Freitag, 30. September 2016

M Ü S S E N


"Wir müssen durch viel Trübsale in das Reich Gottes gehen." (Apostelgeschichte 14, 22)


Da steht das harte Wort "müssen". Wie ein Felsblock liegt es uns im Wege. Wir können nicht an ihm vorüber; wir können ihn auch nicht wegschaffen. Das Leiden ist göttlicher Ratschluss, ist göttliche Notwendigkeit; es ist eine Sache, die uns nicht erspart werden kann.

Aber warum? Dieses entsetzliche Warum, das uns auf Schritt und Tritt begleitet. Wir wissen keine Antwort darauf. Gott hat uns nicht gefragt, ob er uns das Leiden schicken soll. Er braucht uns auch nicht als seine Verteidiger.

Es wäre noch schöner, wenn wir auf alle Warum eine Antwort wüssten. Dann könnten wir ja Gott alles, was er denkt und tut, nachdenken und nachrechnen. Dann wäre er ja nicht größer als wir. Gott muss andere Gedanken haben als wir. Sonst wäre er nicht Gott.

Aber das müssen wir festhalten: Seine Gedanken sind nicht nur andere als unsere, sondern auch besser, höher, tiefer. Sie sind eben göttlich. Er wird schon wissen, was er tut, und warum er es tut. Er wird schon wissen, warum er dem einen dies, dem anderen jenes Leiden schickt.

Das muss uns genügen. Sorgen wir nur dafür, dass wir das Leiden bestehen und Gottes Absichten durch unser Verhalten nicht zuschanden machen. Viel Trübsale - das ist unser Weg. Ins Reich Gottes - das unser Ziel.

Es kann und mag nicht anders werden:
Alle Menschen müssen leiden;
was webt und lebet auf der Erden,
kann das Unglück nicht vermeiden. Amen.

(Dr. Paul Conrad, 1865-1927)