, Beten.
Solang ein Herze hofft und gläubt
und im Gebet beständig bleibt,
solang ist 's unbezwungen.
Ach Jesu, der du worden bist
mein Heil mit deinem Blute,
du weißt gar wohl, was Kreuze ist,
und wie dem sei zumute,
den Kreuz und großes Unglück plagt;
drum wirst du, was mein Herze klagt,
gar gern zu Herzen fassen.
Ich weiß, du wirst in deinem Sinn
mit mir Mitleiden haben,
und mich, wie ich 's jetzt dürftig bin,
mit Gnad' und Hülfe laben.
Ach stärke meine schwache Hand,
ach heil und bring in bessern Stand
das Straucheln meiner Füße!
Sprich meiner Seel' ein Herze zu
und tröste mich aufs Beste,
denn du bist ja der Müden Ruh',
der Schwachen Turm und Feste,
ein Schatten vor der Sonnen Hitz'
ein' Hütte, da ich sicher sitz'
im Sturm und Ungewitter.
Und weil ich ja nach deinem Rat
hier soll ein wenig leiden,
so lass mich auch in deiner Gnad'
als wie ein Schäflein weiden,
dass ich im Glauben die Geduld
und durch Geduld die edle Huld
nach schwerer Prob' erhalte.
O heil'ger Geist, du Freudenöl,
dass Gott vom Himmel schicket,
erfreue mich, gib meiner Seel',
was Mark und Bein erquicket!
Du bist der Geist der Herrlichkeit,
weißt, was für Freud' und Seligkeit
mein in dem Himmel warte.
Daselbst wirst du in ew'ger Lust
aufs Süßte in mir handeln,
mein Kreuz, das dir und mir bewusst,
in Freud' und Ehre wandeln.
Da wird mein Weinen lauter Wein,
mein Ächzen lauter Jauchzen sein.
Das glaub ich, hilf mir! Amen.
(Paul Gerhardt, 1607-1676)
Dienstag, 17. Januar 2017
Wir sterben so verschieden
Der Eintritt ins Leben ist bei allen Menschen so ziemlich gleich, aber der Austritt aus demselben überaus verschieden! Der eine stirbt früh, der andere spät. Der eine plötzlich, der andre erst nach langem Siechtum. Der eine hart, der andre leicht. Der eine selig, der andre unselig ...
(Pfarrer Heinrich Guth, 1829-1889)
Montag, 16. Januar 2017
Durchs Kreuz zur Krone!
"Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert." (Matth. 10, 38)
So spricht unser Herr und Heiland. Zu Seiner Nachfolge gehört auch das Kreuztragen. Das Kreuz tut weh, aber es ist heilig und heilsam. Es führt und treibt zu Gott. Was ist das Kreuz anders, als ein Seil der Liebe, das Gott vom Himmel auf die Erde zu uns herablässt, um uns daran zu sich hinaufzuziehen? Von Kreuzträgern, die sich so ziehen lassen, gilt auch das Wort des Herrn: "Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." (Jes. 31, 3). Das Kreuz lehrt beten. Die heilige Bet-Kunst wird am besten auf der Hochschule "Leiden" gelernt. Das zeitliche Leiden soll uns vor dem ewigen Leiden bewahren. Drum sagt der Apostel Paulus (1. Kor. 11, 32): "So werden wir vom Herrn gezüchtigt, dass wir nicht samt der Welt verdammt werden." O, liebe Seele, wenn dich ein Leiden drückt, denk, wozu es Gott dir schickt! Weiter sagt Paulus (Apostelgeschichte 14, 22), dass wir durch viel Trübsal gehen müssen ins Reich Gottes. "Selig ist der Mensch, der die Anfechtung erduldet: denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott denen verheißen hat, die Ihn lieb haben." (Jakobus 1, 12). Also durchs Kreuz zur Krone! Das Kreuz ist der Hammer, mit dem uns Gott vom Steinbruch der Welt lossprengen will, und zugleich der Meißel, wodurch Er uns zurichten will zu lebendigen Steinen an dem geistlichen Tempel, von dem Christus der Eckstein ist. Das Kreuz ist das Feuer, in das uns der himmlische Schmelzer hineinwirft, um die Schlacken der Sünde von dem Gold unseres Glaubens zu scheiden, um uns so zu läutern, dass Sein Bild in uns erglänzt. Wenn wir den Segen des Kreuzes recht bedächten, dann würden wir es übergolden. Dem Anschein nach sind Kreuzträger gar unglückliche, bedauernswerte Menschen, aber die Ewigkeit wird es klar machen, dass das, was die Welt Unglück nannte, gerade ihr Glück war. Schon hier erkennen es Kreuzträger oft hell und klar, dass der Herr sie nur aus Liebe züchtigt. Hier unten nennt man das Kreuz "eine Bürde", droben "eine Würde", die nicht jedem widerfährt.
"Je größer das Kreuz, je näher der Himmel." ... "Je größer das Kreuz, je bessere Christen." ... "Je größer das Kreuz, je stärker der Glaube." ... "Je größer das Kreuz, je schöner die Krone."
"Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten." (Psalm 126, 5)
Wir sollten ganz durchdrungen sein von dem Gedanken: einer gottliebenden Seele muss alles zum Besten dienen! "Gelobt sei der Herr für ALLES."
Ein Kirchenlehrer aus dem 5. Jahrhundert vergleicht das Kreuz mit einer Presse, welche die Oliven drückt, damit Öl aus ihnen fließe, und die Trauben, damit sie süßen Wein geben. Das Kreuz ist eine heilsame Arznei, zwar bitter im Geschmack, süß aber und sehr lieblich in der Frucht und Wirkung.
Die fromme Landgräfin Elisabeth von Thüringen (gest. 1231) sagt: "Wir müssen uns wohl Trübsale gerne gefallen lassen. Es geht uns hierin wie mit dem Schilf, das im Wasser wächst. Schwillt das Wasser über, so beugt sich das Schilf und taucht unter; und das Wasser fließt drüber hin, ohne es zu verletzen. Läuft das Wasser ab, so richtet sich das Schilf wieder auf und wächst in seiner Kraft frisch und fröhlich. So müssen auch wir zuweilen gebeugt und gedemütigt werden, damit wir uns nachher, wenn die Trübsal vorüber ist, frisch und fröhlich wieder aufrichten."
Der Mensch muss immer ein Kreuz tragen, so er anders ein guter Mensch sein oder zum ewigen Leben kommen will. Dies alles hat der ewige Sohn Gottes Jesus Christus getragen und haben es Alle nach Ihm getragen, die Seine allerliebsten Freunde gewesen sind. Der Weg des Kreuzes ist der königliche Weg. Das Erdenleben ist ein Kreuzesleben. Da das Leben Christi ein Kreuz war, muss auch das Leben des Christen ein Kreuz sein. Wenn du ein Kreuz abwirfst, wirst du ohne Zweifel ein anderes finden und vielleicht ein schwereres. Luther führte in seinem Siegel eine weiße Rose, darüber ein Kreuz mit der Unterschrift: "Des Christen Herz auf Rosen geht, zumal wenn 's unterm Kreuze steht."
Für ein Quentchen Kreuz auf Erden, wird Gott im Himmel hundert Zentner Freude geben. Die Not zwingt zum Beten und drückt manchen Seufzer heraus, der bei guten Tagen wohl stecken geblieben wäre. O, segnet die Zeit der Angst: Denn während man sich ängstigt, betet man, und während man betet, ist man frei von sündlichen Gedanken. Da uns der Herr im Leid demütigt, macht Er uns groß. Ohne Leidenswege werden uns Menschen Gottes Wege und Wunder nicht offenbar. Gott schafft aus der Finsternis das Licht, und aus dem Tod das Leben. Wer Jesus nachfolgen will, der muss sich zum Kreuztragen entschließen. Durchs Leiden zu gehen, lernt sich schwer und doch muss es gelernt werden, um ins Leben der Wahrheit und der Herrlichkeit fortschreiten zu können. Das Leiden und das Opfer erlässt Gott Seinen Liebsten nicht, sondern gerade je höher Er sie hinaufführen will, je tiefer führt Er sie vorher hinab! Man sehe das Kreuz nicht als eine schwere, unerträgliche Last an, sondern ringe danach, sich über jede Demütigung zu freuen und sie hinzunehmen. Das Tal der Trübung wird uns zur Pforte der Hoffnung, das dunkle Todes-Tal führt uns zum ewigen Licht.
(Pfarrer Heinrich Guth, 1829-1889)
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